Der Film „Manas“ der brasilianischen Regisseurin Marianna Brennand, ausgezeichnet mit dem International Newcomer Award beim 73. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg (IFFMH), erzählt die Geschichte der 13-jährigen Tielle, die im Amazonasdelta mit ihrer Familie lebt und mit der grausamen Realität der sexuellen Ausbeutung konfrontiert wird. Wie die Rheinpfalz berichtet, würdigt die Jury mit der Preisvergabe die einfühlsame Darstellung von Weiblichkeit und die Auseinandersetzung mit einem Thema, über das selten gesprochen wird.
Der Film beginnt in einer Hütte am Wasser, wo Tielle mit ihrer Familie lebt. Der Handel mit Acai-Beeren und Shrimps prägt den Alltag der Gemeinschaft. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich ein erschreckendes System der sexuellen Ausbeutung junger Mädchen, die sich auf den sogenannten „Bargen“ prostituieren müssen. Tielle wird zum Medium, durch das die Zuschauer die Rätsel, Verführungen und Zwänge dieser Welt erfahren, wie Bert Rebhandl in der FAZ beschreibt.
Die Regisseurin erzählt die Geschichte strikt aus Tielles Perspektive und schafft so eine intensive Identifikation mit der Protagonistin. Gleichzeitig gelingt es Brennand, die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Hintergründe dieser Ausbeutung aufzuzeigen. Rebhandl sieht in „Manas“ eine Aktualisierung des „Dritten Kinos“, das zwischen Hollywood-Kommerz und kommunistischem Kino einen dritten Weg sucht.
„Manas“ feierte erst kürzlich in Venedig Premiere und wurde dort in der Nebenreihe „Giornate degli Autori“ ausgezeichnet. Nun stellt sich die Frage nach einem deutschen Kinostart. Ob ein Verleih oder ein Streamingdienst wie Mubi oder Sooner den Film ins Programm aufnehmen wird, bleibt abzuwarten. Das IFFMH hat sich als wichtige Plattform für junge Talente etabliert, wie auch die Preisverleihung an Laura Weissmahr für ihre Rolle in „Salve Maria“ zeigt, über die Filmportal.de berichtet. Die Schauspielerin verkörpert darin eine junge Mutter, die mit ihrer Rolle ringt. Insgesamt wurden beim IFFMH 16 Erst- und Zweitfilme im Wettbewerb ON THE RISE präsentiert, wie Filmportal.de weiter ausführt.
Die Preisverleihung fand im Rahmen der Award Ceremony im Karlstorbahnhof Heidelberg statt. Neben dem Hauptpreis, der mit 30.000 Euro dotiert ist, wurden weitere Preise vergeben, darunter der Rainer Werner Fassbinder Award für das beste Drehbuch und der Young Actors Award, gestiftet vom Beratungsunternehmen cbs aus Heidelberg. Festivalleiter Dr. Sascha Keilholz zeigte sich angesichts der zahlreichen ausverkauften Kinosäle und des positiven Feedbacks der internationalen Filmgäste zufrieden mit dem Festivalverlauf, so Filmportal.de.
Die Frage nach einem deutschen Kinostart für „Manas“ bleibt also offen. Der Film hat bereits internationale Anerkennung gefunden und bietet eine wichtige Auseinandersetzung mit einem gesellschaftlich relevanten Thema. Es bleibt zu hoffen, dass der Film auch in Deutschland ein Publikum findet und die Geschichte von Tielle Gehör findet.
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