22.11.2024
Karate im Alter: Mehr Als Nur Kampfkunst

Kampfsport für Senioren: „Karate ist wie heißes Wasser“

Karate, oft mit spektakulären Bretterzertrümmerungen assoziiert, bietet weit mehr als oberflächliche Schaueffekte. Die Kampfkunst aus Okinawa, deren Name übersetzt „leere Hand“ bedeutet, fokussiert auf die Schulung von Körper und Geist und bietet gerade Senioren wertvolle Vorteile. Wie der Karate-Meister und -Trainer Peter Frickhofen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) betont, steht bei seinem Trainingsansatz für ältere Menschen die Verbesserung von Koordination und Konzentration im Vordergrund. Ein Beispiel, das Frickhofen in der F.A.Z. anführt, verdeutlicht den praktischen Nutzen: Ein älterer Herr erlangte durch das Karate-Training die Fähigkeit zurück, seine Hose im Stehen anzuziehen – ein Zeichen für die gesteigerte Körperbeherrschung und Koordinationsfähigkeit. Frickhofens Ziel ist es, Senioren durch Karate so fit zu halten, dass sie möglichst lange selbstständig bleiben.

Karate ist eine Kampfkunst mit langer Tradition und fernöstlicher Philosophie. Das „Kara“ in Karate steht nicht nur für die waffenlose Kampftechnik, sondern symbolisiert auch den Anspruch, das eigene Innere von negativen Einflüssen zu befreien. Wie auf der Webseite des Shiai Karate-Do Wien erläutert wird, zielt Karate-Do, der „Weg der leeren Hand“, auf die Vervollkommnung von Geist, Charakter und Körper ab. Im Training, das auf den drei Säulen Kihon (Grundschule), Kata (Formen) und Kumite (Partnerübungen) basiert, wird diese Philosophie praktisch umgesetzt. Respektvoller Umgang miteinander und der Verzicht auf den ersten Angriff („Karate ni sente nashi“) sind zentrale Prinzipien, die auch im Alltag Anwendung finden sollen.

Die positiven Auswirkungen von Karate auf die Gesundheit sind vielfältig. Der Bayerische Karate Bund hebt die Förderung von Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Kraft hervor. Gleichzeitig betont der Verband die Bedeutung von bewusstem Atmen und Konzentrationsübungen, die den Kampfsport zu einer „Kunst, mit leeren Händen zu siegen“, machen. Karate ist für alle Altersgruppen geeignet und bietet einen idealen Ausgleich zum Alltagsstress. Wie der Turnverein 1861 Bieber e.V. auf seiner Webseite beschreibt, umfasst Karate ein „durchdachtes System zur körperlichen Fitness“ und eine „hervorragende Disziplinschulung“. Die dort aufgeführten 20 Regeln des Karate unterstreichen die Bedeutung von Respekt, Selbstkontrolle und kontinuierlichem Lernen. Regel Nummer 11 verdeutlicht die Notwendigkeit stetigen Trainings: „Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn du es nicht ständig warm hältst.“

Auch im fortgeschrittenen Alter kann Karate noch erlernt und praktiziert werden. Der TUS 08 Schaidt betont auf seiner Webseite, dass Karate ein Breitensport für jedes Alter ist und auch den Wiedereinstieg nach längeren Pausen ermöglicht. Die Kampfkunst stärkt das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl, was gerade im Alter zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl beitragen kann. Wie das Wochenblatt Reporter Speyer berichtet, bietet die Kampfkunstabteilung des TSV Speyer ihren Mitgliedern auch in schwierigen Zeiten, wie beispielsweise während der Corona-Pandemie, die Möglichkeit, durch Online-Trainingsvideos aktiv zu bleiben. Dies zeigt, wie Karate durch Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse und Lebensumstände auch im Alter ein fester Bestandteil des Lebens bleiben kann.

Die Geschichte von Andreas Mörsch, einem 56-jährigen Karateka des TSV Gnarrenburg, verdeutlicht eindrucksvoll die positive Wirkung von Karate, selbst nach schweren Rückschlägen. Wie auf der Webseite des TSV Gnarrenburg berichtet wird, erlitt Mörsch einen schweren Autounfall, kämpfte sich aber mit der im Karate erlernten Disziplin und Zielstrebigkeit zurück auf die Wettkampfmatte und wurde sogar Deutscher Meister. Für Mörsch ist Karate nicht nur ein Sport, sondern eine Lebensphilosophie, die ihm hilft, seine Grenzen zu überwinden und sich stetig weiterzuentwickeln. Sein Beispiel zeigt, dass Karate auch im höheren Alter noch zu sportlichen Höchstleistungen und persönlichem Wachstum führen kann.

Quellen:

Weitere
Artikel