7.1.2025
Rechter Flügel dominiert Kandidatenliste der NRW-AfD

Machtgewinn des rechten Flügels in der NRW-AfD

Der nordrhein-westfälische Landesverband der AfD, Deutschlands größter mit 8500 Mitgliedern, versucht unter der Führung von Martin Vincentz, der auch Fraktionsvorsitzender im Landtag ist, ein bürgerliches Image zu pflegen. Die Aufstellung der Bundestagswahl-Kandidatenliste sollte laut Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vom 07.01.2025 ein Zeichen für Geschlossenheit und Vernunft sein. Doch wie auch ein Kommentar des WDR vom 06.01.2025 feststellte, zeigte die Listenaufstellung den starken Einfluss rechtsextremer Kräfte innerhalb der Partei.

Der Landesvorstand plante, Rechtsextremisten wie Matthias Helferich von der Liste fernzuhalten. Die Wahl des Spitzenkandidaten Kay Gottschalk, einem Vertrauten von Vincentz, verlief jedoch anders als erwartet. Gottschalk erhielt nur 61 Prozent der Stimmen und zögerte laut WDR-Bericht, das Ergebnis anzunehmen, was er selbst anwesenden Journalisten in Marl gegenüber erklärte. Die Wahl Gottschalks wurde so zu einem Ausdruck des Misstrauens gegenüber dem Landesvorstand.

Entgegen den Plänen des Landesvorstands gelang es Matthias Helferich, Platz sechs der Liste und damit ein sicheres Bundestagsmandat zu erlangen. Helferich, der bereits 2021 als zu rechts für die Bundestagsfraktion galt und als rechtsextrem eingestuft wird, forderte in seiner Bewerbungsrede erneut millionenfache Remigration. Der WDR sieht darin die Defensive des Landesvorstands gegenüber der eigenen Basis.

Auch Anna Rathert aus Recklinghausen, die einen an Abstammung gekoppelten Volksbegriff vertritt und damit Staatsbürgerschaften unterschiedlicher Wertigkeit impliziert, wurde auf die Liste gewählt. Der WDR erinnert daran, dass Rathert diese Position bereits früher vertrat und deswegen beim Bundesparteitag in Essen nicht ins Bundesschiedsgericht gewählt wurde.

Die FAZ analysiert, dass die Listenaufstellung für den Landesvorstand außer Kontrolle geriet und Vincentz vor dem gleichen Problem steht wie seine Vorgänger: Der Versuch, der AfD ein bürgerliches Image zu geben, scheitert am Einfluss rechtsextremer Kräfte. Der WDR kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Der Versuch der NRW-AfD, sich an die konservative Mitte anzubiedern, ist gescheitert.

Die Entwicklungen in der NRW-AfD verdeutlichen den wachsenden Einfluss des rechten Randes innerhalb der Partei. Der nach außen gemäßigt auftretende Landesverband hat Schwierigkeiten, den Einfluss rechtsextremer Kräfte einzudämmen, was die Wahl von Kandidaten wie Helferich und Rathert deutlich zeigt. Die FAZ hebt hervor, dass Intrigen und Machtspiele der AfD offenbar nicht schaden.

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