Im malerischen Oberammergau, bekannt für seine jahrhundertealte Tradition der Passionsspiele, fand kürzlich das Heimatsound Festival statt, das von den Veranstaltern als ein Ort beschrieben wird, an dem die alpenländische Musikszene unkonventionelle Wege geht. An einem Ort, der normalerweise mit der Kreuzigung Jesu assoziiert wird, erlebten die Besucher ein Wochenende voller Musik und kultureller Vielfalt. Das Festival, das am 2. und 3. August 2024 stattfand, zog Künstler und Bands aus dem gesamten deutschsprachigen Alpenraum an und bot ein breites Spektrum an Musikstilen, darunter Rock, Brass, Hip-Hop und traditionelle Heimatklänge.
Das Heimatsound Festival hat sich über die Jahre zu einer Plattform entwickelt, die nicht nur lokale Talente, sondern auch internationale Acts anzieht. Mit einem Konzept, das sich von Genre-Festivals abhebt, zogen die Veranstalter ein Publikum an, das an einem facettenreichen Musikangebot interessiert ist. Mitorganisator Frederik Mayet erklärte: „Wir sind kein Genre-Festival.“ Diese Offenheit gegenüber verschiedenen Musikstilen hat das Festival in der Region beliebt gemacht.
In diesem Jahr reichte die Bandbreite der auftretenden Künstler von My Ugly Clementine, einer Indie-Rock-Band aus Salzburg, über die bayerische Band Dreiviertelblut, bis hin zu Josh, bekannt für seinen Hit „Cordula Grün“. Auch die Brass-Band Shantel & Bucovina Club Soundsystem und Nachwuchsbands wie Falschgeld traten auf. Das Festival bot somit eine Plattform für etablierte Künstler sowie für aufstrebende Talente, die ihre Musik einem breiten Publikum präsentieren konnten.
Das Passionstheater, in dem das Festival stattfand, hat eine lange Geschichte. Alle zehn Jahre wird hier die Passionsaufführung inszeniert, die auf ein Gelübde aus dem Jahr 1634 zurückgeht. Die Oberammergauer versprachen, die Passion aufzuführen, wenn die Pest aus ihrem Dorf verschwindet. Seitdem ist das Theater ein wichtiges kulturelles Zentrum, das nicht nur für religiöse Aufführungen, sondern auch für moderne Musikveranstaltungen genutzt wird.
Ein wichtiger Bestandteil des Heimatsound Festivals ist die Gemeinschaft. Viele Besucher sind Stammgäste und bringen ihre Freunde und Familien mit, um das Festivalerlebnis zu teilen. „Wir sind Wiederholungstäter“, sagten einige Gäste, die von Anfang an dabei sind. Zelten und das gesellige Beisammensein gehören zum Festival dazu und schaffen eine entspannte Atmosphäre, die den Besuchern die Möglichkeit gibt, sich zwischen den Auftritten auszutauschen und neue Bekanntschaften zu schließen.
Mit über 400.000 Besuchern bei den letzten Passionsspielen im Jahr 2022 und der bevorstehenden Passion 2030 scheint Oberammergau als touristisches Ziel und kulturelles Zentrum weiter an Bedeutung zu gewinnen. Das Heimatsound Festival hat sich als festes Element im Veranstaltungskalender etabliert und trägt dazu bei, Oberammergau als „Bairisch Woodstock“ zu positionieren.
Das Heimatsound Festival in Oberammergau steht symbolisch für die Verschmelzung von Tradition und Moderne. Es zeigt, dass es möglich ist, alte kulturelle Werte zu bewahren und gleichzeitig Raum für neue, innovative Ausdrucksformen zu schaffen. Die Besucher des Festivals erleben nicht nur musikalische Darbietungen, sondern auch ein Gefühl der Gemeinschaft und Zugehörigkeit, das über die Musik hinausgeht. Oberammergau bleibt damit ein Ort, an dem sowohl Geschichte als auch zeitgenössische Kultur gefeiert werden.
