Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist ein Begriff, der in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat und aus der modernen Gesellschaft kaum mehr wegzudenken ist. Ihr Einsatzfeld ist breit gefächert: von der Optimierung betrieblicher Prozesse über die Verbesserung von Gesundheitsdienstleistungen bis hin zur Personalisierung von Nutzererfahrungen im digitalen Raum. Doch wie steht es um den Einsatz von KI im Bildungswesen, insbesondere in Schulen? Die Integration von KI in das Schulsystem ist ein Thema, das Experten, Pädagogen und Bildungsforschende gleichermaßen beschäftigt. Dabei geht es nicht nur darum, Schülerinnen und Schüler mit der Technologie vertraut zu machen, sondern auch um die Frage, wie KI die Lernumgebung und die Unterrichtsqualität verbessern kann. Lernforscherin Ulrike Cress, Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien, vertritt die Ansicht, dass der Einsatz von KI im Unterricht neue Perspektiven eröffnen und zu mehr Chancengerechtigkeit beitragen kann. Intelligente Tutorielle Systeme, die seit fast einem halben Jahrhundert existieren, und neuere KI-Instrumente haben das Potenzial, Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern, indem sie Lernangebote maßschneidern und passgenaues Feedback geben. KI basiert auf der Analyse großer Datenmengen, die von Lernenden beim Lösen von Aufgaben generiert werden. Diese Daten helfen dabei, die Lernwege zu identifizieren, die zum Erfolg führen, und dementsprechend Unterstützung für diejenigen anzubieten, die sie benötigen. Daraus resultieren adaptierte Lernprozesse und eine Individualisierung des Unterrichts, die ohne die Unterstützung durch KI kaum realisierbar wären. Doch KI kann noch mehr: Sie unterstützt soziale Lernszenarien und ermöglicht es, Lernagenten zu entwickeln, die sich an die Sprache und den Interaktionsstil der Lernenden anpassen. Dies kann insbesondere für Kinder mit sprachlichen Schwierigkeiten hilfreich sein, die mit einem Roboter möglicherweise leichter kommunizieren als mit menschlichen Lehrkräften. Trotz dieser vielversprechenden Ansätze ist der Einsatz von KI in deutschen Schulen bislang noch nicht weit verbreitet. Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, unter anderem die Skepsis gegenüber digitalen Medien und die Befürchtung, dass sie negative Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben könnten. Doch die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass digitale Medien auch positive Aspekte haben und für den Unterricht nutzbar sind. Um KI erfolgreich in Schulen zu implementieren, müssen bestimmte Voraussetzungen geschaffen werden. Eine solide technische Ausstattung und ein Support, der sowohl technische als auch didaktische Fragen abdeckt, sind grundlegend. Darüber hinaus müssen Lehrkräfte geschult und erprobtes Material bereitgestellt werden, um KI sinnvoll in den Unterricht zu integrieren. Die Qualitätssicherung digitaler Lehr- und Lernangebote stellt eine weitere Herausforderung dar. Hier ist die Bildungspolitik gefordert, entsprechende Empfehlungen zu erstellen und zu überprüfen, ob die Angebote den Datenschutzbestimmungen entsprechen und an Curricula gebunden sind. Die Rolle der Lehrenden verändert sich durch den Einsatz von KI: Sie werden nicht ersetzt, sondern erhalten Unterstützung bei der Verteilung, Korrektur und Anpassung von Aufgaben. Dies gibt ihnen mehr Kapazität, sich den individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler zu widmen. Schließlich ist eine länderübergreifende konzertierte Zusammenarbeit erforderlich, um die digitale Bildung an Schulen voranzubringen. Die digitale Transformation ist ein Prozess, der auf organisatorischer Ebene stattfinden muss und eine gemeinsame Haltung sowie ein Konzept erfordert, das von der gesamten Schule getragen wird. Die Integration von KI in Schulen ist somit ein komplexes Vorhaben, das eine enge Zusammenarbeit zwischen Praxis, Wissenschaft und Bildungspolitik erfordert. Trotz aller Herausforderungen sind die Chancen, die KI für die Bildung und Chancengerechtigkeit bietet, nicht von der Hand zu weisen. Es ist daher essentiell, dass Schulen, Lehrende und Bildungsinstitutionen offen für den Wandel sind und die Möglichkeiten, die KI bietet, aktiv erforschen und nutzen. In zehn Jahren könnte das Bildungssystem durch den Einsatz von KI bereits ein ganz anderes Gesicht haben – dies zu erkennen und darauf hinzuarbeiten, ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit.