19.10.2024
Pläne für ein neuntes Frauenhaus in Berlin: Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen stärken

Gewalt gegen Frauen: Sozialverwaltung hält an Plänen für neuntes Frauenhaus fest

In Berlin gibt es nach Einschätzung der Sozialverwaltung weiterhin einen signifikanten Mangel an Schutzplätzen für Frauen, die von Gewalt betroffen sind. Trotz kontinuierlicher Erweiterungen der Kapazitäten in den letzten Jahren bleibt das Angebot unzureichend. Ein Sprecher der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales und Gleichstellung betonte, dass die Notwendigkeit für zusätzliche Schutzräume nach wie vor besteht. In diesem Kontext hält die Sozialverwaltung an den Plänen fest, ein neuntes Frauenhaus zu errichten, das voraussichtlich 30 zusätzliche Schutzplätze bieten wird.

Die genauen Details zum Eröffnungstermin sowie zu den erwarteten Kosten für das neue Frauenhaus wurden bislang nicht veröffentlicht. Aktuell konzentriert sich die Verwaltung auf die Umsetzung der Sanierungsarbeiten. In den letzten Gesprächen wurde eine Kostenschätzung von etwa sieben Millionen Euro für die Errichtung des neuen Hauses genannt. Zum Vergleich: Der Umbau und die Sanierung eines Gebäudes für das im vergangenen Herbst eröffnete achte Frauenhaus mit einer Kapazität von 40 Plätzen beliefen sich auf 4,7 Millionen Euro, wovon 2,3 Millionen Euro aus dem Bundesförderprogramm „Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen“ stammten.

Aktuelle Situation der Frauenhäuser in Berlin

Die Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) berichtete, dass die Anzahl der Schutzplätze für akut von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder seit Anfang 2020 von 301 auf 521 Plätze angestiegen ist. Dies umfasst 462 Plätze in Frauenhäusern sowie 15 Plätze in der Berliner Clearingstelle und 44 Plätze in Frauen-Schutzwohnungen. Zusätzlich stehen etwa 170 Plätze in Zufluchtswohnungen und rund 160 Plätze in Zweite-Stufe-Wohnungen zur Verfügung. Diese Zweite-Stufe-Wohnungen sind für Frauen gedacht, die das Frauenhaus bereits verlassen haben, jedoch weiterhin Unterstützung benötigen.

Häusliche Gewalt in Deutschland

Die Zahlen zur häuslichen Gewalt in Deutschland zeigen einen besorgniserregenden Trend. Laut den Daten des Bundeskriminalamts ist die Zahl der registrierten Opfer von häuslicher Gewalt im Jahr 2022 auf über 240.000 gestiegen, was einem Anstieg von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders alarmierend ist, dass acht von zehn Betroffenen Frauen sind. Diese Statistiken verdeutlichen den anhaltenden Handlungsbedarf im Bereich des Opferschutzes.

Politische Reaktionen und Handlungsbedarf

Die frauenpolitischen Sprecherinnen von CDU und SPD haben sich zur aktuellen Situation geäußert und sehen ebenfalls Handlungsbedarf. Aldona Niemczyk von der CDU-Fraktion betonte, dass Berlin bereits viel für den Schutz von Frauen und Kindern unternommen habe und im Bundesvergleich gut dastehe. Dennoch sei es wichtig, nicht nachzulassen und die Angebote weiterzuentwickeln. Mirjam Golm von der SPD hob hervor, dass Berlin mit etwa 2,20 Schutzplätzen pro 10.000 Einwohner im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von 0,82 Schutzplätzen gut aufgestellt sei. Jedoch kritisierte sie die lange Verweildauer der Frauen in den Einrichtungen, da viele von ihnen Schwierigkeiten haben, eine neue, sichere Wohnung zu finden.

Ausblick

Die Pläne für das neunte Frauenhaus in Berlin sind Teil einer umfassenderen Strategie, um den Bedürfnissen von gewaltbetroffenen Frauen gerecht zu werden und ihnen die notwendige Unterstützung zu bieten. Die Politik wird aufgefordert, die notwendigen Mittel bereitzustellen und die Strukturen zu verbessern, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Der kontinuierliche Anstieg der Gewaltopfer erfordert ein schnelles und effektives Handeln, um die Sicherheit und das Wohlbefinden von Frauen in Berlin zu gewährleisten.

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