19.10.2024
Neuorientierung der Linken: Ein langwieriger Weg zur Erneuerung

Parteien: Schwerdtner: Neuaufbau der Linken wird jahrelanger Prozess

Ines Schwerdtner, eine prominente Publizistin und Kandidatin für den Bundesvorsitz der Linken, hat die Herausforderungen und den notwendigen Neuaufbau ihrer Partei als einen langwierigen Prozess beschrieben. Auf einem Landesparteitag der sachsen-anhaltischen Linken in Magdeburg betonte sie, dass der Neuaufbau der Partei nicht kurzfristig erfolgen könne und dass es sich um eine gemeinsame Aufgabe aller Mitglieder handle. Sie erklärte: „Das Haus brennt“ und stellte klar, dass der Weg zur Erneuerung kein Sprint, sondern ein Marathon sei.

Schwerdtner, die 1989 im sächsischen Werdau geboren wurde, hat sich in der politischen Landschaft der Linken bereits einen Namen gemacht. Bei der Europawahl stand sie auf Listenplatz fünf der Linken, verfehlte jedoch den Einzug ins Parlament. Derzeit arbeitet sie als freiberufliche Journalistin und ist im Kreisverband Anhalt-Bitterfeld aktiv.

Forderung nach einer neuen politischen Kultur

Ein zentrales Anliegen von Schwerdtner ist die Etablierung einer neuen politischen Kultur innerhalb der Linken. Sie fordert, dass die Partei „revolutionäre Freundlichkeit“ und Solidarität in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt. Der bevorstehende Bundesparteitag in Halle, der im Oktober stattfinden soll, solle als historisches Ereignis in die Annalen der Partei eingehen, an dem es gelungen sei, das Ruder herumzureißen und neue Wege zu beschreiten.

Die bisherigen Bundesvorsitzenden, Janine Wissler und Martin Schirdewan, haben ihren Rückzug angekündigt, was die Notwendigkeit eines Neuanfangs unterstreicht. Neben Schwerdtner hat auch der ehemalige Bundestagsabgeordnete Jan van Aken seine Kandidatur für den Parteivorsitz erklärt.

Wahlniederlagen und deren Folgen

Die Linke sieht sich mit einer Reihe von Wahlniederlagen konfrontiert. Bereits bei der Bundestagswahl 2021 konnte die Partei nur dank einer Sonderregelung mit drei Direktmandaten in den Bundestag einziehen. Die jüngsten Ergebnisse der Europawahl im Juni 2024 waren alarmierend: Die Linke erhielt nur noch 2,7 Prozent der Stimmen, was die Dringlichkeit eines Neuaufbaus verdeutlicht.

Die Mitgliederzahl der Linken in Sachsen-Anhalt ist ebenfalls rückläufig. Nach Angaben des Landesverbands zählte die Partei zum 15. August 2024 nur noch 2.492 Mitglieder, während es vor zehn Jahren noch über 4.000 waren. Diese Entwicklungen werfen Fragen zur Zukunft der Partei auf und erfordern ein Umdenken in der Strategie und der Ansprache der Wählerschaft.

Strategien für die Zukunft

Um aus der aktuellen Krise herauszukommen, fordert Schwerdtner eine klare Ausrichtung auf soziale Gerechtigkeit und konkrete Lösungen für die Herausforderungen der Menschen. Die Landesvorsitzende der Linken in Sachsen-Anhalt, Janina Böttger, hat ebenfalls betont, dass die Partei in einer krisengeschüttelten Zeit die Verteilungsfragen und soziale Gerechtigkeit stärker in den Vordergrund stellen müsse. „Aufgeben ist keine Option“, sagte sie und rief dazu auf, die Bedürfnisse von benachteiligten Gruppen wie Erwerbslosen, Rentnern und Alleinerziehenden zu berücksichtigen.

Hendrik Lange, Co-Vorsitzender der Linken in Sachsen-Anhalt, unterstrich die Notwendigkeit, auch den ländlichen Raum nicht aus den Augen zu verlieren. Er betonte, dass die Linke als Friedenspartei in Deutschland klar erkennbar sein müsse und dass die Herausforderungen des Klimawandels sowie die Bedürfnisse der Pendler im ländlichen Raum unbedingt in die politische Agenda aufgenommen werden sollten.

Der Weg nach vorn

Die Delegierten des Landesparteitags haben ein starkes Signal in Richtung der Bundespartei gesendet, indem sie Schwerdtner in ihrer Kandidatur unterstützen. Dies zeigt, dass ein Umdenken innerhalb der Partei gewünscht ist und dass die Mitglieder bereit sind, neue Wege zu gehen. Schwerdtner ist überzeugt, dass die Linke über eine enorme Kraft verfügt, die nur wieder mobilisiert werden muss, um die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft erfolgreich zu meistern.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um die Weichen für die Zukunft der Linken zu stellen. Der Bundesparteitag in Halle wird als ein entscheidender Moment betrachtet, an dem die Partei die Möglichkeit hat, sich neu zu positionieren und den Weg für eine erfolgreiche politische Arbeit zu ebnen.

Die Linke steht vor der Herausforderung, ihre Identität zu schärfen und sich als relevante politische Kraft zu behaupten. Die kommenden Wahlen werden zeigen, ob die eingeleiteten Veränderungen und die neuen Ansätze der Parteiführung fruchtbare Ergebnisse zeitigen werden.

Insgesamt wird der Neuaufbau der Linken als ein jahrelanger Prozess beschrieben, der Geduld, Engagement und einen klaren Fokus auf die Bedürfnisse der Wähler erfordert.

Quelle: dpa Sachsen, Zeit Online

Weitere
Artikel