Die in London geborene Künstlerin Karimah Ashadu (*1985) hat 2024 einen bemerkenswerten Aufstieg erlebt und gilt als eine der wichtigsten Künstlerinnen des Jahres. Besonders ihr Kurzfilm „Machine Boys“, der auf der Biennale in Venedig gezeigt wurde, brachte ihr laut Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) große Anerkennung ein. Die ungewöhnliche Ästhetik des Films und die Vermischung verschiedener Genres, von Videokunst und Performance bis hin zum Dokumentarfilm, faszinierten das Publikum. Besucher der Biennale sahen den Film, wie die FAZ berichtet, sogar mehrfach – eine Seltenheit bei den oft längeren Videoarbeiten, die auf solchen Kunstausstellungen präsentiert werden.
Ashadus künstlerische Arbeit setzt sich, gemäß ihrem Facebook-Profil und verschiedenen Ausstellungsbeschreibungen, mit Themen wie Arbeit, Patriarchat und Unabhängigkeit im sozioökonomischen und soziokulturellen Kontext Nigerias und Westafrikas auseinander. Sie lebt und arbeitet zwischen Hamburg und Lagos. Die FAZ beschreibt einen Atelierbesuch in Hamburg, der die Tiefe und Vielschichtigkeit ihrer künstlerischen Praxis verdeutlicht.
Bereits 2022 berichtete Deutschlandfunk Kultur über Ashadu und ihren Film „Plateau“, der die verfallenen Zinnminen in Nigeria und die dort unter schwierigen Bedingungen arbeitenden Menschen in den Fokus rückt. Der Film dokumentiert ihren Kampf um ein unabhängiges Leben. Ashadus Blick auf diese Realität ist unaufgeregt, aber eindringlich. Ein weiterer Film, „Brown Gold“, gedreht in der Hamburger Billstraße, porträtiert einen jungen Nigerianer, der seinen Lebensunterhalt mit dem Export von Altwaren nach Nigeria bestreitet. Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur erklärte Ashadu ihr Interesse an den „inoffiziellen Strukturen“ und den „Grundlagen von Selbstorganisation und Unabhängigkeit“.
2020 interviewte das Magazin Szene Hamburg Ashadu in ihrem damaligen Atelier in der Frise. Im Gespräch ging es um die Entstehung von „Brown Goods“ (vermutlich gemeint ist "Brown Gold") und die damit verbundenen filmischen Herausforderungen. Ashadu betonte, dass es ihr nicht um eine reine Bebilderung der Geschichte des Protagonisten Emeka ging, sondern um die Schaffung einer symbolischen Ebene. Die Skulpturen aus Autoteilen, die sie im Kunstverein Hamburg präsentierte, erweitern den Film räumlich und konzeptionell und spiegeln die Transformation des „Schrotts“ wider, der durch den Export nach Nigeria eine neue Bedeutung und einen neuen Wert erlangt.
Wie die Produzentengalerie Hamburg auf ihrer Webseite dokumentiert, wurde „Plateau“ 2021 in einer erweiterten Fassung in Hamburg gezeigt. Die Installation umfasste neben dem Film auch Skulpturen aus gefundenen Materialien wie Stoff, Zinn und Ton aus Jos, Nigeria. Ashadu verwendete Siebe, die normalerweise zur Verarbeitung von Rohzinn dienen, als Sockel für die Skulpturen. Die zweikanalige Videoinstallation schuf ein komplexes Zusammenspiel von bewegten Bildern und Erinnerungsfragmenten.
Die Weltkunst berichtet, dass Ashadu auf der Biennale in Venedig 2024 mit dem Silbernen Löwen für den besten Nachwuchskünstler ausgezeichnet wurde. Die Jury würdigte damit ihre innovative künstlerische Sprache und ihren Beitrag zur zeitgenössischen Kunst. Ashadus Werk steht im Dialog mit der Geschichte und den Traditionen indigener Künstler, die auf der Biennale 2024 eine besondere Rolle spielten.
Die HFBK Hamburg erwähnt auf ihrer Webseite, dass Ashadu 2020 ein Reisestipendium von Neue Kunst in Hamburg erhielt. Dieses Stipendium ermöglichte ihr die Forschungsreise nach Nigeria, die die Grundlage für „Plateau“ bildete.
Quellen: