19.10.2024
Rauchverbot in England: Debatte um Gesundheit und Freiheit
England: Keine Zigarette mehr vor dem Pub?

England: Keine Zigarette mehr vor dem Pub?

In England wird derzeit eine kontroverse Debatte über ein geplantes Rauchverbot im Freien geführt. Die neue Labour-Regierung unter Premierminister Keir Starmer plant, das Rauchen an verschiedenen öffentlichen Orten, einschließlich Sportplätzen, Universitätsgeländen und Biergärten, zu untersagen. Diese Maßnahme wird als Teil eines umfassenderen Ansatzes zur Reduzierung der Raucherzahlen im Vereinigten Königreich angesehen, wo jährlich rund 80.000 Menschen an den Folgen des Rauchens sterben.

Öffentliche Unterstützung und Widerstand

Eine Umfrage von YouGov zeigt, dass 58 Prozent der Briten das geplante Rauchverbot unterstützen, während 35 Prozent dagegen sind. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass ein signifikanter Teil der Bevölkerung die Maßnahme als notwendig erachtet, um die öffentliche Gesundheit zu schützen. Dennoch gibt es auch Widerstand, insbesondere aus den Reihen der Konservativen. Kritiker argumentieren, dass solche Vorschriften die Freiheit der Bürger einschränken und als übermäßige Einmischung des Staates in das persönliche Leben angesehen werden können.

Vorgeschichte und politische Entwicklungen

Der Vorschlag für das Rauchverbot ist nicht neu. Bereits unter der vorherigen Tory-Regierung wurde ein Gesetz angekündigt, das das Mindestalter für den Kauf von Zigaretten schrittweise erhöhen sollte. Dieses Gesetz, bekannt als Tobacco and Vapes Bill, sieht vor, dass niemand unter 15 Jahren (E-)Zigaretten kaufen darf, wobei das Mindestalter jedes Jahr um ein weiteres Jahr angehoben wird. Dies bedeutet, dass Personen, die nach 2008 geboren wurden, im Vereinigten Königreich niemals legal Zigaretten erwerben können.

Gesundheitliche und wirtschaftliche Argumente

Die Labour-Regierung argumentiert, dass die Belastungen für den nationalen Gesundheitsdienst (NHS) durch raucherspezifische Krankheiten erheblich sind und jährlich Milliardenbeträge kosten. Diese Argumentation wird durch die Tatsache untermauert, dass die Anzahl der Raucher im Vereinigten Königreich in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken ist, jedoch immer noch etwa jeder achte Bürger raucht.

Auswirkungen auf die Gastronomie

Die Gastronomie in England steht unter Druck. Die Zahl der Pubs ist seit 2000 von über 60.000 auf etwa 45.000 gesunken. Faktoren wie der Brexit, der Mangel an Personal, die Covid-19-Pandemie und steigende Kosten für Gas, Strom und Bier haben die Branche stark belastet. Das bereits 2007 eingeführte Rauchverbot in Pubs hat ebenfalls zu einem Rückgang der Besucherzahlen beigetragen. Die British Beer and Pub Association warnt, dass weitere 800 Pubs in den nächsten fünf Jahren schließen könnten, was als verheerend für die Branche angesehen wird.

Reaktionen aus der Branche

Claudio Carta, ein Pub-Manager, äußert Skepsis gegenüber dem angedachten Rauchverbot. Er glaubt nicht, dass es einen großen Effekt haben wird, da die Kontrolle über die Einhaltung solcher Vorschriften problematisch ist. Viele Raucher könnten einfach in die Nähe des Pubs gehen, um zu rauchen, anstatt sich an die neuen Regeln zu halten. Diese Sichtweise wird von anderen in der Branche geteilt, die befürchten, dass die Maßnahmen nicht die gewünschten Ergebnisse bringen werden.

Fazit

Die Diskussion über das Rauchverbot in England wirft viele Fragen auf, sowohl hinsichtlich der öffentlichen Gesundheit als auch der wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Gastronomie. Während ein Teil der Bevölkerung die Maßnahmen unterstützt, gibt es auch erhebliche Bedenken hinsichtlich der Freiheit und der praktischen Umsetzung solcher Verbote. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich diese Debatte entwickeln wird und welche Entscheidungen letztendlich getroffen werden.

Quellen

Die Informationen in diesem Artikel basieren auf Berichten von verschiedenen Nachrichtenagenturen, darunter die Süddeutsche Zeitung, dpa und andere.

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