19.10.2024
Mehrheit der Deutschen fordert besseren Schutz gegen Cybermobbing

Schikane und Bedrohung im Netz: Umfrage zeigt große Mehrheit für mehr Schutz vor Cybermobbing

Cybermobbing ist ein ernsthaftes Problem, das in der heutigen digitalen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt. Eine aktuelle Umfrage des Civey-Forschungsinstituts, die im Auftrag des Vereins Cybermobbing-Hilfe durchgeführt wurde, zeigt, dass eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland Cybermobbing als gravierendes Problem wahrnimmt und sich für stärkere gesetzliche Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Form der Online-Belästigung ausspricht.

Die Umfrage, an der 2.500 Personen ab 18 Jahren teilnahmen, ergab, dass knapp 76 Prozent der Befragten Cybermobbing für ein großes Problem halten. Dies verdeutlicht die weit verbreitete Besorgnis über die Auswirkungen von Online-Schikanen, die in Form von beleidigenden Kommentaren, bloßstellenden Videos und Fotos sowie gezielten Angriffen auf Einzelpersonen auftreten können.

Unzureichende gesetzliche Regelungen

Die Umfrageergebnisse zeigen auch eine erhebliche Unzufriedenheit mit den bestehenden gesetzlichen Regelungen. Fast zwei Drittel der Befragten (64,5 Prozent) sind der Meinung, dass die aktuellen strafrechtlichen Regelungen nicht ausreichen, um Betroffene effektiv zu schützen. Darüber hinaus halten rund 64 Prozent die Einführung eines eigenen Straftatbestands für Cybermobbing für die wirksamste Maßnahme, um das Problem zu bekämpfen.

Die Forderung nach einem spezifischen Gesetz gegen Cybermobbing ist nicht neu. In vielen anderen Ländern, wie Österreich und Frankreich, existieren bereits entsprechende gesetzliche Regelungen, die darauf abzielen, Opfer zu schützen und Täter abzuschrecken. Uwe Leest, der Vorstandsvorsitzende des Bündnisses gegen Cybermobbing, betont, dass viele Menschen sich nicht bewusst sind, dass sie durch das Verbreiten von diffamierenden Inhalten im Internet eine Straftat begehen.

Die Rolle des Internets im Alltag

Der Einfluss des Internets auf das tägliche Leben nimmt stetig zu. Der „Freizeit-Monitor 2024“ hat gezeigt, dass das Internet für viele Menschen eine zentrale Rolle spielt. Leest beschreibt ein Cybermobbing-Gesetz als „rote Ampel“, die Täter abschrecken und gleichzeitig Opfer ermutigen könnte, sich an die Polizei zu wenden. Aktuelle Erfahrungen zeigen jedoch, dass Meldungen über Cybermobbing-Fälle oft in der Polizeiarbeit nicht die nötige Priorität erhalten.

Cybermobbing kann jeden treffen

Cybermobbing ist ein Phänomen, das jeden treffen kann, unabhängig von Alter oder sozialem Status. Besonders gefährdet sind jedoch jüngere Menschen. Studien zeigen, dass in der Altersgruppe von 10 bis 18 Jahren etwa 16 bis 18 Prozent der Jugendlichen Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht haben. In der Pubertätsphase (13 bis 16 Jahre) liegt der Anteil der Betroffenen sogar bei etwa 25 bis 30 Prozent.

Die Folgen von Cybermobbing können schwerwiegend sein. Zu den häufigsten Auswirkungen gehören Angstzustände, sozialer Rückzug, Schulverweigerung, Wut, Essstörungen und Depressionen. In extremen Fällen können die psychischen Belastungen sogar zu Suizidgedanken führen. Lukas Pohland, der Vorsitzende des Vereins Cybermobbing-Hilfe, hat selbst Erfahrungen als Opfer gemacht und setzt sich seit seiner Jugend aktiv gegen Cybermobbing ein.

Die Notwendigkeit von Präventionsmaßnahmen

Es ist wichtig, dass sowohl die Politik als auch die Gesellschaft insgesamt die Realität des digitalen Zeitalters anerkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, und die Plattform Jugenschutz.net haben kürzlich darauf hingewiesen, dass im Internet praktisch kein ausreichender Kinder- und Jugendschutz stattfindet.

Die Cybermobbing-Hilfe fordert daher nicht nur gesetzliche Maßnahmen, sondern auch eine verstärkte Präventionsarbeit in Schulen und eine stärkere Einbindung der Eltern. Das Bündnis gegen Cybermobbing ist bereits aktiv an rund 200 Schulen tätig, um über die Gefahren von Cybermobbing aufzuklären und präventive Maßnahmen zu ergreifen.

Fazit

Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf im Bereich des Cybermobbings. Eine klare Mehrheit der Bevölkerung fordert mehr Schutz und effektivere gesetzliche Regelungen, um die Opfer von Cybermobbing zu schützen und Täter zur Verantwortung zu ziehen. Es ist an der Zeit, dass die Politik diese Forderungen ernst nimmt und entsprechende Maßnahmen ergreift, um das Internet zu einem sichereren Ort für alle zu machen.

Quellen: Zeit.de, dpa

Weitere
Artikel