Zwei Monate nach dem Beginn der ukrainischen Offensive in der westrussischen Region Kursk hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bedeutung dieser Militäroperation hervorgehoben. In seiner abendlichen Videoansprache bezeichnete er die Offensive als eine sehr wichtige Phase des Krieges, die der Ukraine sehr geholfen habe und weiterhin helfen werde. Die Offensive habe bewiesen, dass die ukrainischen Truppen in der Lage seien, den Krieg bis nach Russland zu tragen, so Selenskyj.
Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet, hatten ukrainische Truppen in einem überraschenden Vorstoß über die Grenze größere Gebiete vor Kursk erobert. Aktuell kontrollieren sie dort zwischen 1.000 und 1.300 Quadratkilometer Fläche. Russische Gegenangriffe seien bisher weitgehend erfolglos geblieben, so die FAZ.
Das ursprüngliche Ziel der Offensive, die russischen Militärs zu einer Umgruppierung und damit zu einem Nachlassen der Angriffe im Donbass zu zwingen, hat Kiew allerdings nicht erreicht. Die russischen Truppen haben dort ihre Angriffe bisher nicht eingestellt und erobern weitere Gebiete.
Dennoch zeigte sich Selenskyj optimistisch. Mit ausreichender Unterstützung der Partner werde die Ukraine in der Lage sein, den Druck auf Russland zu erhöhen, so der ukrainische Präsident. Die Ukraine werde noch mehr Druck auf Russland ausüben, „denn nur mit Gewalt können wir den Frieden näher bringen“, wird Selenskyj in der FAZ zitiert.
Die ukrainischen Truppen haben im Osten des Landes einen russischen Soldaten gefangen genommen, der an der Erschießung ukrainischer Kriegsgefangener beteiligt gewesen sein soll. Wie ukrainische Medien berichteten, hatten sich Anfang September drei ukrainische Soldaten bei Kämpfen am Rande des Donbass ergeben. Sie seien aber umgehend von russischen Soldaten erschossen worden. Die Tat sei von einer Drohne gefilmt worden, die Täter seien auf dem Video klar erkennbar.
Einer dieser russischen Soldaten sei in ukrainische Gefangenschaft geraten. Bei seiner Vernehmung habe er über wiederholte Hinrichtungen ukrainischer Soldaten durch seine Landsleute berichtet. Allerdings würden auch russische Soldaten von eigenen Truppen hingerichtet, wenn sie sich weigerten, sich an Massenangriffen gegen ukrainische Stellungen zu beteiligen.
Der russische Soldat sei inzwischen der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft übergeben worden. Unter Berufung auf die Ermittlungsbehörde berichtete die „Ukrainska Prawda“, dass der Staatsanwaltschaft inzwischen 93 Fälle von Erschießungen ukrainischer Kriegsgefangener bekannt seien. Die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew hatte erst am Mittwoch berichtet, dass das russische Militär 16 ukrainische Kriegsgefangene im Gebiet Donezk getötet habe.
Der niederländische Verteidigungsminister Ruben Brekelmans hat am Sonntag überraschend die ostukrainische Großstadt Charkiw besucht. Die Stadt liegt nur knapp 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt und befindet sich in Reichweite russischer Artillerie und Luftangriffe.
Brekelmans teilte auf der Plattform X mit, dass sein Land die ersten von 24 F-16-Kampfjets an die Ukraine geliefert habe. „Dies ist dringend notwendig. Bei meinem Besuch in Charkiw habe ich die Schäden der russischen Luftangriffe gesehen, und die Luftschutzsirenen gingen häufig los“, schrieb er. Die restlichen Kampfjets würden in den kommenden Monaten folgen.
„Zerstörte Wohnungen. Stromknappheit. Kinder, die in Bunkern zur Schule gehen“, beschrieb Brekelmanns die Situation in Charkiw. „Die Ukraine kann sich dagegen nur wehren, indem sie Russland auf größere Distanz hält.“
Die Niederlande gehören zu den größten Unterstützern des ukrainischen Abwehrkriegs gegen Russland. Unter anderem wurden Kiew 24 F-16-Kampfjets zugesagt. Zuletzt hatten die Niederlande den ukrainischen Streitkräften Teile eines Patriot-Flugabwehrsystems übergeben, denen in Kürze nach Medienberichten drei Abschussrampen folgen sollen.
Brekelmans traf sich später mit dem ukrainischen Verteidigungsminister Rustem Umerow. Dieser erklärte auf Facebook, dass die F-16 am Himmel der Ukraine „ein Beweis für die unerschütterliche Unterstützung“ durch Volk und Regierung der Niederlande seien. Die beiden Minister vereinbarten demnach eine weitere Zusammenarbeit der „Flugzeug-Koalition“.
Quelle: dpa
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