Intervallfasten erfreut sich großer Beliebtheit und wird mit positiven Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden, wie Gewichtsreduktion und Stoffwechselverbesserung, in Verbindung gebracht. Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Ernährungsweise für alle Altersgruppen gleichermaßen geeignet ist. Während jüngere Personen oft von den Effekten profitieren, gibt es Anzeichen dafür, dass Intervallfasten für ältere Menschen möglicherweise nicht die beste Wahl darstellt.
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAZ) berichtet über den Einfluss der Ernährung auf altersbedingte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Demenz. Prof. Smollich, Ernährungsmediziner, betont in der FAZ, wie wichtig es ist, Übergewicht und Adipositas, insbesondere im mittleren Lebensalter, zu vermeiden, um das Risiko dieser Erkrankungen zu minimieren. Daraus lässt sich schließen, dass eine ausgewogene, den individuellen Bedürfnissen angepasste Ernährung im Alter prioritär gegenüber kurzfristigen Diättrends sein sollte.
Eine auf dem Kongress der Amerikanischen Herzgesellschaft präsentierte Studie der Shanghai Jiao Tong University School of Medicine deutet auf ein möglicherweise erhöhtes Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Intervallfasten hin. Die Studie, die die Essgewohnheiten von über 20.000 US-Amerikanern untersuchte, stellte einen Zusammenhang zwischen einer täglichen Nahrungsaufnahme innerhalb eines achtstündigen Zeitfensters und einem erhöhten Sterberisiko fest. Wie der MDR berichtet, beurteilen Experten diese Ergebnisse jedoch kritisch, da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt und keine direkten Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge nachgewiesen werden konnten. Professor Andreas Michalsen, Chefarzt für Innere Medizin am Immanuel Krankenhaus Berlin, äußerte gegenüber dem MDR Zweifel an der Aussagekraft der Studie und wies darauf hin, dass andere mögliche Gründe für das Auslassen von Mahlzeiten, wie Stress oder Krankheit, nicht berücksichtigt wurden.
Auch die Techniker Krankenkasse (TK) warnt davor, Intervallfasten als Wundermittel zur Gewichtskontrolle zu betrachten, und betont, dass es nicht für jeden geeignet ist. Die TK unterstreicht die Bedeutung einer ausgewogenen Nährstoffzufuhr und rät dazu, Intervallfasten nur nach Rücksprache mit einem Arzt durchzuführen. Die von der TK zitierte Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieht Fasten als ungeeignet für eine langfristige Gewichtsregulierung, da keine konkreten Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl an den fastenfreien Tagen existieren und keine Umstellung auf eine insgesamt gesündere Ernährung erfolgt.
"Naturmed-Praxis" fasst eine in der Fachzeitschrift "Naturmedizin" veröffentlichte Studie zusammen, die die Auswirkungen von verlängertem nächtlichem Fasten bei älteren Erwachsenen untersuchte. Die Ergebnisse zeigten, dass eine längere nächtliche Fastenperiode mit leicht negativen Effekten auf bestimmte Biomarker einherging. Die Autor:innen der Studie schlussfolgern, dass längere Essenspausen für ältere Menschen möglicherweise nicht empfehlenswert sind.
Der FOCUS berichtet zwar über positive Effekte des Intervallfastens, wie die Reduzierung von viszeralem Fett, die Vorbeugung von Diabetes und die Verbesserung der Lebergesundheit. Gleichzeitig betont der Artikel aber, dass diese Diätform nicht für jeden geeignet ist. Insbesondere Schwangere, Menschen mit Typ-1-Diabetes oder Essstörungen, unter 18-Jährige sowie chronisch Kranke oder Personen, die verschreibungspflichtige Medikamente einnehmen, sollten vor Beginn des Intervallfastens unbedingt ihren Arzt konsultieren.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Intervallfasten zwar Vorteile für bestimmte Personengruppen bieten kann, aber keine pauschale Empfehlung für alle Altersgruppen darstellt. Ältere Menschen sollten besonders umsichtig sein und vor Beginn des Intervallfastens ärztlichen Rat einholen. Eine ausgewogene, individuell abgestimmte Ernährung bleibt die Basis für ein langes und gesundes Leben.
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