Im Flüchtlingslager Dschabalia im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ mindestens 13 Palästinenser bei mutmaßlichen israelischen Angriffen auf ein Wohnhaus getötet worden. Mindestens zwölf weitere Menschen sollen noch unter den Trümmern begraben sein. Laut des von der Hamas kontrollierten palästinensischen Zivilschutzes hat Israel im Norden des Gazastreifens eine erneute Offensive gestartet, um eine Neugruppierung von militanten Hamas-Mitgliedern zu verhindern. Die Angaben stammen von Konfliktparteien und lassen sich teilweise nicht unabhängig überprüfen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
„Ärzte ohne Grenzen“ berichtet außerdem, dass tausende Menschen in dem Lager eingeschlossen seien. Projektkoordinatorin Sarah Vuylsteke schreibt auf X (ehemals Twitter), dass auf Menschen, die versuchen, das Lager zu verlassen, geschossen werde. Fünf Mitarbeiter der medizinischen Hilfsorganisation seien ebenfalls in dem Lager eingeschlossen. Die israelische Armee hat sich bislang nicht zu den Berichten geäußert.
Dschabalia ist eines der acht Flüchtlingslager im Gazastreifen und beherbergt auf engstem Raum die größte Anzahl an palästinensischen Flüchtlingen. Das Lager wurde 1949 für palästinensische Flüchtlinge eingerichtet, die während des Krieges um die Gründung Israels 1948 aus ihren Häusern vertrieben worden waren. Ursprünglich als vorübergehende Unterkunft gedacht, leben die Menschen dort nun seit Generationen unter prekären Bedingungen. Die Infrastruktur ist marode, die hygienischen Zustände sind schlecht und die Armut ist weit verbreitet. Durch die anhaltenden militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas hat sich die Lage in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer weiter zugespitzt.
Die aktuelle Eskalation im Nahostkonflikt begann am 7. Oktober 2023 mit einem Überraschungsangriff der Hamas auf Israel. Seitdem kommt es zu heftigen Kämpfen zwischen Israel und der Hamas, bei denen auf beiden Seiten zahlreiche Menschen getötet wurden. Die Vereinten Nationen schätzen, dass mehr als eine Million Menschen im Gazastreifen auf der Flucht sind. Die humanitäre Lage in dem abgeriegelten Küstenstreifen ist katastrophal.
