Im Jahr 2024 traten in Deutschland vermehrt negative Strompreise auf. Wie die Zeit unter Berufung auf eine Meldung der DPA berichtete, gab es 459 Stunden mit negativen Preisen am Day-Ahead-Markt, wo Strom im Großhandel für den nächsten Tag gehandelt wird. Dies stellt einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren dar: 2023 waren es 301 Stunden und 2022 nur 69 Stunden. Die Europäische Strombörse Epex Spot bestätigte diese Zahlen auf Anfrage der DPA. Gleichzeitig gab es aber auch starke Preisausschläge nach oben, was laut Epex-Sprecherin Maria Schubotz auf eine gestiegene Volatilität des Strommarktes hindeutet.
Negative Strompreise entstehen durch ein Überangebot an Strom bei gleichzeitig geringer Nachfrage. Dies geschieht beispielsweise bei starkem Windaufkommen an Feiertagen. In solchen Situationen erhalten Käufer an der Börse Geld dafür, dass sie kurzfristig Strom abnehmen. Wie die Zeit berichtete, lag der höchste Negativwert 2024 bei -135,45 Euro pro Megawattstunde. Insgesamt machten die Zeiten mit negativem Strompreis etwa fünf Prozent des gesamten Jahres aus.
Die Bundesnetzagentur berichtete im Oktober 2024, dass ab 2025 niedrigere Netzentgelte in Regionen mit hoher Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien erwartet werden. Präsident Klaus Müller betonte die Bedeutung der Weitergabe dieser Vergünstigungen an die Verbraucher durch die Lieferanten. In einigen Regionen könnten Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh im Jahr 2025 teilweise über 200 Euro an Netzentgelten im Vergleich zu 2024 sparen. Diese Einsparungen resultieren aus dem starken Zubau von Wind- und Solarenergieanlagen, wie auch von PV Magazine im Januar 2025 berichtet wurde.
Laut Clean Energy Wire können Haushalte mit dynamischen Stromtarifen, die ihren Verbrauch an die Zeiten mit niedrigen Strompreisen anpassen, erheblich sparen. Im ersten Halbjahr 2024 lagen die Einsparungen bei bis zu 34 Prozent im Vergleich zum durchschnittlichen Strompreis an der Börse. Die Installation intelligenter Stromzähler, die für dynamische Tarife notwendig sind, wurde jedoch durch rechtliche Unsicherheiten und bürokratische Hürden gebremst. Ab 2025 sollen Energieversorger in Deutschland verpflichtet sein, dynamische Stromtarife anzubieten.
Wie SMARD berichtet, gibt es verschiedene Gründe, warum konventionelle Kraftwerke trotz negativer Preise weiter Strom produzieren. Für große fossile oder nukleare Kraftwerke sind die Kosten für das Herunter- und Hochfahren sehr hoch. Daher kann es wirtschaftlicher sein, die Anlagen auf ein technisches Minimum herunterzufahren, anstatt sie komplett abzuschalten. Auch Betreiber von Industrieanlagen optimieren den Betrieb ihrer Kraftwerke im Zusammenhang mit ihrem eigenen Stromverbrauch. Zudem gibt es vertragliche Verpflichtungen zur Bereitstellung von Systemdienstleistungen, wie beispielsweise Regelenergie.
Verwendete Quellen:
https://www.zeit.de/news/2025-03/02/abnehmer-dringend-gesucht-strom-2024-haeufiger-ramschware
https://www.pv-magazine.com/2025/01/06/germany-records-457-hours-of-negative-electricity-prices-in-2024/
https://www.cleanenergywire.org/news/households-dynamic-power-tariffs-see-increased-savings-potential-renewables-share-rises-provider
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/20241018_Netzkosten.html