19.10.2024
Prozess um vierfache Tötung im Landkreis Rotenburg geht weiter

Tote im Landkreis Rotenburg: Prozess gegen Soldaten wegen vierfachen Mordes geht weiter

Der Prozess gegen einen Soldaten, der beschuldigt wird, vier Menschen ermordet zu haben, wird am Landgericht Verden fortgesetzt. Der Angeklagte, ein 33-jähriger Elitesoldat, soll in der Nacht zum 1. März 2024 aus Hass und Rache gehandelt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, in die Häuser der Opfer eingedrungen zu sein und sie im Schlaf überrascht zu haben. Die Taten ereigneten sich in der Gemeinde Scheeßel und in Bothel, beide im Landkreis Rotenburg.

Am ersten Verhandlungstag wurde die Anklageschrift verlesen. Demnach soll der Angeklagte zunächst den neuen Lebensgefährten seiner Noch-Ehefrau, einen 30-jährigen Mann, und dessen 55-jährige Mutter in Westervesede erschossen haben. Im Anschluss daran soll er in Bothel die 33-jährige beste Freundin seiner Ex-Partnerin und deren dreijährige Tochter getötet haben. Die Staatsanwaltschaft betrachtet die Tötung von Mutter und Tochter als eine einzige Tat, da beide durch den gleichen Schuss starben.

Der Soldat, der als Fallschirmjäger bei der Bundeswehr ausgebildet wurde, soll bei den Taten wie in einem Häuserkampf vorgegangen sein. Er hatte Molotowcocktails hergestellt und war mit einer halbautomatischen Pistole sowie einem Selbstladegewehr bewaffnet. Am Morgen nach den Verbrechen stellte sich der mutmaßliche Täter an der Von-Düring-Kaserne in Rotenburg. Er befindet sich seitdem in Untersuchungshaft.

Für den Prozess sind insgesamt 35 Verhandlungstage angesetzt, und ein Urteil könnte nach dieser Planung Ende März 2025 fallen. Am zweiten Verhandlungstag sind bislang keine Zeugen geladen, und es wird nicht erwartet, dass der Angeklagte sich zu den Vorwürfen äußert. Stattdessen steht das Verlesen von Akten auf dem Programm.

Die Hintergründe der Tat sind noch nicht vollständig geklärt. Die Staatsanwaltschaft hat bereits angedeutet, dass eine Sicherungsverwahrung in Betracht gezogen wird, sollte der Angeklagte für schuldig befunden werden. Die Angehörigen der Opfer sind durch die Ereignisse stark betroffen und werden durch mehrere Nebenklage-Anwälte vertreten.

Die Tat hat in der Region für großes Entsetzen gesorgt. Die Opfer standen in engem Verhältnis zur Ex-Partnerin des Angeklagten, was die Motive für die grausamen Taten verdeutlicht. In den Tagen vor den Morden hatten die Noch-Ehefrau und ihr neuer Lebensgefährte den Angeklagten wegen Bedrohung angezeigt, was zu einer Gefährderansprache durch die Polizei führte. Trotz dieser Maßnahmen kam es zu den tödlichen Schüssen.

Die Ermittlungen und der Prozess werfen Fragen zur Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen auf, die in solchen Fällen ergriffen werden. Die Behörden haben angekündigt, die Abläufe rund um die Gefährderansprache und die darauf folgenden Ereignisse intern zu überprüfen.

Die Öffentlichkeit verfolgt den Prozess mit großem Interesse, und es wird erwartet, dass die kommenden Verhandlungstage weitere Details zu den Taten und den Hintergründen ans Licht bringen werden. Der Fall hat nicht nur die betroffenen Gemeinden erschüttert, sondern auch landesweit für Diskussionen über den Umgang mit häuslicher Gewalt und den Schutz von potenziellen Opfern gesorgt.

Insgesamt bleibt abzuwarten, welche weiteren Informationen während des Prozesses ans Licht kommen und welche Konsequenzen sich daraus für den Angeklagten und das Rechtssystem ergeben werden.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, NDR.

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