October 3, 2024
Katzen in Not: Ehrenamtliche Helfer für scheue Tiere gesucht

In vielen Tierheimen in Deutschland leben Katzen, die aufgrund ihrer Vorgeschichte sehr scheu sind. Um diese Tiere an Menschen zu gewöhnen und ihnen so eine zweite Chance auf ein liebevolles Zuhause zu ermöglichen, braucht es viel Zeit, Geduld und vor allem: Menschen, die diese Aufgabe übernehmen. Ehrenamtliche Katzenstreichlerinnen und Katzenstreichler sind daher in vielen Tierheimen unverzichtbar geworden. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, sind die festangestellten Mitarbeiter in den Einrichtungen oft völlig ausgelastet, sodass die Versorgung der Tiere ohne die Hilfe von Freiwilligen kaum zu bewältigen wäre.

Christina Haas ist eine von vielen ehrenamtlichen Katzenstreichlerinnen, die sich in ihrer Freizeit um die Samtpfoten kümmern. Seit sieben Jahren kommt sie regelmäßig ins Tierheim nach Feucht am Nürnberger Stadtrand, um mit den Katzen zu schmusen und zu spielen. Besonders die scheuen Tiere, die den Kontakt zu Menschen noch scheuen, haben es ihr angetan. "Man freut sich über jede Kleinigkeit - dass man nicht gekratzt wird, dass man ein Stück näher herandarf", wird Haas von der dpa zitiert.

Doch die Arbeit mit den Tieren erfordert viel Geduld. Manchmal dauert es Monate oder sogar Jahre, bis eine ängstliche Katze Vertrauen fasst. So berichtet Haas von einer Katze, die sie drei Jahre lang betreut hat, bis diese endlich zutraulich wurde. Zeit, die die festangestellten Mitarbeiter im Tierheim oft nicht haben. Hinzu kommt, dass die Tierheime seit der Corona-Pandemie mit einer regelrechten Katzenflut zu kämpfen haben, wie der Deutsche Tierschutzbund berichtet. Immer wieder müssen die Einrichtungen Aufnahmestopps verhängen, weil die Kapazitäten erschöpft sind.

Die Gründe für die steigenden Zahlen sind vielfältig. Zum einen ist die Zahl der Katzen in deutschen Haushalten in den letzten Jahren stetig gestiegen. Laut dem Industrieverband Heimtierbedarf lebten 2023 rund 15,7 Millionen Katzen in deutschen Haushalten - ein Drittel mehr als noch vor zehn Jahren. Zum anderen ist ein Großteil der Katzen nicht kastriert, was dazu führt, dass es im Frühjahr und Sommer regelmäßig zu ungewolltem Nachwuchs kommt. Die Tierschutzorganisationen fordern daher eine bundesweite Kastrationspflicht für Freigängerkatzen, um die unkontrollierte Vermehrung einzudämmen.

Doch nicht nur die schiere Anzahl der Katzen stellt die Tierheime vor große Herausforderungen. Viele der Tiere sind aufgrund ihrer Vorgeschichte nur schwer zu vermitteln. Streuner, verwaiste Katzenbabys, Tiere aus illegalen Tiertransporten oder aus verwahrlosten Wohnungen - sie alle landen in den Tierheimen und benötigen besondere Fürsorge. "Wir versuchen, diese Katzen ein bisschen an den Menschen zu gewöhnen, also überhaupt an die Hände", erklärt Petra Wittmann, ebenfalls ehrenamtliche Katzenstreichlerin im Tierheim Feucht. Gerade bei diesen Tieren sei die Unterstützung durch die Ehrenamtlichen unverzichtbar, betont Ursula Wening vom Vorstand des Tierheims.

Doch so wichtig die Arbeit der Freiwilligen auch ist, so schwer ist es oft, Menschen zu finden, die sich in ihrer Freizeit engagieren möchten. "Die meisten Tierheime haben einen festen Stamm. Es gibt aber kaum neue Interessenten", weiß Ilona Wojahn, Präsidentin des Bayerischen Tierschutzbundes, aus Erfahrung. Viele Tierheime werben daher aktiv um Unterstützung und suchen auf ihren Homepages und in sozialen Medien nach Katzenstreichlern, Gassigehern und anderen Helfern.

Dabei profitieren nicht nur die Tiere von dem Engagement der Freiwilligen. Auch die Ehrenamtlichen selbst empfinden die Arbeit mit den Tieren oft als bereichernd. "Wenn sie bei den Katzen sitze oder mit ihnen spiele, könne sie entspannen", berichtet Christina Haas. "Man hat Zeit für sich." Und wenn eine scheue Katze nach langer Zeit endlich Vertrauen fasst, ist das für die Katzenstreichler das größte Geschenk. "Das gibt einem etwas", so Haas.

Quelle: https://www.zeit.de/news/2024-10/03/schmusen-und-spielen-tierheime-suchen-katzenstreichler

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