19.10.2024
Rückgang im Möbelkauf: Verbraucher passen ihr Konsumverhalten an

Konsum: Verbraucher sparen bei Möbeln

Die deutsche Möbelindustrie sieht sich in diesem Jahr mit einem signifikanten Rückgang der Umsätze konfrontiert. Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland zeigen eine ausgeprägte Kaufzurückhaltung, insbesondere im Bereich Möbel. Der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) hat prognostiziert, dass die Branche in diesem Jahr mit einem nominalen Umsatzrückgang von 7 bis 9 Prozent rechnen muss. Diese Entwicklung ist besonders besorgniserregend, da die Preisbereinigung darauf hindeutet, dass das tatsächliche Minus noch höher ausfallen könnte.

Im ersten Halbjahr 2024 verzeichneten die Unternehmen der Möbelindustrie einen Umsatz von 8,3 Milliarden Euro, was einem Rückgang von fast 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders betroffen sind die Küchenmöbel- und Polstermöbelindustrie. Die Hauptursache für diese negative Entwicklung ist das anhaltend schlechte Konsumklima in Deutschland. Dies wird durch den Konsumklimaindex, der im August von den Marktforschern GfK und NIM erhoben wurde, untermauert. Der Index ist deutlich gesunken, was auf eine anhaltende Unsicherheit im Kaufverhalten der Verbraucher hinweist.

Preisanstieg und Kaufzurückhaltung

Ein weiterer Faktor, der zur Kaufzurückhaltung beiträgt, sind die gestiegenen Kosten für Personal und Energie, die in einer aktuellen Verbandsumfrage festgestellt wurden. Zudem haben sich die Rohstoffpreise, die in den Vorjahren stark angestiegen waren, auf einem hohen Niveau stabilisiert. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Endpreise der Möbel. Laut dem Statistischen Bundesamt sind Möbel im Vergleich zu 2020 erheblich teurer geworden. So kosteten Betten im Juli 2024 nahezu 21 Prozent mehr und Polstermöbel etwa 16 Prozent mehr als vor vier Jahren. Trotz einer Abschwächung der Preisdynamik sind moderate Preiserhöhungen nicht auszuschließen, wie VDM-Geschäftsführer Jan Kurth anmerkt.

Optimismus trotz Herausforderungen

Trotz der schwierigen Situation bleibt Kurth optimistisch. Er äußerte die Überzeugung, dass die Branche die Talsohle durchschritten hat. Die Hoffnung auf eine Besserung wird durch ein leicht verbessertes Geschäftsklima und steigende Reallöhne genährt. Interessanterweise berichten die Möbelhersteller, dass asiatische Online-Shopping-Portale wie Temu oder Shein keinen spürbaren Einfluss auf den Möbelkauf in Deutschland haben. Ein Großteil der Möbel wird nach wie vor im stationären Handel erworben, wobei etwa die Hälfte der hierzulande verkauften Produkte aus dem Ausland stammt.

Veränderungen im Konsumverhalten

Ein bemerkenswerter Trend ist, dass der private Konsum zunehmend in andere Bereiche fließt, insbesondere in Reisen. Nach den Investitionen in die eigenen vier Wände während der Pandemie scheinen viele Verbraucher nun bereit zu sein, ihr Geld in Urlaubsreisen und Freizeitaktivitäten zu investieren. Dies hat zu einem Rückgang der Umsätze in der Möbelbranche geführt. Bereits im vergangenen Jahr waren die Umsätze der Möbelhersteller zurückgegangen, und viele Unternehmen haben Kurzarbeit beantragt, um die finanziellen Belastungen zu bewältigen. Im August 2024 haben 38 Prozent der befragten Betriebe Kurzarbeit beantragt.

Insolvenzen und Unternehmensschrumpfung

Die Situation in der Möbelindustrie wird durch die Insolvenzen namhafter Unternehmen weiter verschärft. So stellte der bekannte Möbelhersteller Hülsta zum 1. Juni 2024 den Betrieb ein, und auch der Möbelhändler Opti-Wohnwelt sowie der Hersteller Schröder haben Insolvenzanträge gestellt. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Herausforderungen, mit denen die Branche konfrontiert ist.

Die Möbelindustrie hat in den letzten Jahren eine erneute Schrumpfung erlebt. Aktuell sind nur noch 417 Betriebe in der Branche tätig, im Vorjahr waren es noch 431. Zudem ist die Zahl der Beschäftigten von 75.300 auf 71.841 gesunken. Diese Zahlen sind alarmierend und spiegeln die Schwierigkeiten wider, mit denen die Branche kämpft.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die deutsche Möbelindustrie vor erheblichen Herausforderungen steht. Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher, steigende Preise und die Unsicherheit im Konsumklima haben zu einem spürbaren Umsatzrückgang geführt. Während einige Unternehmen optimistisch in die Zukunft blicken, bleibt abzuwarten, wie sich die Branche in den kommenden Monaten entwickeln wird. Die Veränderungen im Konsumverhalten und die Auswirkungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden entscheidend dafür sein, ob die Möbelindustrie sich erholen kann.

Quellen: dpa, VDM, Statistisches Bundesamt

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