Angesichts der stockenden Tarifverhandlungen bei Volkswagen appelliert der niedersächsische CDU-Vorsitzende Sebastian Lechner an die Aktionäre, auf Dividendenzahlungen zu verzichten. Wie die „Braunschweiger Zeitung/Wolfsburger Nachrichten“ (Mittwochsausgabe) melden, sieht Lechner darin einen notwendigen Schritt zur Konfliktlösung. Auch Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) stehe in der Verantwortung, aktiv zu vermitteln und den Konflikt beizulegen, so Lechner gegenüber der Zeitung. Die Forderung nach einem Dividendenverzicht wurde auch von der Zeit aufgegriffen (ZEIT ONLINE, 03.12.2024).
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Lechner betonte, ein solcher Verzicht der Aktionäre müsse Teil einer umfassenden Lösung sein, die auch Zugeständnisse des VW-Managements und der Belegschaft umfasst. Er teilt Weils Einschätzung, dass die Dividende, die VW auch an Niedersachsen ausschüttet, für das Land keine oberste Priorität habe. Gleichzeitig kritisiert Lechner Weils langjährige Aufsichtsratstätigkeit bei VW und macht ihn damit mitverantwortlich für die aktuelle Lage des Konzerns. Für eine zügige Beilegung des Tarifkonflikts müssten alle Beteiligten – Management, Arbeitnehmer und Aktionäre – ihren Beitrag leisten.
Konkret schlug Lechner einen Dividendenverzicht für „ein, zwei, drei Jahre“ vor. Zu den größten VW-Aktionären gehören neben Niedersachsen auch Katar sowie die Familien Porsche und Piëch. Lechner äußerte sich nicht dazu, welche Zugeständnisse er von den VW-Beschäftigten erwartet, wertete das Angebot der IG Metall jedoch als positives Zeichen. Das Management müsse mit gutem Beispiel vorangehen, denn „es geht um die Glaubwürdigkeit“, so Lechner.
Die Diskussion um die Finanzlage von VW wird durch die hohen Dividendenzahlungen der vergangenen Jahre angeheizt. Wie das ZDF berichtet (ZDF, 10.11.2024), zahlte VW zwischen 2021 und 2023 rund 22 Milliarden Euro an seine Aktionäre aus, davon allein 4,5 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2023. Diese Ausschüttungen erfolgten trotz absehbarer wirtschaftlicher Probleme und hausgemachter Schwierigkeiten, wie dem Mangel an preisgünstigen E-Auto-Modellen und einer teuren Produktion. Die Linke fordert deshalb eine Rückzahlung der Dividenden durch die Großaktionäre. Finanzexperten halten die Dividendenzahlungen hingegen für notwendig, um das Vertrauen der Anleger, insbesondere ausländischer Investoren, in den deutschen Aktienmarkt zu sichern.
Die Wolfsburger Allgemeine Zeitung (WAZ, o.D.) berichtete über ein Interview mit Lechner, in dem er die Notwendigkeit des gemeinsamen Beitrags aller Beteiligten zur Bewältigung der VW-Krise betonte. Der NDR berichtete ebenfalls über Lechners Kritik an Weils Rolle in der VW-Krise und dessen Forderung nach einer Abkehr vom Verbrenner-Aus 2035 (NDR, 06.11.2024).
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