19.10.2024
Konzert in Grafing: Porträt von Komponistinnen

Konzert in Grafing: Komponistinnen im Fokus

Der Kammerchor "Con Moto" porträtiert neun Frauen aus sechs Jahrhunderten.

Über Jahrhunderte wurden sie ignoriert, versteckt, unterdrückt: Frauen, die sich nicht damit begnügen wollten, spielend oder singend für gepflegte Unterhaltung zu sorgen. Denn schon immer gab es Frauen, die selbst Stücke komponierten und es darin mit ihren Kollegen durchaus aufnehmen konnten. Doch das wollte die männlich dominierte Öffentlichkeit nicht zulassen. Und so wurde die weibliche Konkurrenz schlicht unter den Teppich gekehrt.

Der Kammerchor Con Moto zeichnet nun ein musikalisches Porträt von neun Komponistinnen aus sechs Jahrhunderten. Also über einen Zeitraum hinweg, in dem komponierende Frauen zunächst einen gesellschaftlichen Affront darstellten, bevor sie ganz langsam zu einer Selbstverständlichkeit wurden.

Das Konzert unter der Leitung von Felix Meybier findet statt am Samstag, 20. Juli, um 19 Uhr in der evangelischen Kirche in Grafing. Dabei werden die Mezzosopranistin Hana Katsenes und die Pianistin Amangul Klychmuradova nicht nur in Chorwerken Akzente setzen, sondern auch solistisch glänzen. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

Maddalena Casulana - die erste Frau, die ihre Werke veröffentlichen durfte

Maddalena Casulana war im Italien des 16. Jahrhunderts als erste Frau überhaupt in der Lage, ihre Werke im Druck zu veröffentlichen – damals ein ungeheures Privileg, das ihre Motetten und Madrigale sogar am bayerischen Herzogshof bekannt werden ließ. Der berühmte Komponist Orlando di Lasso führte sie dort auf.

Clara Schumann - ein Wunderkind am Klavier

Clara Schumann war ein Wunderkind am Klavier und blieb auch nach ihrer Heirat mit dem Komponisten Robert Schumann eine gefeierte Virtuosin – auch wenn der Gatte sie dazu animieren wollte, lieber mehr zu komponieren als zu konzertieren. Doch Clara Schumann setzte sich durch, zumal sie durch ihre Auftritte wesentlich zum Lebensunterhalt der Familie und zur Verbreitung der Klavierwerke ihres Mannes beitrug.

Amy Beach - die Gründerin des ersten Verbands amerikanischer Komponistinnen

Weniger geradlinig verlief die Karriere von Fanny Hensel: Sie stand lebenslang im Schatten ihres jüngeren Bruders Felix Mendelssohn-Bartholdy und durfte ihr Œuvre lediglich in einem halböffentlichen Raum aufführen. Ähnlich erging es Alma Mahler. Ihr Ehemann Gustav Mahler duldete keine komponierende Gattin neben sich. Erst spät gestattete er gnädig die Veröffentlichung einiger ihrer Lieder.

Sogar die selbstbewusste Amy Beach, eine Vertreterin der amerikanischen Emanzipationsbewegung um die Jahrhundertwende, musste hinter ihrem 25 Jahre älteren Mann zurückstehen. Vor allem ihre Konzerttätigkeit als Pianistin konnte sie erst nach seinem Tod wieder aufnehmen. In den 20er-Jahren gründete Beach schließlich den ersten Verband amerikanischer Komponistinnen.

Lili Boulanger - das Schicksal einer begabten Komponistin

Lili Boulanger wurden zwar seitens ihrer sehr musikalisch geprägten Familie keine Steine in den Weg gelegt, doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihr: Eine Darmkrankheit ließ sie nur 24 Jahre alt werden. Dank ihrer Schwester Nadia Boulanger, ebenfalls Komponistin, blieben indes viele ihrer Werke in Erinnerungen, darunter die bekannte „Hymne au soleil“, der Wurf einer 19-Jährigen.

Felicitas Kuckuck - die Kirchenmusikerin, die von den Nationalsozialisten behindert wurde

Bei Felicitas Kuckuck waren es die Nationalsozialisten, die der weltoffenen „Vierteljüdin“ ihren Wunsch, Kirchenmusikerin zu werden, verwehrten. Sie durfte nicht studieren, nicht komponieren, nicht dirigieren. Erst nach dem Krieg konnte sie ihre Karriere als Komponistin und Kirchenmusikerin fortsetzen.

Das Konzert am 20. Juli in Grafing wird ein weiterer Schritt sein, um die Werke dieser und weiterer Komponistinnen einem breiteren Publikum bekannt zu machen.

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