19.10.2024
Neues Gesetz zur Stärkung der Herzgesundheit in Deutschland

Kabinett: Mehr Vorbeugung gegen Herzerkrankungen geplant

Am 28. August 2024 hat das Bundeskabinett unter der Leitung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach einen neuen Gesetzentwurf verabschiedet, der die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland stärken soll. Das sogenannte "Gesunde-Herz-Gesetz" zielt darauf ab, die Früherkennung und die medizinische Prävention zu verbessern, um die häufigste Todesursache in Deutschland effektiver zu bekämpfen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland für rund ein Drittel aller Todesfälle verantwortlich. Im Jahr 2023 starben laut Statistischem Bundesamt etwa 348.000 Menschen an diesen Erkrankungen. Die Bundesregierung sieht in einem ungesunden Lebensstil, der durch ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum geprägt ist, einen wesentlichen Risikofaktor. Schätzungen zufolge könnten bis zu 70 Prozent dieser Erkrankungen durch präventive Maßnahmen vermieden werden.

Inhalte des Gesetzentwurfs

Der Gesetzentwurf umfasst mehrere zentrale Maßnahmen zur Verbesserung der Herzgesundheit:

- Regelmäßige Check-ups für Erwachsene im Alter von 25, 40 und 50 Jahren - Zusätzliche Früherkennungsuntersuchungen für Kinder und Jugendliche, insbesondere zur Erkennung von erblich bedingten Fettstoffwechselstörungen - Erhöhung der Teilnahmequote an der Jugendgesundheitsuntersuchung J1 - Gesetzlicher Anspruch auf medikamentöse Therapien, insbesondere Lipidsenker - Erweiterung der Angebote zur Rauchentwöhnung durch die Krankenkassen - Erleichterte Verordnung von Cholesterinsenker durch Ärzte

Minister Lauterbach betonte die Notwendigkeit, die Gesundheit der Herzen besser zu schützen. "Deutschland hat hier ein Problem - zu viele Herztote", erklärte er. Das Gesetz soll dazu beitragen, die Lebensqualität und die Lebenserwartung in Deutschland deutlich zu verbessern.

Kritik und Herausforderungen

Trotz der positiven Ansätze des Gesetzentwurfs gibt es auch kritische Stimmen. Die AOK-Krankenkasse äußerte Bedenken hinsichtlich der finanziellen Belastungen, die durch die Umsetzung des Gesetzes entstehen könnten. Carola Reimann, die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, warnte, dass die Maßnahmen nicht nur die Herzgesundheit nicht verbessern, sondern auch die Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung weiter verschärfen könnten. Insbesondere das geplante flächendeckende Screening von Kindern und Jugendlichen zur Früherkennung von Fettstoffwechselstörungen wurde als nicht belegbar in seinem wissenschaftlichen Nutzen kritisiert.

Die AOK befürchtet, dass die Ausweitung des Screenings jährliche Zusatzkosten in Höhe von bis zu 3,8 Milliarden Euro verursachen könnte. Diese Bedenken werfen die Frage auf, wie die Finanzierung der erweiterten Präventionsmaßnahmen langfristig sichergestellt werden kann.

Gesundheitssystem im Umbruch

Der Gesetzentwurf ist Teil einer breiteren Strategie der Bundesregierung, das Gesundheitssystem in Deutschland stärker auf Prävention auszurichten. Lauterbach betonte, dass es notwendig sei, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu fördern und die Menschen zu einem gesünderen Lebensstil zu ermutigen. Dies könnte durch Aufklärung und gezielte Präventionsmaßnahmen geschehen.

Der Wissenschaftsrat hat sich ebenfalls für eine Trendwende in der Gesundheitsprävention ausgesprochen. Viele Krankheiten, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebserkrankungen, könnten durch gezielte Prävention vermieden werden. Experten sind sich einig, dass ein Umdenken im Gesundheitssystem erforderlich ist, um die steigenden Kosten und die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft zu bewältigen.

Fazit

Das "Gesunde-Herz-Gesetz" stellt einen wichtigen Schritt in Richtung einer verbesserten Gesundheitsversorgung dar. Die Bundesregierung hat erkannt, dass Prävention eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielt. Dennoch müssen die Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Finanzierung und die Umsetzung der Maßnahmen, ernsthaft angegangen werden, um die gewünschten Erfolge zu erzielen.

Die Diskussion um das Gesetz wird sicherlich weitergehen, und es bleibt abzuwarten, wie die verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen auf die geplanten Änderungen reagieren werden.

Quellen: Zeit Online, Tagesschau, Der Tagesspiegel, Kurier, Deutsches Ärzteblatt.

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