19.10.2024
Neuausrichtung im Schiffbau: Herausforderungen und Chancen in Stralsund
Schiffbau: Turbulenzen auf Stralsunder Werftgelände haben Auswirkungen

Schiffbau: Turbulenzen auf Stralsunder Werftgelände haben Auswirkungen

Die Hansestadt Stralsund sieht sich mit erheblichen Veränderungen auf dem Werftgelände konfrontiert, nachdem die Stadtverwaltung den Pachtvertrag mit der Fosen Werft GmbH für die große Schiffbauhalle vorzeitig gekündigt hat. Diese Entscheidung wurde getroffen, nachdem ausstehende Pachtzahlungen festgestellt wurden, die laut Oberbürgermeister Alexander Badrow in erheblichem Umfang sind.

Die Kündigung des Pachtvertrags hat direkte Folgen für die Fosen Stralsund GmbH, die in der Halle mit der Generalsanierung des traditionsreichen Segelschulschiffs „Greif“ beschäftigt war. Am Donnerstag meldete das Unternehmen Insolvenz an, was die Überholung des Schiffes erheblich verzögern wird. Die Stadt Greifswald, die Eigentümerin der „Greif“ ist, gab bekannt, dass sie nun mit dem Insolvenzverwalter klären muss, ob und wie die Stahlbauarbeiten an dem Schiff fortgesetzt werden können. Es könnte notwendig sein, einen neuen Auftragnehmer für die Arbeiten zu finden.

Hintergrund der Kündigung

Die Fosen Werft GmbH war mit dem Ziel angetreten, Schiff- und Stahlbauprojekte nach Stralsund zu bringen und Arbeitsplätze zu schaffen. Trotz intensiver Bemühungen gelang es dem Unternehmen jedoch nicht, die angestrebte Anzahl von Arbeitsplätzen zu erreichen. Aktuell bietet das Unternehmen zwischen 30 und 35 Arbeitsplätze an. Die Stadt hatte die Pachtverhältnisse nach der Insolvenz der Muttergesellschaft Fosen Yard AS im Februar 2024 überprüft, die zunächst nicht als betroffen galt.

Neue Perspektiven für die Schiffbauhalle

Mit der Kündigung des Pachtvertrags ergeben sich jedoch auch neue Perspektiven für die Nutzung der großen Schiffbauhalle. Die Reparaturwerft Strela Shiprepair Yard hat angekündigt, ihr Geschäft im maritimen Industrie- und Gewerbepark ausweiten zu wollen. Das Unternehmen hat mit der Stadt Stralsund eine Kooperation für die Nutzung der Schiffbauhalle vereinbart. Laut einem Sprecher von Strela Shiprepair ist das Ziel, die durch den Rückzug der Fosen Werft entstandene Lücke zu füllen.

Strela Shiprepair verfügt derzeit über 48 Mitarbeiter und plant, die Halle für spezifische Projekte zu nutzen. Weitere Unternehmen haben ebenfalls Interesse an dieser Art der Nutzung bekundet. Stralsunds Oberbürgermeister Badrow sieht in der neuen Kooperation eine Chance, die bisherigen Reparatur- und Umbaukapazitäten deutlich zu vergrößern und gleichzeitig neue Bau- und Umbauprojekte in Zusammenarbeit mit Partnern anzugehen.

Auswirkungen auf die Sanierung der „Greif“

Die Sanierung des Segelschulschiffs „Greif“ war bereits zu etwa drei Vierteln abgeschlossen, als die Insolvenz der Fosen Stralsund GmbH bekanntgegeben wurde. Offene Arbeiten betreffen den Rumpf, die Verschließung des Hauptdecks und das Stellen der Masten. Die Stadt Greifswald hat angekündigt, dass sich der Zeitplan für die Fertigstellung des Schiffes erheblich verschieben könnte. Ursprünglich war geplant, dass die „Greif“ im Jahr 2025 wieder in See stechen kann.

Schiffbau in Stralsund: Ein Blick in die Zukunft

Die Stadt Stralsund hat nach der Pleite der MV Werften im Jahr 2023 das Werft-Areal übernommen und dort einen maritimen Industrie- und Gewerbepark mit rund 20 Unternehmen etabliert. Insgesamt arbeiten dort etwa 500 Menschen. Diese Diversifizierung soll verhindern, dass Probleme eines einzelnen Unternehmens den gesamten Standort unter Druck setzen.

Die Entwicklungen auf dem Werftgelände in Stralsund sind Teil eines größeren Trends in der maritimen Industrie, der durch wirtschaftliche Herausforderungen und Veränderungen in der Auftragslage geprägt ist. Die Stadtverwaltung bleibt optimistisch, dass die neuen Kooperationen und die Nutzung der Schiffbauhalle durch Strela Shiprepair zu einer Stabilisierung und möglicherweise zu einem Wachstum des maritimen Sektors in der Region führen können.

Die Situation in Stralsund zeigt, wie wichtig es ist, flexible und anpassungsfähige Lösungen in der Industrie zu finden, um auf plötzliche Veränderungen reagieren zu können. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie sich die neuen Partnerschaften entwickeln und welche Auswirkungen sie auf die maritime Landschaft in Stralsund haben werden.

Die Stadtverwaltung wird weiterhin eng mit den beteiligten Unternehmen und dem Insolvenzverwalter zusammenarbeiten, um die bestmöglichen Lösungen für die Sanierung der „Greif“ und die zukünftige Nutzung der Schiffbauhalle zu finden.

Quellen: dpa, Nordkurier, Zeit Online

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