19.10.2024
KI-gestützter Schutz für bedrohte Gorillas im Berliner Zoo

Artenschutz: Forschungsinstitut und Zoo wollen Gorillas mit KI schützen

Im Berliner Zoo wird ein innovatives Forschungsprojekt zur Künstlichen Intelligenz (KI) gestartet, das darauf abzielt, die vom Aussterben bedrohten Gorillas besser zu schützen. Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam hat eine Technologie entwickelt, die es ermöglicht, die Bewegungen der Gorillas in ihrem natürlichen Lebensraum zu überwachen und wertvolle Daten über ihr Verhalten zu sammeln. Die ersten Tests dieses KI-gestützten Projekts wurden mit der Installation von drei Kameras am Außengehege des Zoos durchgeführt, in dem die Gorillas Sango, Bibi und drei weitere Tiere leben.

„Künstliche Intelligenz kann einen bedeutenden Beitrag zum Artenschutz leisten. Durch die genaue Beobachtung der Gorillas in ihrem natürlichen Lebensraum mittels Kameras gewinnen wir wertvolle Einblicke in ihr Verhalten“, erklärt Gerard de Melo, Projektleiter am HPI. Die gesammelten Daten werden verwendet, um KI-Modelle zu trainieren, die unter anderem dazu dienen sollen, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.

Überwachungssystem „Gorilla Tracker“

Ein zentrales Element des Projekts ist das System „Gorilla Tracker“, das von Studierenden des HPI entwickelt wurde. Dieses System ermöglicht es, einzelne Gorillas auf Videoaufnahmen zu identifizieren und über längere Zeiträume hinweg zu verfolgen. Die Technologie bietet eine präzise Überwachung der Bewegungen und Verhaltensweisen der Gorillas, was es den Forschern ermöglicht, frühzeitig auf mögliche Seuchenausbrüche zu reagieren. Die Datenerfassung durch die installierten Kameras soll bis Ende September abgeschlossen sein.

Hilfe bei Seuchenausbrüchen

Ein Beispiel für die Dringlichkeit solcher Technologien ist der Ebola-Ausbruch Anfang der 2000er Jahre in Afrika, bei dem viele Gorillas und Schimpansen starben. Zoo-Direktor Andreas Knieriem betont den Handlungsbedarf: „Westliche Flachlandgorillas sind vom Aussterben bedroht, ihre Population ist in den letzten 70 Jahren um fast 80 Prozent geschrumpft.“ Nach Schätzungen gibt es derzeit nur noch etwa 300.000 Westliche Flachlandgorillas in Afrika.

Das Projekt hat auch eine internationale Dimension. Es soll Forschende in einem Nationalpark in der Republik Kongo unterstützen. Nach den Tests im Berliner Zoo wird das KI-Modell dort zum Einsatz kommen, um den Schutz der Gorillas weiter zu verbessern.

Funktionsweise des Systems

Die KI-Technologie sucht innerhalb der aufgezeichneten Kamera-Bilder nach Gorillas und deren Gesichtern. Ein speziell trainiertes neuronales Netz analysiert die spezifischen Gesichtsmerkmale und erstellt einen digitalen Fingerabdruck der Tiere. Dieser Fingerabdruck kann zwischen verschiedenen Bildern verglichen und dem jeweiligen Tier zugeordnet werden. Diese Methode ermöglicht eine genaue Identifizierung und Nachverfolgung der Gorillas.

Wachsende Bedeutung von KI im Artenschutz

Die Verwendung von KI-Technologien im Artenschutz gewinnt zunehmend an Bedeutung. Sie können große Datenmengen analysieren, Verhaltensmuster erkennen und präzise Vorhersagen treffen. Das HPI verweist auch auf den erfolgreichen Einsatz von KI in der Meeresforschung, wo sie zur Überwachung der Wanderungen von Walen eingesetzt wird, um Schiffs-Kollisionen zu verhindern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Forschungsprojekt im Berliner Zoo nicht nur einen wichtigen Schritt zum Schutz der Gorillas darstellt, sondern auch als Modell für zukünftige Projekte im Bereich des Artenschutzes dienen könnte. Die Kombination aus moderner Technologie und wissenschaftlicher Forschung bietet neue Perspektiven für den Erhalt bedrohter Arten.

Die Fortschritte dieses Projekts werden mit großem Interesse verfolgt, da sie möglicherweise entscheidende Impulse für den globalen Artenschutz liefern könnten.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, rbb24, Tagesspiegel.

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