Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Militärausgaben und Kriegserfolg ist komplex und historisch vielschichtig. Eine aktuelle Studie des IfW Kiel, über die die FAZ berichtet, hat diesen Zusammenhang anhand von über 700 Konflikten zwischen 1977 und 2013 untersucht. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Erhöhung der Militärausgaben um zehn Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts die Erfolgschancen einer Konfliktpartei signifikant erhöht (FAZ, 22.01.2025). Dabei spielt die Herkunft der zusätzlichen Mittel, ob aus Rohstoffverkäufen oder Finanzhilfen, keine entscheidende Rolle.
Wie die FAZ weiter ausführt, verdeutlicht die Studie die Bedeutung von Finanzhilfen im Ukrainekrieg. IfW-Präsident Moritz Schularick betont, dass der Kriegserfolg maßgeblich von der finanziellen Ausstattung abhängt. Russlands erhöhte Einnahmen aus Öl- und Gasexporten im Jahr 2024, trotz westlicher Sanktionen, ermöglichten dem Land, seine Militärausgaben zu erhöhen und die Kriegsfähigkeit zu stärken (FAZ, 22.01.2025).
Gleichzeitig unterstreicht die Studie die Notwendigkeit westlicher Finanzhilfen für die Ukraine. Die Debatte innerhalb der Bundesregierung über die Finanzierung weiterer Hilfen zeigt die unterschiedlichen Positionen zur Schuldenbremse (FAZ, 22.01.2025). Während Bundeskanzler Scholz eine Aussetzung der Regelungen durch einen Notlagenbeschluss befürwortet, halten Grüne, CDU und FDP dies für nicht erforderlich.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der Zusammenhang zwischen Militärausgaben und Kriegserfolg nicht immer eindeutig ist. Eine Analyse von Jan Ludvík in "World Economics" (2015) untersuchte Konflikte zwischen Großmächten der letzten 160 Jahre und stellte fest, dass Staaten mit höheren Militärausgaben nicht immer siegten. Am Beispiel des Deutsch-Französischen Krieges wird verdeutlicht, dass selbst die Überlegenheit bei Militärausgaben und Truppenstärke keine Garantie für einen Sieg darstellt.
Eine weitere Studie, die von Frank W. Wayman et al. in "International Studies Quarterly" veröffentlicht wurde, analysiert Kriege und militarisierte Konflikte zwischen 1816 und 1976. Die Autoren fanden heraus, dass ein Vorteil bei den industriellen Fähigkeiten stärker mit dem Sieg korreliert als ein Vorteil bei den militärischen oder demografischen Fähigkeiten. Interessanterweise stellten sie fest, dass höhere Militärausgaben im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung mit einer Niederlage in Kriegen und Konflikten verbunden waren.
Michael Beckley argumentiert in "Economic Development and Military Effectiveness" (2010), dass die wirtschaftliche Entwicklung ein entscheidender Faktor für die militärische Stärke ist. Seine Analyse von Schlachten zwischen 1898 und 1987 zeigt, dass wirtschaftlich entwickeltere Staaten militärisch effektiver waren. Demnach ist die militärische Dominanz westlicher Demokratien eher auf ihre wirtschaftliche Stärke als auf gesellschaftliche oder politische Faktoren zurückzuführen.
Verwendete Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/studie-zeigt-zusammenhang-von-militaerausgaben-und-kriegserfolg-110247998.html
https://www.bundestag.de/resource/blob/503294/493c4e3a31e0705bd3b62a77d449bc76/wd-4-025-17-pdf-data.pdf
https://academic.oup.com/isq/article-lookup/doi/10.2307/2600558
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/01402391003603581