Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Bundesagrarminister Cem Özdemir in seiner Heimatstadt Bad Urach wurde von einem spontanen Wortgefecht mit Landwirten überschattet. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, konfrontierten junge Bauern den Grünen-Politiker mit Vorwürfen, er erschwere ihnen die Arbeit durch stetig neue Auflagen und Regeln. Özdemir, der in Baden-Württemberg als Ministerpräsident kandidiert, verteidigte sich energisch und betonte seine Bemühungen für die Landwirtschaft, beispielsweise die Absenkung des Schutzstatus des Wolfes in Brüssel. "Ich halte die Versprechen, die die Schwarzen geben", zitiert ihn die dpa (ZEIT ONLINE, 31.10.2024).
Der Minister hob hervor, er habe sich in der Bundesregierung gegen Subventionskürzungen für die Landwirtschaft eingesetzt und erinnerte daran, dass er zu Beginn seiner Amtszeit eine Vielzahl unerfüllter Versprechen vorgefunden habe. Er sei stets zum Dialog bereit, erwarte aber auch, "dass man einen nicht nach dem Parteibuch beurteilt, sondern nach dem, was man macht" (Süddeutsche Zeitung, 31.10.2024).
Die Bauernproteste richten sich gegen die geplanten Kürzungen der Agrarsubventionen, insbesondere die Streichung der Steuervergünstigungen für Agrardiesel und die geplante Einführung der Kfz-Steuer für landwirtschaftliche Fahrzeuge. Wie die Deutsche Welle (DW) berichtet, fühlen sich viele Landwirte von der Politik im Stich gelassen und sehen ihre Existenz bedroht (DW, 18.12.2023). Der Deutsche Bauernverband hat zu bundesweiten Protesten aufgerufen und fordert den Erhalt der bestehenden Förderungen.
Umweltverbände wie Greenpeace befürworten hingegen die Streichung der Subventionen und argumentieren, dass der Agrardiesel klimaschädlich sei. Sie verweisen auf die gestiegenen Gewinne in der Landwirtschaft und sehen keine Gefahr für die Existenz der Betriebe (Greenpeace). In einem Interview mit Greenpeace äußerte der Landwirt Bernhard Barkmann Verständnis für die Proteste und betonte die Zukunftsängste der Landwirte angesichts zunehmender Auflagen und gesellschaftlicher Anforderungen.
Die Debatte um die Zukunft der Landwirtschaft und die Rolle der Subventionen wird weiterhin kontrovers geführt. Während die Landwirte auf die Notwendigkeit der finanziellen Unterstützung verweisen, fordern Umweltverbände eine ökologischere Ausrichtung der Agrarpolitik.