24.10.2024
Organspendedebatte FDP Vorschlag sorgt für Kritik

Kopfschütteln über die FDP: Herztod-Debatte bei der Organspende sorgt für Aufruhr

Die FDP sorgt mit ihrem Vorstoß, den Herztod als Kriterium für Organspenden in Deutschland einzuführen, für heftige Kritik. Auf dem Jubiläumskongress der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) in Frankfurt am Main stieß der Vorschlag der Liberalen auf breite Ablehnung.

Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der DSO, betonte laut FAZ.net, dass einer solchen Entscheidung eine breite öffentliche Debatte vorausgehen müsse. Weder eine Partei noch der Koordinationsverband DSO sollten hier vorpreschen. Noch deutlichere Worte fand Frank Ulrich Montgomery, ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Ärztekammer und Vorsitzender des Stiftungsrats der DSO. Er bezeichnete das Positionspapier der FDP als „im höchsten Maße erschreckend“, da hier „ärztliche Kollegen sehr oberflächlich über sehr komplexe Themen reden“.

Hintergrund der Debatte ist die seit Jahren stagnierende Zahl der Organspenden in Deutschland. Mehr als 8.000 Patienten warten auf eine Transplantation, viele schaffen es nicht einmal auf die Warteliste. Deutschland bezieht seit Jahren mehr Organe über die europäische Koordinationsstelle Eurotransplant, als es selbst zur Verfügung stellt.

Die FDP hatte in einem Entwurf eines Positionspapiers gefordert, den Tod nach Herzstillstand als Ursache für eine Organspende aufzunehmen – ein Verfahren, das in vielen europäischen Ländern bereits Praxis ist.

Kritiker, wie die Deutsche Stiftung Patientenschutz, bemängeln, dass der Herztod im Gegensatz zum Hirntod nicht unumkehrbar sei. Die Deutsche Transplantationsgesellschaft hingegen begrüßt den Vorschlag der FDP und argumentiert, dass der Herztod eine ebenso sichere Todesursache wie der Hirntod sei. Die Einbeziehung des Herz-Kreislauf-Todes in die Organspende könne zudem die Spenderzahlen deutlich erhöhen.

Axel Rahmel gab jedoch zu bedenken, dass die Einführung des Herztodes als Spendeursache in Spanien nicht zu einem Anstieg der Spenderzahlen geführt habe. In Großbritannien und der Schweiz hingegen wird von einer Zunahme der Spenderzahlen durch die Einführung des Herztodes als Spenderkriterium berichtet.

Ob die FDP mit ihrem Vorstoß eine ernsthafte inhaltliche Diskussion anstoßen wollte, darf bezweifelt werden. Andrew Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP, räumte gegenüber der F.A.Z. ein, dass man bewusst auf konkrete Regelungen verzichtet habe. Diese müssten in Gesprächen mit Fachgesellschaften und Experten entwickelt werden. In der Fraktionssitzung wurde das Positionspapier jedoch von der Tagesordnung genommen, da es offene inhaltliche Fragen gebe.

Montgomery vermutet hinter dem Vorstoß der FDP ein durchsichtiges Kalkül: „Es geht hier darum, im Wahlkampf Aufmerksamkeit zu bekommen“. Er fordert stattdessen ein fachliches Ringen um angemessene Antworten auf die komplexen Fragen der Organspende.

Quelle: FAZ.NET

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