19.10.2024
Paris 2024: Gleiche Bühne für Frauenpower im Sport

Auf dem Weg zur Gleichstellung: Kann Olympia 2024 die Sichtbarkeit weiblicher Athletinnen weiter steigern?

Die Olympischen Spiele in Paris 2024 markieren einen historischen Wendepunkt für den Frauensport: Zum ersten Mal in der Geschichte der Spiele werden genauso viele Frauen wie Männer teilnehmen. Dies ist ein bedeutender Schritt in Richtung Geschlechtergleichstellung und könnte die Sichtbarkeit weiblicher Athletinnen nachhaltig erhöhen. Doch welche Maßnahmen wurden ergriffen, um dies zu erreichen, und welche Herausforderungen bleiben bestehen?

Ein langer Weg zur Gleichstellung

Die Geschichte der Geschlechtergleichstellung bei den Olympischen Spielen ist lang und oft von Rückschlägen geprägt. Bereits 1900 traten Frauen bei den Spielen in Paris an, allerdings in einer verschwindend geringen Zahl. Die damalige Teilnahme von 22 Frauen gegenüber fast 1000 Männern war für viele ein Sakrileg, insbesondere für den IOC-Gründer Pierre de Coubertin, der Frauen nicht auf dem olympischen Spielfeld sehen wollte.

Der Weg zur Gleichstellung war steinig. 1912 in Stockholm durften Frauen erstmals an Schwimmwettbewerben teilnehmen, und 1928 in Amsterdam wurden sie in die Leichtathletik integriert. Doch viele Disziplinen blieben lange Zeit Männern vorbehalten. Beispielsweise war der Marathonlauf für Frauen erst 1984 in Los Angeles olympisch, und der Stabhochsprung wurde erst im Jahr 2000 zugelassen.

Paris 2024: Ein Meilenstein

Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris werden die Startplätze erstmals zu gleichen Teilen an Frauen und Männer vergeben: 50:50. Dies ist das Ergebnis jahrelanger Bemühungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und vieler anderer Akteure. IOC-Präsident Thomas Bach bezeichnet dies als einen der wichtigsten Momente in der Geschichte der Frauen bei den Olympischen Spielen.

Dank der Zusammenarbeit von IOC, Internationalen Sportfachverbänden (IFs) und Nationalen Olympischen Komitees (NOKs) wird ein ausgewogenes Sportprogramm geschaffen. 28 von 32 Sportarten werden vollständig geschlechterparitätisch besetzt sein. Darüber hinaus wird es eine ausgewogenere Anzahl von Medaillenentscheidungen geben: 152 Frauen- und 157 Männerwettbewerbe sowie 20 Mixed-Wettbewerbe.

Maßnahmen zur Erhöhung der Sichtbarkeit

Das IOC hat eine Reihe wichtiger Maßnahmen ergriffen, um die Sichtbarkeit von Frauen bei den Olympischen Spielen zu erhöhen. Seit Tokio 2020 wird jedes NOK ermutigt, die Fahne bei der Eröffnungsfeier gemeinsam von einer Frau und einem Mann tragen zu lassen. Zudem wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um sicherzustellen, dass die Medaillenentscheidungen für Frauen und Männer während der 16 Tage der Olympischen Spiele gleichmäßig verteilt sind.

Ein optimierter Zeitplan gibt den Medien die Möglichkeit, ihre Berichterstattung ausgewogener zu gestalten. Beispielsweise findet der Marathon der Frauen erstmals seit seiner Aufnahme ins olympische Programm im Jahr 1984 einen Tag nach dem Marathon der Männer statt und schließt das Leichtathletikprogramm am 11. August ab. Viele Jahre lang war dieser Platz für den Marathon der Männer reserviert. In Paris 2024 wird die Reihenfolge umgedreht, wodurch die Marathonläuferinnen in den Vordergrund rücken.

Geschlechtergleichstellung auch außerhalb des Spielfeldes

Die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter ist für das IOC eine Verpflichtung, die weit über das Spielfeld hinausgeht. Dabei geht das IOC mit gutem Beispiel voran und hat die Reformen der Olympischen Agenda 2020 schnell umgesetzt. 41 Prozent der IOC-Mitglieder sind weiblich, was einer Verdopplung im Vergleich zu 2013 entspricht. Zudem wurden die IOC-Kommissionen seit 2022 geschlechterparitätisch besetzt: 50 Prozent der Positionen sind an Frauen vergeben worden.

Das IOC arbeitet eng mit den Stakeholdern der Olympischen Bewegung zusammen und ermutigt sie, auch in ihrem Zuständigkeitsbereich die Gleichstellung der Geschlechter zu verankern und zu beschleunigen. Im Jahr 2016 empfahl die IOC-Exekutive den Nationalen Olympischen Komitees (NOKs) und den Internationalen Sportfachverbänden (IFs), sich das Ziel zu setzen, bis zum Jahr 2020 mindestens 30 Prozent ihrer Präsidien mit Frauen zu besetzen.

Herausforderungen und Zukunftsaussichten

Obwohl große Fortschritte erzielt wurden, bleiben viele Herausforderungen bestehen. Beispielsweise sind Frauen in der medialen Berichterstattung nach wie vor stark unterrepräsentiert. Verschiedene Studien beziffern den Anteil der Berichterstattung über Frauensport auf nur 10% bis 15%. Dies hat nachteilige Auswirkungen auf die Vermarktbarkeit und das Sponsoreninteresse.

Auch die Vereinbarkeit von Familienplanung und Spitzensport stellt viele Athletinnen vor große Herausforderungen. Viele Sportlerinnen berichten von fehlender sportmedizinischer Betreuung und der Unvereinbarkeit von Spitzensport und Familienplanung. Diese Themen müssen in Zukunft weiter angegangen werden, um eine vollständige Gleichstellung zu erreichen.

Die Olympischen Spiele in Paris 2024 bieten jedoch eine einzigartige Gelegenheit, die Sichtbarkeit weiblicher Athletinnen weiter zu steigern und einen wichtigen Beitrag zur Geschlechtergleichstellung im Sport zu leisten. Die Augen der Welt werden auf Paris gerichtet sein, und es bleibt zu hoffen, dass diese Spiele nicht nur ein Meilenstein, sondern auch ein Katalysator für weitere Fortschritte in der Gleichstellung der Geschlechter im Sport sein werden.

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