19.10.2024
Rettung der Meyer Werft: Ein Schritt für die maritime Industrie in Deutschland

Schiffbau: Landesregierung beschließt Einstieg bei der Meyer Werft

Die niedersächsische Landesregierung hat am 3. September 2024 den Einstieg bei der Meyer Werft beschlossen, einem der bekanntesten Schiffbauunternehmen Deutschlands, das sich in einer schweren finanziellen Krise befindet. Diese Entscheidung ist das Ergebnis monatelanger Verhandlungen zwischen Bund und Land, die darauf abzielen, die Werft zu retten und zahlreiche Arbeitsplätze zu sichern.

Die Meyer Werft, die vor allem für ihre Kreuzfahrtschiffe bekannt ist, hat mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen, die durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg verstärkt wurden. Die Krise hat nicht nur die Werft selbst, sondern auch die gesamte maritime Industrie in Deutschland betroffen, was zu einer Bedrohung von über 20.000 Arbeitsplätzen geführt hat. Dies umfasst sowohl direkte Beschäftigungsverhältnisse als auch die Arbeitsplätze in Zulieferbetrieben und anderen Dienstleistungsunternehmen, die von der Werft abhängig sind.

Finanzielle Unterstützung und Beteiligung

Die niedersächsische Landesregierung plant, für 200 Millionen Euro 40,4 Prozent der Anteile an der Meyer Werft zu erwerben. Der Bund wird ebenfalls einen ähnlichen Anteil übernehmen, während die Familie Meyer 19,2 Prozent der Anteile behalten wird. Diese finanzielle Unterstützung ist entscheidend, um die Werft durch die aktuelle Krise zu navigieren und eine langfristige Neuausrichtung zu ermöglichen.

Um die Werft weiter zu stabilisieren, benötigen Bund und Land Bürgschaften in Höhe von jeweils rund einer Milliarde Euro. Diese Bürgschaften sind notwendig, um neue Kredite für den Schiffbau zu erhalten und eine milliardenschwere Finanzierungslücke zu schließen. Finanzminister Gerald Heere (Grüne) betonte, dass dieses Engagement nicht nur für die Region, sondern auch für Niedersachsen und die gesamte Bundesrepublik von großer wirtschaftlicher Bedeutung sei.

Strukturen und Governance

Die Landesregierung hat angekündigt, dass die Meyer Werft in eine neue Struktur überführt wird, die den Anforderungen eines modernen Unternehmens gerecht wird. Dazu gehört die Schaffung eines Konzerns mit zwei Standorten in Papenburg und Rostock sowie die Einrichtung eines Konzernbetriebsrats und eines paritätisch besetzten Aufsichtsrats. Der Aufsichtsrat wird aus sechs Mitgliedern der Arbeitnehmerseite, einem Mitglied der Familie Meyer und fünf Mitgliedern von Bund und Land bestehen.

Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) erklärte, dass der Staat nicht die Absicht habe, dauerhaft Mehrheitsgesellschafter der Werft zu bleiben. Vielmehr sei dies ein Schritt zur Stabilisierung und zur Schaffung von Perspektiven für die Zukunft. Die Landesregierung plant, die Werft so schnell wie möglich wieder in private Hände zu übergeben, sobald sich die wirtschaftliche Lage verbessert.

Finanzierung und Auftragslage

Die Meyer Werft steht vor der Herausforderung, bis Ende 2027 fast 2,8 Milliarden Euro für die Finanzierung von Schiffsneubauten aufzubringen. Bis zum 15. September 2024 müssen die Einigungen zur Finanzierung stehen, um eine Insolvenz abzuwenden. Die Werft hat jedoch nicht an mangelnden Aufträgen gelitten; vielmehr sind viele Verträge vor der Pandemie abgeschlossen worden und berücksichtigen nicht die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise, die die Rentabilität der Projekte beeinträchtigen.

In der Schiffbauindustrie ist es üblich, dass 80 Prozent des Baupreises erst bei der Ablieferung des Schiffes gezahlt werden. Dies bedeutet, dass die Werft in der Zwischenzeit auf Kredite angewiesen ist, um die Baukosten zu decken. Diese finanzielle Struktur hat die Werft in eine prekäre Lage gebracht, die nun mit staatlicher Unterstützung überwunden werden soll.

Ausblick und Bedeutung für die Region

Die Entscheidung der Landesregierung, in die Meyer Werft einzusteigen, wird als entscheidender Schritt zur Sicherung der maritimen Industrie in Deutschland angesehen. Die Werft hat eine lange Tradition und spielt eine zentrale Rolle in der wirtschaftlichen Struktur der Region Emsland. Die Unterstützung durch den Staat wird als notwendig erachtet, um die wertvollen Arbeitsplätze zu erhalten und die Innovationskraft der Werft zu fördern.

Insgesamt zeigt die Situation der Meyer Werft, wie wichtig es ist, die maritime Industrie in Deutschland zu unterstützen, nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch um die technologischen Fähigkeiten und das Know-how in der Region zu bewahren. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie erfolgreich die Maßnahmen zur Rettung der Werft sein werden und welche langfristigen Perspektiven sich daraus ergeben.

Die Landesregierung hat betont, dass die Unterstützung für die Meyer Werft keine dauerhafte Lösung sein soll, sondern vielmehr ein Mittel zur Überbrückung der aktuellen Krise darstellt. Die Hoffnung ist, dass die Werft in naher Zukunft wieder auf eigenen Füßen stehen kann und möglicherweise neue Investoren anzieht, die bereit sind, in die Zukunft des Unternehmens zu investieren.

Die Meyer Werft ist nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber in der Region, sondern auch ein Symbol für die maritime Tradition Deutschlands. Ihre Rettung könnte somit nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle und soziale Auswirkungen haben, die weit über die unmittelbare Region hinausreichen.

Die Entscheidung der Landesregierung und des Bundes, sich an der Meyer Werft zu beteiligen, wird von vielen als notwendiger Schritt angesehen, um die Zukunft der Werft und der damit verbundenen Arbeitsplätze zu sichern. Die nächsten Schritte werden entscheidend sein, um die Weichen für eine erfolgreiche Neuausrichtung des Unternehmens zu stellen.

Mit diesen Maßnahmen wird die Landesregierung versuchen, die Meyer Werft aus der Krise zu führen und die maritime Industrie in Deutschland zu stärken. Die kommenden Monate werden zeigen, ob diese Strategie erfolgreich sein kann und welche neuen Perspektiven sich für die Werft und ihre Mitarbeiter ergeben.

Quellen:

https://www.zeit.de/news/2024-09/03/landesregierung-beschliesst-einstieg-bei-der-meyer-werft

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/schiffbau-landesregierung-beschliesst-einstieg-bei-der-meyer-werft-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-240903-930-222017

https://www.gn-online.de/niedersachsen/landesregierung-beschliesst-einstieg-bei-der-meyer-werft-549669.html

https://www.mt.de/regionales/niedersachsen/Scholz-An-Hilfe-fuer-Meyer-Werft-nicht-gezweifelt-23934997.html

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