Die US-Amerikanerin Naomi Beckwith, stellvertretende Direktorin und Chefkuratorin des Solomon R. Guggenheim Museums in New York, wird die künstlerische Leitung der documenta 16 übernehmen. Die Bekanntgabe erfolgte am Mittwoch in Kassel, wie verschiedene Medien, darunter die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), berichteten. Beckwith folgt auf das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa, dessen Leitung der documenta fifteen 2022 von Antisemitismusvorwürfen überschattet war.
Die 48-jährige aus Chicago zeigte sich bei ihrer Vorstellung begeistert und bezeichnete die documenta als eine Institution, die sie „fasziniere“ – oder wie die Hessenschau ihren Ausspruch übersetzte: "I am obsessed with documenta". Es sei ein "absolutes Geschenk", die Leitung der Ausstellung übernehmen zu dürfen. Im Hinblick auf die Kontroversen der vorherigen documenta betonte sie ihre Nulltoleranz gegenüber Rassismus, Antisemitismus und jeglicher Form von Diskriminierung. Wie die dpa meldet, verfolge Beckwith die documenta seit der zwölften Ausgabe und sei von ihrem Konzept fasziniert. Kein anderes Projekt der Kunstwelt ermögliche eine so tiefgehende Reflexion, Recherche und Zusammenarbeit mit Künstler*innen.
Die Verantwortlichen reagierten erleichtert auf Beckwiths Ernennung. Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne), Aufsichtsratsvorsitzender der documenta gGmbH, sprach von einer „exzellenten Wahl“ und einer hochkarätigen Expertin für Gegenwartskunst. Auch Hessens Kunstminister Timon Gremmels (SPD) zeigte sich erfreut und beschrieb die Entscheidung als einen „Stein, der ihm vom Herzen falle“, so die Hessenschau. Die documenta sei eine Institution von großer internationaler Strahlkraft und Verantwortung.
Die Aufarbeitung der Antisemitismusvorwürfe gegen die documenta fifteen hatte den Findungsprozess für die künstlerische Leitung verzögert. Die Findungskommission, bestehend aus Yilmaz Dziewior, Sergio Edelsztein, N'Goné Fall, Gridthiya Gaweewong, Mami Kataoka und Yasmil Raymond, hatte laut Hessenschau nur knapp ein halbes Jahr Zeit für die Entscheidung. Es war bereits die zweite Kommission, nachdem die erste aufgrund des Rücktritts eines Mitglieds nach Antisemitismusvorwürfen zurückgetreten war, wie die FAZ berichtet.
Beckwith steht nun vor der Herausforderung, die documenta 16 in kürzerer Vorbereitungszeit als üblich zu gestalten. Sie hatte zwar um ein zusätzliches Jahr gebeten, dieses wurde ihr jedoch nicht gewährt, so die FAZ. Die documenta 16 soll vom 12. Juni bis 19. September 2027 stattfinden.
Quellen: