24.12.2024
Jesu Geburt im Palastverfall Die Ruine als Symbol in der Kunstgeschichte

Die Geburt Jesu in Ruinen: Symbolträchtige Darstellung in der Kunstgeschichte

Die Darstellung der Geburt Christi in einem Stall, der einst ein Palast war, ist ein häufiges Motiv in der Kunst. Dieser scheinbare Widerspruch zwischen königlicher Abkunft und ärmlicher Umgebung bietet vielfältige Interpretationsmöglichkeiten und spiegelt die komplexen Verhältnisse der jeweiligen Entstehungszeit wider. Wie Stefan Trinks in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 24.12.2024 erläutert, nutzten Künstler diese Darstellung, um die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit des Christentums zu verdeutlichen.

Die biblische Grundlage für die Geburt im Stall liefert das Lukasevangelium. Gleichzeitig gilt Jesus als Nachkomme König Davids. Diese königliche Linie wird im Alten Testament, im Buch Jesaja, prophezeit und im Neuen Testament, beispielsweise im Römerbrief, wo Paulus Jesus als "aus dem Geschlecht Davids geboren" bezeichnet, bestätigt. Die FAZ berichtet, dass David insgesamt 47 Mal im Neuen Testament erwähnt wird, was seine Bedeutung für das christliche Verständnis unterstreicht. Künstler griffen dieses Paradox auf und stellten den Stall als Ruine des einstigen Palastes Davids dar.

Bereits ab dem 14. Jahrhundert finden sich Darstellungen des Stalls als baufällige Unterkunft. Konrad Witz, ein Bodenseemaler des 15. Jahrhunderts, malte die Ruine laut FAZ so detailliert, dass die Einsturzgefahr über dem Jesuskind beinahe spürbar wird. Auch Hans Baldung Grien, ein Zeitgenosse Albrecht Dürers, verwendete dieses Motiv. Sein Gemälde "Heilige Nacht" von 1520, ausgestellt in der Alten Pinakothek in München, zeigt ebenfalls eine Ruinenlandschaft. Baldung Grien nutzt die Möglichkeiten der Ölmalerei, um die Szene in ein dramatisches Licht zu tauchen, das an Stummfilme der 1920er Jahre erinnert, so Trinks in der FAZ.

Die Symbolik der Ruine bietet verschiedene Deutungsmöglichkeiten. Möglicherweise sahen Künstler in der Ruine ein Symbol für den Verfall der Welt, in die Jesus geboren wurde. Der Deutschlandfunk berichtete am 24.12.2018 über die schwierigen Zeiten, in denen das Weihnachtslied "Stille Nacht, heilige Nacht" entstand: Krieg, Armut und eine Klimakatastrophe prägten das Jahr 1816. Auch die Stille-Nacht-Gesellschaft unterstreicht die Bedeutung des historischen Kontextes für die Entstehung des Liedes.

Die Darstellung der Geburt Jesu in einer Ruine kann auch als Kritik am Reichtum der Kirche verstanden werden. Der Deutschlandfunk zitiert in einem Artikel vom 24.12.2018 den Buchautor André Uzulis, der die Veränderungen des Liedtextes im Laufe der Zeit analysierte. Ursprünglich enthielt das Lied auch politischere Strophen, die später entfernt wurden. So wurde beispielsweise die Strophe, in der Jesus "die Völker der Welt" umschließt, gestrichen.

Die Ruine kann zudem als Symbol für das Alte Testament gedeutet werden, das durch die Geburt Jesu überwunden wird. Die Stille-Nacht-Gesellschaft beschreibt in einem Artikel auf ihrer Website, wie die antike Welt in Krippendarstellungen oft als Symbol für das Vergangene diente. Die Geburt Jesu inmitten dieser Ruinen symbolisiert den Beginn des Neuen Testaments und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Auch Pfarrer Nikolaus Erber aus Oberndorf betonte in der Münchner Kirchenzeitung vom 23.12.2018 die theologische Bedeutung des Liedes und die darin enthaltene Friedensbotschaft. DOMRADIO.DE berichtete am 12.12.2018, dass Papst Franziskus "Stille Nacht" als ein Lied schätzt, das das Geheimnis der Geburt Jesu in seiner Schlichtheit begreifbar macht.

Quellen:

  • Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/warum-wird-jesus-in-einer-ruine-geboren-110192462.html
  • PRO Medienmagazin: https://www.pro-medienmagazin.de/stille-nacht-heilige-nacht-text-und-noten-geschichte-entstehung/
  • Erzbistum München und Freising: https://www.erzbistum-muenchen.de/spiritualitaet/lied-stille-nacht-theologische-bedeutung
  • Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunk.de/vor-200-jahren-stille-nacht-heilige-nacht-erstmals-gesungen-100.html
  • Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunk.de/200-jahre-stille-nacht-stille-macht-100.html
  • Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stille_Nacht,_heilige_Nacht
  • Stille Nacht Gesellschaft: https://www.stillenacht.at/digitalarchiv
  • DOMRADIO.DE: https://www.domradio.de/artikel/begreifbares-geschehen-der-heiligen-nacht-auch-der-papst-liebt-stille-nacht
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