20.10.2024
Japans Ex-Kaiserin Michiko vor 90 Geburtstag im Krankenhaus

Die Nachricht vom Sturz der früheren Kaiserin Michiko, die sich dabei den rechten Oberschenkelknochen brach, hat kurz vor ihrem 90. Geburtstag am 20. Oktober viele Japanerinnen und Japaner in Aufruhr versetzt. Wie „dpa“ berichtet, musste die im Volk tief verehrte Ex-Kaiserin, Mutter des aktuellen Kaisers Naruhito und Gemahlin von Ex-Kaiser Akihito, sich einer Operation unterziehen. Das Haushofamt konnte jedoch kurze Zeit später Entwarnung geben: Der Eingriff sei erfolgreich verlaufen.

Dennoch wird Michiko ihren Ehrentag wohl im Krankenhaus verbringen müssen. Laut Medienberichten aus Japan wird sie voraussichtlich bis zu zwei Wochen dort bleiben müssen. Der genaue Zeitpunkt ihrer Entlassung hänge von den Fortschritten der Rehabilitation ab, so der Hof.

Akihito, der bereits am 23. Dezember des vergangenen Jahres seinen 90. Geburtstag feierte, zeigte sich erleichtert, dass die Operation seiner Ehefrau im Krankenhaus der Universität Tokio erfolgreich verlief. Dies berichteten japanische Hofberichterstatter. Um die Gesundheit des Paares ist es bereits seit Längerem nicht gut bestellt.

Das Paar lebt zurückgezogen in einer Residenz im Herzen Tokios, unweit ihres alten Kaiserpalastes. Dass Akihito und Michiko ihren Lebensabend einmal in dieser Residenz verbringen würden, in der sie einst als Kronprinzenpaar lebten, war nicht selbstverständlich.

Michiko – die "Mutter des Volkes"

Normalerweise bleiben japanische Kaiser bis zu ihrem Tod im Amt und verbringen ihr Leben bis zum Schluss hinter den Palastmauern. Akihito jedoch entschied sich anders. 2019 dankte er aus gesundheitlichen Gründen ab und wurde damit zum ersten Monarchen seit rund 200 Jahren, der den Thron noch zu Lebzeiten an seinen Nachfolger abgab. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten kehrten Akihito und Michiko in ihre alte Residenz zurück. In den Augen des Volkes hat sich das Paar seinen Ruhestand mehr als verdient. Die Japanerinnen und Japaner wünschen sich, dass Michiko noch lange an der Seite ihres Mannes eine Stütze der Nation sein wird.

Unvergessen ist, wie sich Michiko und ihr Ehemann über Jahrzehnte hinweg unermüdlich für ihr Land eingesetzt haben. Sie haben Opfern von Naturkatastrophen Mut zugesprochen, Altenheime und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen besucht und repräsentierten ihr Land auf internationalen Reisen stets würdevoll. Hofberichterstatter sprachen von einem „Geist der Selbstlosigkeit und mütterlichen Liebe“, den Michiko für ihr Volk verkörpere.

Sorge um die Thronfolge

Trotz des wohlverdienten Ruhestands ist das Leben des Paares nicht frei von Sorgen. Zum einen ist da Michikos Gesundheit, die immer wieder Anlass zur Beunruhigung gibt, auch wenn das Paar selbst dies nicht zeigt. Zum anderen lastet die ungeklärte Frage der Thronfolge auf ihren Schultern. Denn noch immer verbietet es das japanische Hofgesetz Frauen, den Thron zu besteigen. Prinz Hisahito (18), der Sohn von Akihitos jüngstem Sohn, Kronprinz Akishino, ist derzeit das einzige männliche Mitglied der jüngsten Generation der Kaiserfamilie.

Sollte Prinz Hisahito eines Tages keinen männlichen Erben zeugen, „hört das Kaiserhaus auf zu existieren“, so der Kaiserexperte Ernst Lokowandt. Würde man das Hofgesetz jedoch dahingehend ändern, dass grundsätzlich das erstgeborene Kind – unabhängig vom Geschlecht – den Thron besteigt, wäre das Nachfolgeproblem gelöst. Michikos Enkelin Aiko könnte dann Kaiserin werden.

Ob sich die Hoffnung von Michiko und Akihito auf eine gesicherte Zukunft der ältesten Erbmonarchie der Welt erfüllen wird, hängt nun von der Politik ab. Eine Änderung des Hofgesetzes wäre ein würdiges Geschenk zu Michikos 90. Geburtstag gewesen. Doch so muss das Paar nun auch mit 90 Jahren weiter warten.

Quellen:

  • https://www.zeit.de/news/2024-10/20/die-stuetze-der-nation-japans-ex-kaiserin-michiko-wird-90
  • dpa
Weitere
Artikel