Die ostthüringische Stadt Hirschberg steht erneut ohne Bürgermeister da. Wie die Zeit und der MDR berichten, hat der bei der Stichwahl Ende Oktober gewählte Kandidat Roland Schricker das Amt abgelehnt – und das bereits zum zweiten Mal. Damit müssen die Bürger der 2.200-Einwohner-Stadt voraussichtlich im kommenden Jahr zum fünften Mal an die Wahlurnen.
Die Suche nach einem neuen Stadtoberhaupt begann bereits im Mai dieses Jahres, nach dem Ende der Amtszeit des langjährigen Bürgermeisters Rüdiger Wohl, der die Stadt 41 Jahre lang geführt hatte – den Großteil davon im Hauptamt. Aufgrund des Bevölkerungsrückgangs ist der Posten inzwischen jedoch nur noch ehrenamtlich mit einer Aufwandspauschale verbunden.
Bei der Kommunalwahl im Mai gab es keine offiziellen Kandidaten. Die Bürger konnten Namen auf die Wahlzettel schreiben. Die beiden Meistgenannten, Roland Schricker und Benjamin Lill, traten in einer Stichwahl gegeneinander an. Schricker ging als Sieger hervor, lehnte das Amt jedoch ab. Wie die MDR berichtete, begründete er seine Entscheidung damals damit, dass er von der Aufwandsentschädigung nicht leben könne.
Im Oktober folgte der nächste Versuch: Erneut keine Kandidaten auf dem Wahlzettel, erneut Schricker und Lill in der Stichwahl, erneut ein Sieg für Schricker – und nun die erneute Absage. Wie der MDR berichtet, habe Schricker auch vor der zweiten Wahl erklärt, dass er das Amt nur antreten könne, wenn er eine andere berufliche Perspektive finde. Offenbar blieb die Suche erfolglos.
Bis ein neuer Bürgermeister gefunden ist, führt die erste Beigeordnete Patricia Duch die Amtsgeschäfte ehrenamtlich weiter. Laut MDR soll vorerst keine weitere Wahl stattfinden. Sollte die Suche nach einem Bürgermeister weiterhin erfolglos bleiben, könnte die Kommunalaufsicht des Landratsamtes einen staatlichen Beauftragten einsetzen.
Der Fall Hirschberg wirft ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten, Kandidaten für ehrenamtliche Bürgermeisterposten in kleineren Gemeinden zu finden, insbesondere wenn die finanzielle Entschädigung als unzureichend empfunden wird. Die Mitteldeutsche Zeitung berichtet in einem anderen Kontext über die Herausforderungen bei der Organisation von Wahlen und die Gewinnung von Wahlhelfern.
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