19.10.2024
Kamala Harris - Die neue Hoffnung der Demokraten nach Bidens Rückzug

Kamala Harris - Plötzlich Hoffnungsträgerin

Nach dem überraschenden Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen um eine zweite Amtszeit richtet sich der Fokus der Demokratischen Partei auf seine Vizepräsidentin Kamala Harris. Die 59-jährige Politikerin, die bis vor kurzem noch als wenig aussichtsreich galt, wird nun als die neue Hoffnungsträgerin der Demokraten gehandelt. Ihre Kandidatur wirft die Frage auf, ob sie in der Lage ist, den ehemaligen Präsidenten Donald Trump bei den kommenden Wahlen zu schlagen.

Von der unbeliebten Vizepräsidentin zur Hoffnungsträgerin

Kamala Harris' Aufstieg zur Präsidentschaftskandidatin war alles andere als vorhersehbar. Noch vor wenigen Wochen galt sie als ungeeignet, das höchste Amt im Land zu übernehmen. Konservative Medien und Satiresendungen hatten sie regelmäßig zum Ziel ihrer Häme gemacht. Ihr „Wortsalat“ und gelegentlich befremdliches Lachen wurden oft zitiert und verspottet. Trotz ihrer Rolle als erste dunkelhäutige Frau im Vizepräsidentenamt konnte sie bis dahin keine nennenswerten politischen Erfolge verbuchen.

Glanzlose Jahre als Vizepräsidentin

Als Vizepräsidentin erhielt Harris die undankbare Aufgabe, die Ursachen der Einwanderungsproblematik in Zentralamerika anzugehen. Ein schwerer kommunikativer Fehltritt gleich zu Beginn ihrer Amtszeit beschädigte ihr Image nachhaltig. Ihre Beliebtheitswerte stagnierten auf einem niedrigen Niveau, und die Medien machten sich über die „überforderte Grenz-Zarin“ lustig.

Auch innerhalb der Regierung gelang es Harris nicht, sich zu profilieren. Präsident Biden schien Schwierigkeiten zu haben, eine prominente Rolle für seine Stellvertreterin zu finden. Stattdessen überließ er ihr die Themen, die politisch wenig lohnend oder schwer zu lösen waren. Dies machte sie angreifbar, insbesondere durch die Republikaner, die sie für die anhaltenden Probleme an der Südgrenze verantwortlich machten.

Steile Karriere als Strafverfolgerin

Kamala Harris begann ihre Karriere als Staatsanwältin und spezialisierte sich auf Fälle von sexueller Gewalt gegen Kinder. 2003 wurde sie als erste dunkelhäutige Frau zur Bezirksstaatsanwältin von San Francisco gewählt, 2010 zur Justizministerin von Kalifornien. In diesem Amt zeichnete sie sich durch eine harte Hand in der Strafverfolgung aus, was ihr jedoch während ihrer kurzlebigen Präsidentschaftskampagne 2019 schaden sollte.

2016 schaffte sie den Einzug in den US-Senat und machte sich dort schnell einen Namen als hartnäckige Befragerin bei Anhörungen. Ihre scharfe Befragung von Trumps Justizminister Jeff Sessions und Supreme-Court-Richter Brett Kavanaugh bleibt vielen Beobachtern in Erinnerung.

Die Konturen einer Harris-Kandidatur

Die politische Position von Kamala Harris ist nicht eindeutig zu definieren. Während ihrer Karriere lavierte sie zwischen linken und zentristischen Positionen. Als kalifornische Justizministerin stand sie für Recht und Ordnung ein, jedoch mit einem sozialen Gesicht. Während ihrer kurzen Präsidentschaftskampagne 2019 setzte sie sich für einen umfassenden Klimaplan und staatlich bezahlte Colleges ein. Sie ist eine vehemente Vertreterin reproduktiver Rechte und fordert strengere Regulierungen für Big-Tech-Firmen.

Auf internationalem Parkett trat sie im vergangenen Jahr öfters auf, etwa an der Münchner Sicherheitskonferenz und der Ukraine-Konferenz. Sie vertritt eine traditionelle amerikanische Sicherheitspolitik und sicherte der Ukraine kontinuierliche Unterstützung im Verteidigungskrieg gegen Russland zu. Im Gaza-Krieg äußerte sie sich jedoch kritischer gegenüber Israel als Präsident Biden, was ihr bei der demokratischen Wählerschaft helfen könnte.

Die Herausforderungen der kommenden Wahl

Die Frage, ob Kamala Harris die Hauptrolle im Präsidentschaftswahlkampf übernehmen kann, beschäftigt die Nation. Ihr politischer Leistungsausweis ist bescheiden, und es wird entscheidend sein, ob sie in kürzester Zeit die Herzen der Wählerschaft erreicht. Ihr Aufstieg zur ersten schwarzen Vizepräsidentin – und womöglich zur ersten Präsidentin – ist eine bemerkenswerte Geschichte. Harris muss ihre Rolle im American Dream überzeugender spielen, um im November gegen Donald Trump siegen zu können.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Kamala Harris die Erwartungen erfüllen und die Demokraten zum Sieg führen kann. Ihre Fähigkeit, die Wähler zu mobilisieren, wird ausschlaggebend sein. Der Wahlkampf gegen Donald Trump wird zweifellos eine harte Bewährungsprobe für die neue Hoffnungsträgerin der Demokratischen Partei.

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