19.10.2024
Polizei NRW: Hohe Abgänge unter Polizeianwärtern trotz Bewerbungsoffensive

Nach Bewerbungsoffensive: 145 Polizeianwärter schon wieder ausgeschieden

Die Polizei Nordrhein-Westfalen hat vor einem Jahr eine umfassende Bewerbungsoffensive gestartet, bei der 3.000 Kommissaranwärter eingestellt wurden. Diese Maßnahme sollte dazu beitragen, den Personalmangel in den Reihen der Polizei zu bekämpfen. Doch nun sind bereits 145 dieser Anwärter aus dem Jahrgang ausgeschieden, wie das Innenministerium auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mitteilte.

Aktuell liegt die Zahl der Polizeianwärter bei 2.976, was bedeutet, dass trotz der Abgänge die Anzahl der Nachwuchspolizisten knapp unter der ursprünglichen Zielmarke von 3.000 bleibt. Der Rückgang ist auf verschiedene Gründe zurückzuführen. Von den 145 ausgeschiedenen Anwärtern haben 130 auf eigenen Wunsch das Handtuch geworfen. Häufig sind die Gründe dafür ein Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber oder der Versuch, ein anderes Studium zu beginnen, für das sich die Anwärter parallel beworben hatten.

Zusätzlich mussten 15 Anwärter die Ausbildung aufgrund von „charakterlicher Ungeeignetheit“ oder mangelhaften Leistungen abbrechen. Diese Entwicklungen werfen Fragen zur Qualität der Ausbildung und der Auswahlverfahren auf. Das Innenministerium hat jedoch betont, dass die verbleibenden Anwärter weiterhin gut ausgebildet werden und dass die Polizei nach wie vor auf einem stabilen Kurs ist.

Die Abgänge sind nicht nur eine Herausforderung für die Polizei, sondern auch für die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Michael Mertens, der Vorsitzende der GdP in Nordrhein-Westfalen, äußerte Bedenken hinsichtlich der Ausbildungsressourcen. Er erklärte, dass das Missverhältnis zwischen den Einstellungszahlen und den verfügbaren Ressourcen so groß sei, dass ein Qualitätsverlust unvermeidbar sei. Dies führe zu Enttäuschungen und Frustrationen bei den Auszubildenden, die sich dann möglicherweise von ihrem Traumberuf abwenden und kündigen.

Im September 2024 wird die Polizei erneut 3.000 neue Anwärter einstellen. Für diese Plätze hatten sich laut Ministerium 11.200 Menschen beworben. Die schwarz-grüne Koalition hat sich das Ziel gesetzt, die Zahl der neuen Polizisten um einige Hundert zu erhöhen, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Die Herausforderung besteht darin, die Qualität der Ausbildung aufrechtzuerhalten, während gleichzeitig die Anzahl der Anwärter erhöht wird.

Die Situation ist nicht nur ein Spiegelbild der Herausforderungen, vor denen die Polizei steht, sondern auch ein Indikator für die allgemeine Lage im öffentlichen Dienst. Der Fachkräftemangel ist in vielen Bereichen spürbar, und die Polizei ist da keine Ausnahme. Die Bemühungen, mehr Menschen für den Polizeidienst zu gewinnen, sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber die Umsetzung muss sorgfältig geplant werden, um die Qualität der Ausbildung und die Zufriedenheit der Anwärter zu gewährleisten.

Insgesamt zeigt die Entwicklung, dass trotz der Bemühungen, die Polizei zu verstärken, strukturelle Probleme bestehen, die angegangen werden müssen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie die Polizei auf diese Herausforderungen reagiert und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Attraktivität des Polizeiberufs zu erhöhen und die Abgänge zu minimieren.

Die Situation wird weiterhin genau beobachtet, da sie nicht nur für die Polizei, sondern auch für die öffentliche Sicherheit von Bedeutung ist. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten eine gut ausgebildete und leistungsfähige Polizei, die in der Lage ist, ihre Aufgaben effektiv zu erfüllen.

Quellen: dpa, Zeit Online

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