Im Zentrum eines aktuellen politischen Disputs steht der Kormoran und sein Einfluss auf die Fischbestände, insbesondere am Bodensee. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, scheiterte ein Antrag der CDU/CSU-Fraktion im Umweltausschuss des Bundestags, ein bundesweites Bestandsmanagement für den als Fischjäger gefürchteten Vogel einzuführen. Die Koalitionsfraktionen von SPD, Grünen und FDP sowie die Gruppe BSW sprachen sich gegen den Antrag aus, der die Kontrolle der schnell wachsenden Population zum Schutz heimischer Fischarten vorsah. Einzig die AfD-Fraktion unterstützte den Vorstoß der Union.
Der Konflikt entzündet sich an den steigenden Kormoran-Zahlen und deren Auswirkung auf die Fischerei. Fischer, insbesondere am Bodensee, beklagen seit Jahren die zunehmende Konkurrenz durch die Vögel und sehen ihre Fangmengen drastisch sinken. Angesichts der Tatsache, dass ein Kormoran pro Tag bis zu einem halben Kilo Fisch verspeisen kann, während die Fischernetze immer leerer bleiben, fordern sie ein schärferes Vorgehen gegen die geschützte Art. Naturschützer hingegen stemmen sich gegen Abschüsse der Zugvögel, die erst vor wenigen Jahrzehnten noch als gefährdet galten.
Aktuell existiert keine bundeseinheitliche Regelung für den Umgang mit Kormoranen. Stattdessen gelten lediglich Länderverordnungen. CDU und CSU wollten mit ihrer Initiative, die ihren Ursprung in der Situation am Bodensee hat, eine bundesweite Regelung durchsetzen. Sie argumentierten im Ausschuss, dass der Kormoran, der Anfang des 20. Jahrhunderts beinahe ausgerottet war, sich inzwischen stark vermehrt habe und nicht mehr als gefährdet eingestuft werden könne. Dem Schutz heimischer Fischarten müsse daher der gleiche Stellenwert eingeräumt werden wie dem Vogelschutz.
SPD, Grüne und BSW halten jedoch dagegen, dass eine Bejagung des Kormorans im Ausnahmefall bereits jetzt möglich sei. Zudem habe die Erfahrung in anderen Ländern, wie beispielsweise der Schweiz, gezeigt, dass die Bejagung keine nachhaltige Lösung darstelle, da sie den Bestand des Zugvogels nicht reduzieren könne. Diese Bedenken äußerte auch Christof Herrmann von der Beringungszentrale Hiddensee in Güstrow bereits im Juni in einer Anhörung. Die Grünen betonen die Wichtigkeit, Flüsse sauberer zu halten und ihre Durchgängigkeit zu verbessern, um Fischen eine ungehinderte Bewegung in Fließgewässern zu ermöglichen, anstatt auf die Bejagung des Kormorans zu setzen.
Quelle: https://www.zeit.de/news/2024-10/16/wachsende-kormoran-zahl-wird-nicht-bundesweit-kontrolliert
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