Die Veröffentlichung eines internen FDP-Strategiepapiers, das den Ausstieg aus der Ampel-Koalition mit militärischen Begriffen wie "D-Day" beschreibt, hat die Partei in eine Krise gestürzt. Parteivorsitzender Christian Lindner sieht sich mit Rücktrittsforderungen konfrontiert und betont die Notwendigkeit der Selbstreflexion. Wie die "Zeit" berichtet, erklärte er in den ARD-"Tagesthemen": "Natürlich musste und muss ich mich prüfen." Gleichzeitig verteidigt Lindner den Koalitionsbruch als notwendige Konsequenz aus dem ausbleibenden politischen Wandel. Im ZDF-"heute journal" bekräftigte er seine Bereitschaft, die Partei in den Bundestagswahlkampf zu führen, wich jedoch Fragen nach einem möglichen Rücktritt aus. Das umstrittene "D-Day"-Papier bezeichnete er als "stilistisch nicht gelungen" und versicherte, dass es weder in Parteigremien diskutiert wurde noch ihm zuvor bekannt war. Trotzdem übernimmt er die Gesamtverantwortung für die Vorgänge innerhalb der FDP. Die dpa berichtet, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dem Ausstieg der FDP aus der Koalition mit SPD und Grünen durch die Entlassung Lindners als Finanzminister Anfang November zuvorgekommen war.
Auch prominente FDP-Politiker wie Marco Buschmann und Marie-Agnes Strack-Zimmermann äußerten sich zu den aktuellen Entwicklungen. Buschmann, der als möglicher Nachfolger des zurückgetretenen Generalsekretärs Bijan Djir-Sarai gehandelt wird, unterstrich die Wichtigkeit einer starken liberalen Partei und den dringenden Bedarf, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Strack-Zimmermann kritisierte das "D-Day"-Papier scharf als "intellektuell und sprachlich unterirdisch" und sieht die Verantwortung für den Umgang damit beim Generalsekretär und dem Bundesgeschäftsführer. Einen Rücktritt Lindners lehnt sie ab. Die Veröffentlichung des Papiers auf der FDP-Webseite, insbesondere die darin enthaltene "D-Day-Ablaufpyramide" mit der Bezeichnung "offene Feldschlacht" in "Phase IV", löste in den sozialen Medien Empörung und Spott aus.
Die FDP steht nun vor der Herausforderung, sich im bevorstehenden Bundestagswahlkampf neu zu positionieren. Laut dpa drohte der Partei bereits vor der aktuellen Kontroverse der Verlust aller Parlamentssitze. Lindner, der die FDP seit fast elf Jahren führt, hatte die Partei 2017 zurück in den Bundestag und 2021 in die Regierungsverantwortung geführt. Jetzt muss er sich der Frage stellen, wie die FDP das verlorene Vertrauen wiederherstellen und sich zukunftsfähig aufstellen kann. Die Debatten über die inhaltliche Ausrichtung und die personelle Neuaufstellung der Partei werden die kommenden Wochen bestimmen.
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