Künstliche Intelligenz (KI) kann die Brustkrebs-Früherkennung deutlich verbessern. Dies belegt eine umfangreiche Studie, die Daten von über 460.000 Frauen auswertete, die zwischen 2021 und 2023 an einem Mammografie-Screening-Programm teilnahmen (https://www.zeit.de/news/2025-01/07/studie-ki-kann-frueherkennung-von-brustkrebs-verbessern). Die in Nature Medicine veröffentlichte Forschungsarbeit entstand in Kooperation der Universität Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH).
Die KI konnte pro 1.000 untersuchter Frauen einen zusätzlichen Brustkrebsfall im Vergleich zur herkömmlichen Methode ohne KI-Unterstützung entdecken (6,7 Fälle mit KI versus 5,7 Fälle ohne KI). Alexander Katalinic, Direktor des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie an der Universität zu Lübeck, sieht in diesem zusätzlichen entdeckten Fall pro 1.000 Frauen einen wichtigen Fortschritt und hofft auf eine verbesserte Prognose für die betroffenen Frauen durch die frühere Diagnose. Diese Hoffnung soll nun durch weitere Studien belegt werden.
Neben der verbesserten Erkennungsrate bietet der Einsatz von KI auch die Möglichkeit, die Arbeitsbelastung der Radiologen zu verringern, ohne die diagnostische Qualität zu mindern. Mammografie-Aufnahmen werden üblicherweise von zwei Radiologen unabhängig voneinander beurteilt. KI kann hier als unterstützendes Werkzeug fungieren, indem sie Auffälligkeiten markiert und die Aufmerksamkeit der Ärzte auf potenziell kritische Bereiche lenkt. Eine Studie der Radiological Society of North America (RSNA) zeigte, dass KI als "zweites Augenpaar" die Erkennungsrate um bis zu 21 Prozent steigern kann (https://www.heise.de/news/Studie-Brustkrebs-Frueherkennung-dank-KI-deutlich-erfolgreicher-10192292.html). Bei abweichenden Beurteilungen zwischen KI und Radiologe wird ein weiterer Radiologe hinzugezogen.
Mit jährlich 78.000 Neuerkrankungen ist Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen in Deutschland. In Schleswig-Holstein haben gesetzlich versicherte Frauen zwischen 50 und 75 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf eine kostenlose Mammografie. Die Einbindung von KI in das Screening-Programm könnte die Früherkennung und somit die Heilungschancen weiter verbessern.
Auch andere Forschungsprojekte, beispielsweise des Paul Scherrer Instituts (PSI) und des Massachusetts Institute of Technology (MIT), beschäftigen sich mit dem Einsatz von KI zur präziseren Bestimmung des Brustkrebsstadiums (https://www.medica.de/de/digital-health/ki-charakterisierung-brustkrebs). Anhand von Chromatinbildern kann KI das Stadium von Brustkrebsformen wie dem duktalen Carcinoma in situ (DCIS) genauer bestimmen. Dieses Verfahren ist kostengünstiger als herkömmliche Methoden und könnte zukünftig die Therapieplanung vereinfachen.
Das Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg (https://www.forum-gesundheitsstandort-bw.de/themen/diagnostik/validierte-diagnostik-mit-kuenstlicher-intelligenz) berichtet ebenfalls über den Einsatz von KI in der Krebsdiagnostik – nicht nur bei Brustkrebs, sondern auch bei Darm- und Prostatakrebs. KI-basierte Systeme unterstützen Ärzte bei der Auswertung von Bilddaten und Gewebeschnitten, um die diagnostische Genauigkeit zu erhöhen und die Therapieplanung zu optimieren.