19.10.2024
Rückgang der Kinderzahlen in Thüringer Kindertagesstätten

Statistik: Weniger Kinder in den Thüringer Kitas

In Thüringen ist ein Rückgang der Zahl der in Kindertagesstätten betreuten Kinder zu verzeichnen. Laut dem Statistischen Landesamt in Erfurt besuchten zum Stichtag Anfang März 86.538 Kinder eine Kita, was einem Rückgang von etwa 3.300 Kindern oder 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Insgesamt wurden in den 1.351 Kitas sowie bei Tagesmüttern 87.162 Kinder betreut.

Betreuungsquote der Unter-Sechsjährigen

Die Betreuungsquote der unter Sechsjährigen lag im März bei 77,5 Prozent, was einen Anstieg um 0,8 Punkte im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Im regionalen Vergleich zeigt sich, dass die kreisfreie Stadt Jena mit einer Betreuungsquote von 82,6 Prozent die höchste Quote aufweist, während Suhl mit 71,1 Prozent die niedrigste Quote verzeichnet. Diese Unterschiede können auf verschiedene Faktoren zurückgeführt werden, darunter die Verfügbarkeit von Kita-Plätzen und die demografische Entwicklung in den jeweiligen Regionen.

Demografischer Wandel und Prognosen

Das Thüringer Bildungsministerium hat Prognosen veröffentlicht, die einen weiteren Rückgang der Kinderzahlen in den Kindergärten vorhersagen. Der demografische Wandel, gekennzeichnet durch sinkende Geburtenzahlen und eine alternde Bevölkerung, wird als Hauptursache für diesen Trend identifiziert. Die Statistiker erwarten, dass die Zahl der Kindergartenkinder bis zum Jahr 2042 um insgesamt 11,3 Prozent sinken könnte. Besonders stark wird ein Rückgang bis 2030 prognostiziert, gefolgt von einem leichten Anstieg bis 2042.

Personal in den Kitas

Parallel zu den sinkenden Kinderzahlen ist auch die Anzahl des Kita-Personals zurückgegangen. Laut den aktuellen Statistiken verringerte sich die Zahl der Beschäftigten um 319 Personen oder zwei Prozent auf insgesamt 18.343. Interessanterweise hat sich die Zahl der männlichen Erzieher jedoch verdoppelt, sodass mittlerweile rund jeder 14. Beschäftigte in den Kitas ein Mann ist. Dies könnte auf eine sich verändernde Wahrnehmung des Erzieherberufs hinweisen, der zunehmend auch für Männer attraktiv wird.

Diskussion um Kita-Plätze und Betreuungsschlüssel

In Anbetracht der sinkenden Kinderzahlen wird in einigen Kommunen über die Schließung von Kitas oder den Abbau von Kita-Plätzen diskutiert. Dies hat zu einer intensiven Debatte im Thüringer Landtag geführt, in der Vorschläge zur Verbesserung des Betreuungsschlüssels erörtert werden. Ein neuer Gesetzesentwurf sieht vor, dass eine Erzieherin oder ein Erzieher künftig für weniger Kinder verantwortlich sein soll, um die Qualität der Betreuung zu erhöhen und kleine Kitas vor Schließungen zu bewahren.

Öffentliche Reaktionen und Ausblick

Die Reaktionen auf die aktuellen Entwicklungen sind gemischt. Während einige Politiker und Bildungsexperten die Notwendigkeit von Reformen im Kita-Bereich betonen, äußern andere Bedenken hinsichtlich der Finanzierung und der Umsetzung der neuen Betreuungsschlüssel. Der Kinderschutzbund hat sich positiv zu den Reformen geäußert und sieht in den neuen Regelungen eine Chance zur Verbesserung der frühkindlichen Bildung.

Die Situation in den Thüringer Kitas ist ein Spiegelbild der demografischen Veränderungen in Deutschland, die in vielen Regionen zu ähnlichen Herausforderungen führen. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um die Qualität der frühkindlichen Betreuung aufrechtzuerhalten und gleichzeitig auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren.

Quellen: dpa Thüringen, Statistisches Landesamt Thüringen, Thüringer Bildungsministerium.

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