Ein umfassendes Sanierungsprogramm steht der Deutschen Bahn bevor. Ausgangspunkt ist die fünfmonatige Generalsanierung der Riedbahn, die laut Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) am kommenden Samstag mit einem Festakt in Gernsheim ihren Abschluss findet. Wie die F.A.Z. berichtet, werden Bahnvorstandsmitglieder, darunter Richard Lutz, und der scheidende Bundesverkehrsminister Volker Wissing, an den Feierlichkeiten zum Abschluss des Pilotprojekts in Südhessen teilnehmen. Die Riedbahn zählt mit 300 Zügen pro Tag zu den meistgenutzten Strecken in Deutschland. Im Zuge der Sanierung wurden laut F.A.Z. unter anderem 117 Kilometer Gleise, 140 Kilometer Oberleitungen und 20 Bahnhöfe erneuert.
Die Sanierung der Riedbahn ist jedoch nur der erste Schritt. Bis 2031 sollen 40 weitere wichtige Strecken modernisiert werden, darunter die Verbindungen Berlin-Hamburg und Emmerich-Oberhausen, wie der Deutschlandfunk meldet. Die Strecke Berlin-Hamburg soll ab August 2025 für neun Monate gesperrt werden. Die F.A.Z. berichtet, dass die Bahn dort unter anderem die Erneuerung von über 180 Kilometern Gleisen und etwa 200 Weichen plant. Ob das hohe Tempo der Riedbahn-Sanierung jedoch beibehalten werden kann, ist fraglich.
Der Verband der Güterbahnen NEE äußert laut F.A.Z. Zweifel. Die Bedingungen auf der Riedbahn seien „nahezu perfekt“ gewesen, so Verbandsgeschäftsführer Peter Westenberger. Diese idealen Voraussetzungen seien jedoch auf den meisten der 40 noch ausstehenden Strecken nicht gegeben.
Ein entscheidender Faktor ist die Finanzierung. Die Deutsche Bahn benötigt laut F.A.Z. bis 2027 zusätzlich zu den bereits bewilligten 86 Milliarden Euro aus dem Jahr 2020 weitere rund 45 Milliarden Euro. Die Vorgängerregierung hatte den Betrag zunächst auf 40 und später auf 27 Milliarden Euro bis 2029 reduziert. Nach dem Scheitern der Haushaltsverhandlungen ist die Finanzierung nun jedoch völlig offen. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet, könnte dies die Generalsanierung deutlich verzögern. Auch die Zukunft des Deutschlandtickets ist gefährdet, da die Finanzierung über 2025 hinaus ungesichert ist.
Angesichts der unsicheren Finanzlage setzt die Deutsche Bahn laut F.A.Z. Prioritäten. Unter dem Motto „Bestandsnetz first“ werden Reparaturen am bestehenden Netz vorgezogen. Neubau- und Digitalisierungsprojekte werden zurückgestellt, was zu Konflikten mit einigen Landesregierungen führt, zum Beispiel in Baden-Württemberg.
Die Süddeutsche Zeitung berichtet über ein Prüfverfahren der Bundesnetzagentur, das die Angemessenheit der monatelangen Streckensperrungen untersucht. Die Behörde prüft am Beispiel der Riedbahn, ob Bahn und Staat alle Folgen ausreichend berücksichtigt haben.
Die Webseite der Riedbahn-Sanierung informiert über den aktuellen Stand der Arbeiten und den Schienenersatzverkehr. Dort wird hervorgehoben, dass die Generalsanierung der Riedbahn positive Auswirkungen auf das gesamte Schienennetz haben wird.
Die Deutsche Bahn AG meldete am 24. Oktober 2024, dass nach 100 Tagen Bauzeit ein wichtiger Meilenstein erreicht wurde: Der Großteil der Gleisbauarbeiten sei abgeschlossen und die Installation der Leit- und Sicherungstechnik habe begonnen. Die Züge sollen ab dem 15. Dezember wieder planmäßig verkehren.