19.10.2024
Herausforderungen der Rückkehr des Luchses in Sachsen

Artenschutz: Ausgewilderter Luchs Anton attackiert Ziegen

Im Westerzgebirge hat der neu ausgewilderte Luchs Anton in der Nacht zum 6. September 2024 eine Ziege getötet und eine weitere verletzt. Die Vorfälle ereigneten sich auf einer Wiese am Waldrand, wo die Ziegen angebunden waren und nicht durch einen Elektrozaun geschützt wurden. Diese Informationen wurden vom Landesumweltamt bekannt gegeben.

Anton wurde Ende August 2024 in die Freiheit entlassen und hat sich seitdem nur zögerlich in seinem neuen Lebensraum eingelebt. Das Landesumweltamt hat die Fachstelle Wolf mit der Untersuchung des Vorfalls beauftragt. Es wird betont, dass Tierhalter in der Umgebung von Eibenstock und Schönheide dazu aufgefordert werden, ihre Nutztiere besonders in der Nähe von Wäldern nicht ungeschützt zu lassen. Dies soll verhindern, dass Anton auf die Weidetiere geprägt wird.

Die Entscheidung, Anton auszuwildern, ist Teil eines größeren Projekts, das darauf abzielt, die Luchspopulation in Sachsen wiederherzustellen. In den letzten Monaten wurden im Rahmen des Projekts RELynx Sachsen insgesamt fünf Luchse im Westerzgebirge ausgewildert. Neben Anton wurden auch die beiden männlichen Luchse Juno und Chapo sowie die Weibchen Nova und Alva, die im Schweizer Jura gefangen wurden, in die Region gebracht.

Das Landesumweltamt hat darauf hingewiesen, dass Luchse normalerweise Rehe als Hauptbeute haben und Nutztiere selten angreifen. Anton, der in Gefangenschaft geboren wurde, hat jedoch wenig Erfahrung im Jagdverhalten. Es wird vermutet, dass er die Ziege möglicherweise zunächst für ein Reh gehalten hat. Experten empfehlen, dass Tierhalter Weidezäune mit einer Höhe von mindestens 105 Zentimetern und einer elektrischen Sicherung installieren, um ihre Tiere besser zu schützen.

Die Fachstelle Wolf hat auch darauf hingewiesen, dass mögliche Übergriffe auf Nutztiere innerhalb von 24 Stunden gemeldet werden sollten, damit ein Rissgutachter den Vorfall überprüfen kann. Diese Maßnahmen sind Teil der Bemühungen, die Luchspopulation in Sachsen bis 2027 auf insgesamt 20 Tiere zu erhöhen. Die Wiederansiedlung der Luchse erfolgt durch Wildfänge aus der Schweiz und Zuchttiere aus Zoos.

Die Rückkehr des Luchses in die sächsische Natur ist ein wichtiger Schritt im Artenschutz, da die Tierart in Deutschland als gefährdet gilt. Die größten Luchspopulationen befinden sich derzeit im Harz und im Bayerischen Wald. Das Projekt zur Wiederansiedlung wird auch in Thüringen und Baden-Württemberg unterstützt, um die Artenvielfalt in diesen Regionen zu fördern.

Die Vorfälle rund um Anton werfen Fragen zur Koexistenz von Wildtieren und landwirtschaftlichen Betrieben auf. Es ist entscheidend, dass Tierhalter geeignete Schutzmaßnahmen ergreifen, um ihre Nutztiere zu schützen und gleichzeitig die Rückkehr gefährdeter Arten zu unterstützen. Die Fachstelle Wolf bietet daher Beratungen und Unterstützung für Landwirte an, um effektive Herdenschutzmaßnahmen zu implementieren.

Insgesamt ist die Situation um den Luchs Anton ein Beispiel für die Herausforderungen und Chancen, die mit dem Artenschutz verbunden sind. Während die Rückkehr des Luchses in die sächsische Wildnis begrüßt wird, ist es wichtig, dass sowohl die Bedürfnisse der Wildtiere als auch die der Landwirte respektiert und berücksichtigt werden.

Die Entwicklungen rund um Anton und die Reaktionen der Tierhalter werden weiterhin beobachtet, um sicherzustellen, dass sowohl der Artenschutz als auch die landwirtschaftlichen Interessen in Einklang gebracht werden können.

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