22.11.2024
Merkels Kritik an Scholz und Lindner Nach Ampel-Aus

Ex-Kanzlerin Merkel äußert sich zu Scholz' Verhalten beim Bruch der Ampel-Koalition

Altkanzlerin Angela Merkel hat in einem Interview mit dem „Spiegel“ Kritik am Verhalten von Bundeskanzler Olaf Scholz im Zusammenhang mit dem Ende der Ampel-Koalition und dem Rauswurf von Finanzminister Christian Lindner geübt. Wie die „Zeit“ berichtet, äußerte Merkel Besorgnis über die „Würde des Amtes“ des Bundeskanzlers. Sie sagte dem „Spiegel“: „Als Olaf Scholz sich so ungeschminkt äußerte, gab es schon auch ein bisschen Unwohlsein im Publikum.“ Merkel hinterfragte, ob Scholz mit seinem Auftritt die Würde des Amtes verletzt habe und erklärte: „Ich hätte es ja nicht gesagt, wenn ich das für ein Paradebeispiel für Würde hielte.“

Merkel betonte die Bedeutung der Würde des Kanzleramtes und erklärte, dass diese einen stets leiten sollte. Sie räumte ein, dass man als Kanzler oder Kanzlerin mit harten Bandagen konfrontiert werde und viele Emotionen verspüre. Dennoch sei es besser, "die Wand in seinem Büro anzuschreien als die deutsche Öffentlichkeit". Merkel bezeichnete das Verhalten von Scholz und Lindner als typisch männlich, da beide die Dinge persönlich genommen hätten, was in der Politik vermieden werden sollte, so die „Zeit“.

In einem weiteren Interview, das unter anderem vom „General-Anzeiger“ und der „Welt“ aufgegriffen wurde, äußerte sich Merkel auch zur aktuellen Migrationspolitik und positionierte sich gegen die Forderung der Union nach Zurückweisungen von Migranten an den deutschen Grenzen. Sie bezeichnete diese Forderung als „Illusion“ und warnte vor einer „Rückabwicklung der europäischen Integration“, sollte es der EU nicht gelingen, das Problem der illegalen Migration zu lösen. Sie verteidigte ihre Entscheidung von 2015, die Grenzen angesichts der Flüchtlingsbewegungen offen zu halten, und betonte, sie habe damals die Glaubwürdigkeit der europäischen Werte und die Menschenwürde wahren wollen. Wie die „Grafschafter Nachrichten“ berichten, verteidigte Merkel außerdem ihre Selfies mit Migranten und forderte Offenheit und Veränderungsbereitschaft von der aufnehmenden Gesellschaft.

Weiterhin kritisierte Merkel laut Berichten von „Radio Köln“ und „Blick“ die ablehnende Haltung von CSU-Chef Markus Söder gegenüber einem Bündnis mit den Grünen. Sie betonte die Wichtigkeit der Bündnisfähigkeit angesichts der aktuellen politischen Landschaft und verwies auf die funktionierenden schwarz-grünen Koalitionen in einigen Bundesländern. Die Frage nach der Kanzlertauglichkeit von Friedrich Merz ließ Merkel im „Spiegel“-Interview offen, so die „Heilbronner Stimme“.

Zusätzlich verteidigte Merkel ihre Entscheidung, Nord Stream 2 trotz der Annexion der Krim nicht gestoppt zu haben. Sie begründete dies mit der Notwendigkeit, billiges Gas für die deutsche Wirtschaft zu sichern, und dem Mangel an politischen Mehrheiten für einen Abbruch des Gashandels mit Russland. Gleichzeitig betonte sie, sich nie Illusionen über Putin gemacht zu haben und dessen diktatorische Züge stets wahrgenommen zu haben.

Quellen:

- Zeit Online - Handelsblatt - General-Anzeiger Bonn - Grafschafter Nachrichten - Welt - Radio Köln - Blick - Heilbronner Stimme
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