19.10.2024
Inklusion im Alltag: Alessia W. fördert Kinder in der Kita

Fußball mit Alessia: Menschen mit Beeinträchtigung als Betreuer in der Kita

In den letzten Jahren hat sich die Einstellung von Menschen mit Beeinträchtigungen in verschiedenen Arbeitsbereichen erheblich verändert. Eine der bemerkenswertesten Entwicklungen ist die gesetzliche Neuregelung, die es für Betriebe einfacher macht, Menschen mit Beeinträchtigungen einzustellen. Dies hat auch Alessia W. ermöglicht, eine Stelle in einem Kindergarten zu bekommen, was sowohl für sie als auch für die Kinder von großem Nutzen ist.

Alessia W. ist 25 Jahre alt und hat eine Lernbehinderung. Sie arbeitet in einer Kindertagesstätte im Seniorenzentrum in Schwalbach, wo sie mit Kindern im Alter von fünf und sechs Jahren zusammenarbeitet. Ihre Rolle ist nicht nur die einer Hilfskraft, sondern sie agiert auch als Spielerin, Trainerin und Schiedsrichterin, wenn die Kinder Fußball spielen. Alessia ist Mitglied in einem Fußballverein, der Eintracht Hattersheim, und bringt ihre Leidenschaft und ihr Wissen in die Betreuung der Kinder ein.

Die Kinder, die in der Kita betreut werden, profitieren von Alessias Engagement und ihrer Fähigkeit, sich in ihre Welt hineinzuversetzen. Sie ist nicht nur eine Betreuerin, sondern auch eine Freundin, die die Kinder ermutigt und ihnen hilft, Konflikte zu lösen. Wenn es zu Streitigkeiten kommt, ist es Alessia, die die Kinder anleitet, ihre Positionen auszudrücken und Lösungen zu finden. Diese Fähigkeiten sind für die soziale und emotionale Entwicklung der Kinder von großer Bedeutung.

Die gesetzliche Grundlage für Alessias Anstellung ist das „Gesetz zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarktes“, das Anfang des Jahres in Kraft trat. Dieses Gesetz erleichtert es Menschen mit Beeinträchtigung, auf einem sogenannten „betriebsintegrierten Beschäftigungsplatz“ zu arbeiten. Dies bedeutet, dass sie in regulären Arbeitsumgebungen tätig sein können, anstatt in geschützten Werkstätten zu verbleiben. Arbeitgeber profitieren ebenfalls von diesem Modell, da es ihnen ermöglicht, qualifizierte Mitarbeiter mit Beeinträchtigungen einzustellen.

Alessia hat ihre berufliche Laufbahn im Hattersheimer Schlockerhof begonnen, einem Betrieb, der Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigt. Dort hat sie verschiedene Tätigkeiten erlernt und sich auf ihre zukünftige Rolle in der Kita vorbereitet. Ralf Thies, Fachkraft für berufliche Integration und Alessias Betreuer, hat sie während dieser Zeit unterstützt und gefördert. Thies ist überzeugt, dass Alessia mehr kann, als sie zunächst dachte, und hat sie ermutigt, neue Herausforderungen anzunehmen.

Die Vorbereitung auf ihre Anstellung in der Kita war schrittweise und behutsam. Alessia hat zunächst eine Woche lang hospitiert, gefolgt von einem Praktikum, bevor sie schließlich als Hilfskraft eingestellt wurde. Diese strukturierte Herangehensweise hat es ihr ermöglicht, sich in die neue Umgebung einzugewöhnen und die notwendigen Fähigkeiten zu entwickeln, um die Kinder angemessen zu betreuen.

In der Kita arbeitet Alessia eng mit ausgebildeten Erzieherinnen zusammen. Sie betreut die Gruppe der „Füchse“, die bald in die Schule kommen wird. Diese Zusammenarbeit ist für alle Beteiligten von Vorteil, da Alessia nicht nur die Kinder unterstützt, sondern auch von den Erfahrungen und dem Wissen der Erzieherinnen profitiert. Die Kita hat durch Alessias Anstellung eine wertvolle Ressource gewonnen, die zur Förderung der Kinder beiträgt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Alessias Anstellung ist die Sicherheit, die das neue Gesetz sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Arbeitgeber bietet. Alessia bleibt weiterhin unter der Aufsicht von Ralf Thies, der als Ansprechpartner fungiert und sicherstellt, dass sie die notwendige Unterstützung erhält. Dies gibt sowohl Alessia als auch der Kita ein Gefühl der Sicherheit und Stabilität.

Das Budget für Arbeit, das Alessia erhält, stellt sicher, dass sie einen regulären Lohn wie andere Hilfskräfte auch erhält. Dies umfasst auch Sozialleistungen wie Krankenkasse und Rentenansprüche. Alessia hat ihren Vertrag selbst unterschrieben, und ihre Anstellung ist unbefristet. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit und Integration in die Gesellschaft.

Die positiven Auswirkungen von Alessias Anstellung sind nicht nur auf sie beschränkt. Auch die Kinder profitieren von ihrer Anwesenheit. Judith Hilmer, die Leiterin der Schwalbacher Kita, hebt hervor, dass Alessia in der Lage ist, sich in die Kinder hineinzuversetzen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Sie ist eine zuverlässige Kollegin, die sowohl spielerisch als auch in der Betreuung eine wertvolle Unterstützung bietet.

Die Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen in reguläre Arbeitsplätze ist ein wichtiger Schritt in Richtung Inklusion. Alessia W. ist ein Beispiel dafür, wie solche Veränderungen nicht nur das Leben der Betroffenen verbessern, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Gemeinschaft haben können. Durch ihre Arbeit in der Kita trägt Alessia dazu bei, Vorurteile abzubauen und das Bewusstsein für die Fähigkeiten von Menschen mit Beeinträchtigungen zu schärfen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Alessia W. durch ihre Anstellung in der Kita nicht nur ihre eigenen Lebensumstände verbessert hat, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Kinder leistet. Die gesetzliche Neuregelung hat es ermöglicht, dass Menschen mit Beeinträchtigungen in regulären Arbeitsplätzen tätig sein können, was sowohl für die Betroffenen als auch für die Gesellschaft von großem Nutzen ist.

Diese Entwicklungen zeigen, dass Inklusion nicht nur ein Schlagwort ist, sondern eine Realität, die durch Engagement, Unterstützung und die richtigen Rahmenbedingungen gefördert werden kann.

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