Die neuesten Ergebnisse der PIAAC-Studie 2024, auch bekannt als "Pisa für Erwachsene", positionieren Deutschland im internationalen Vergleich leicht oberhalb des Durchschnitts. Die Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) untersuchte die Alltagskompetenzen von etwa 160.000 Erwachsenen zwischen 16 und 65 Jahren in 31 Ländern. In Deutschland nahmen knapp 4800 Personen teil. Gemessen wurden die Fähigkeiten im Lesen, in Alltagsmathematik und im adaptiven Problemlösen. 60 Prozent der deutschen Erwachsenen erreichten in diesen Bereichen ein mittleres Kompetenzniveau (FAZ, 10.12.2024).
PIAAC, die "Pisa-Studie für Erwachsene", erfasst die Kompetenzen in Lesen, Alltagsmathematik und adaptivem Problemlösen. Die Testaufgaben wurden an Tablets bearbeitet. Adaptives Problemlösen beschreibt die Fähigkeit, in sich verändernden Situationen Lösungen zu finden, deren Lösungsweg nicht sofort ersichtlich ist (Spiegel Online, 10.12.2024).
Trotz der Platzierung Deutschlands im oberen Mittelfeld zeigt die Studie eine wachsende Kluft zwischen den leistungsstärksten und leistungsschwächsten Erwachsenen. Während der Anteil der Leistungsschwachen stabil blieb, stieg der Anteil der besonders Leistungsstarken (Reuters, 10.12.2024). Spitzenreiter in allen drei Kompetenzbereichen sind Finnland, Japan, die Niederlande, Norwegen und Schweden. Laut OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher liegt dies an einer Kombination aus guter Grundbildung und einem effektiven Weiterbildungssystem (Reuters, 10.12.2024).
Fast jeder fünfte Erwachsene in den OECD-Ländern (rund 16 Prozent in Deutschland) erreicht in allen drei Kompetenzbereichen nur das unterste Niveau oder darunter (Reuters, 10.12.2024). Ein klarer Zusammenhang zwischen Bildungsabschluss und Leistung ist erkennbar, jedoch sind internationale Vergleiche der Abschlüsse schwierig. So übertreffen Erwachsene mit einem Abschluss des Sekundarbereichs II in Deutschland die Lesekompetenz von Erwachsenen mit Hochschulabschluss in Chile. Gleichzeitig erreicht ein Schulabgänger in Finnland ein ähnliches Kompetenzniveau wie ein Hochschulabsolvent in Deutschland (Schleicher, zitiert im Spiegel Online).
Im Vergleich zur ersten PIAAC-Studie hat sich Deutschland im Lesen verbessert. 2013 lag Deutschland in diesem Bereich noch knapp unter dem internationalen Durchschnitt (Tagesspiegel, 08.10.2013). Die aktuelle Studie zeigt im OECD-Durchschnitt, dass Frauen im Lesen besser abschneiden, Männer hingegen in Mathematik und beim Problemlösen. Dieser Trend bestätigt sich auch in Deutschland, wobei es bei der Analysefähigkeit keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Gute Rechenfähigkeiten korrelieren mit besseren Jobchancen und höherer Lebenszufriedenheit.
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