27.10.2024
Patrick Lange triumphiert erneut bei Ironman-WM auf Hawaii

Patrick Lange schickte schon weit vor seinem triumphalen Zieleinlauf bei der Ironman-WM auf dem berühmten Ali'i Drive Handküsse in die ferne Heimat. Auf dem Roten Teppich genoss er die Ovationen der Zuschauer, packte das Zielband und ließ seine ganze Freude raus. Er schrie, er hüpfte, er ballte die Fäuste, klopfte sich auf die Brust und ließ sich voller Stolz und Genugtuung den legendären Siegerkranz aufsetzen. Nicht einmal der schmerzhafte Unterwasser-Kontakt mit einer Qualle hatte den 38 Jahre alten Hessen auf seiner Lieblingsinsel aufhalten können. 

Nach starken Leistungen schon über die 3,86 Kilometer Schwimmen und 180,2 Kilometer Radfahren startete Lange seine große Laufshow in seiner Paradedisziplin über 42,2 Kilometer und gewann zum dritten Mal die Ironman-Weltmeisterschaft - und das in der Streckenrekordzeit von 7:35:53 Stunden. 

Er könne es absolut nicht glauben, sagte er. «Das braucht ein paar Wochen, bis es eingesunken ist: Heute hatte ich den perfekten Tag», betonte Lange und widmete den Sieg im ZDF-Interview seiner vor vier Jahren gestorbenen Mutter: «Als sie im Hospiz lag und ich sie das letzte Mal gesehen habe, hat sie gesagt, ich soll für sie alles geben und noch mal gewinnen. Das habe ich jetzt gemacht», sagte er mit Tränen in den Augen.

Mit seinem Titeltriple nach den Erfolgen 2017 und 2018 zog er nach Hawaii-Triumphen mit Jan Frodeno gleich. Dieser hatte 2015, 2016 und auch 2019 gewonnen, als Lange gesundheitlich schwer angeschlagen hatte aufgeben müssen. Insgesamt war es der elfte deutsche Männersieg im Triathlon-Mekka. 

Lange krönte auch famose deutsche 15 Triathlon-Monate - angefangen mit einem WM-Dreifacherfolg im vergangenen Jahr über die halbe Distanz, dem Olympiasieg der deutschen Mixed-Staffel im Sommer in Paris und dem ersten Ironman-Weltmeistertitel für Laura Philipp vor rund einem Monat in Nizza. Er kassierte für seinen Hawaii-Sieg 125 000 US-Dollar und kann auf einen weiteren Geldsegen in der sogenannten Pro-Series von Ironman hoffen. 

Ein Triumph fast mit Ansage - trotz Rückschlägen

Er sei so fit wie noch nie, hatte Lange vor dem Rennen gesagt. Und nirgendwo fühlt sich der Triathlet so wohl wie auf Big Island. Zwei Faktoren, die für eine starke Leistung des 1,78 Meter großen Athleten sprachen, der in diesem Jahr zwar den Ironman in Texas gewonnen, bei seinem Heimrennen in Frankfurt aber einen Rückschlag kassiert hatte.

Als in der Bucht von Kailua-Kona traditionell eine Kanone mit einem lauten Knall das Rennen einläutete, musste er unbedingt versuchen, den Anschluss an die Spitze zu halten. Im Schwimmen wird kein Ironman gewonnen, aber womöglich verloren. Gerade für Lange, der zwar stark auf dem Rad ist, aber keiner der Über-Radfahrer, galt es, nicht mit einem zu großen Rückstand aus dem warmen Wasser zu kommen - Neoprenanzüge waren wie immer verboten. 

Auch Langes Ex-Coach lobt: 10 von 10

Und Lange war richtig stark drauf. Er brachte sich schnell in eine gute Position und konnte den Wasserschatten von Konkurrenten vor ihm nutzen - zwischenzeitig auch mal mit reichlich Ellbogeneinsatz. Als Vierter stieg er aus dem Wasser, Sam Laidlow als Zweiter. Der Franzose hatte vor gut einem Jahr die Ironman-WM in Nizza vor Lange gewonnen. Die anderen Toprivalen ließ Lange hinter sich.

«10 von 10 - das macht er natürlich überragend», attestierte Ex-Trainer Björn Geesmann dem gebürtigen Hessen, der erst kurz vor der WM den Coach gewechselt hatte. Auf dem Rad machte Lange dann richtig Druck. Immer wieder wechselte die Führung, Lange war vorne dabei und fuhr zwischenzeitlich sogar einen neuen Rad-Streckenrekord. 

Dann kam der Schockmoment: Beim Wechsel vom Radfahren zum Laufen musste Lange behandelt werden, weil er beim Schwimmen mit einer Qualle kollidiert war. Doch der kurze Zeitverlust brachte ihn nicht aus dem Konzept. Mit einem Lächeln im Gesicht machte er sich auf die Strecke. «Es ist natürlich immer ein Risiko. Aber ich hatte Glück im Unglück», sagte Lange im Ziel.

Auf der Laufstrecke spielte Lange seine ganze Klasse aus. Kilometer für Kilometer baute er seinen Vorsprung aus. Nach 2:30:02 Stunden kam er ins Ziel und unterbot damit seinen eigenen Streckenrekord aus dem Jahr 2018 um mehr als fünf Minuten. «Ich bin überglücklich», sagte Lange. «Es war ein perfekter Tag.»

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