Bei seinem Besuch des Ford-Werks in Köln am Dienstag plädierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für eine gemeinsame europäische Strategie zur Förderung von Elektroautos. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) meldet, unterstrich Scholz die Notwendigkeit einer EU-weiten Absatzförderung in Verbindung mit einem Ausbau der Ladeinfrastruktur in ganz Europa. Sollte die EU zustimmen, sei alternativ auch eine nationale Förderung der Elektroautoproduktion denkbar. Konkrete nationale Maßnahmen nannte er allerdings nicht. Die Zeit berichtet, dass die deutsche Kaufprämie für Elektroautos, der sogenannte „Umweltbonus“, Ende 2023 ausgelaufen ist. Seitdem ist die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen deutlich gesunken.
Der Besuch des Kanzlers fand im Schatten geplanter Stellenstreichungen bei Ford statt. Das Unternehmen plant, in den nächsten drei Jahren etwa 2.900 Stellen in Köln zu streichen – das entspricht etwa jedem vierten Arbeitsplatz. Derzeit beschäftigt Ford in Köln rund 12.000 Mitarbeiter. Ungefähr 8.000 Beschäftigte nahmen an einer Betriebsversammlung teil, bei der Scholz eine Rede hielt. Die Stimmung war angespannt, da viele Mitarbeiter um ihre Jobs fürchten. Ford produziert in Köln zwei neue Elektroauto-Modelle, deren Absatz jedoch stockt. Auch der Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel, nur 70 Kilometer von Köln entfernt, plant ebenfalls den Abbau von Tausenden von Arbeitsplätzen. Trotz dieser schlechten Nachrichten betonte Scholz Deutschlands Bedeutung als Industriestandort und versprach, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern.
Ford investierte erst relativ spät in die Elektromobilität, nachdem das Unternehmen lange auf Verbrennungsmotoren gesetzt hatte. Das Kölner Werk wurde für knapp zwei Milliarden Euro umgebaut und für die Produktion von Elektroautos umgerüstet. Im Juni dieses Jahres begann die Serienproduktion des ersten europäischen Ford-E-Autos für den Massenmarkt. Der Zeitpunkt erwies sich jedoch als ungünstig, da der Markt für Elektroautos schwächelt. Der Absatz des Ford Explorers, eines kleinen Elektro-SUVs, verläuft schleppend. Ford ist mit diesem Problem nicht allein; auch andere etablierte Autohersteller haben Absatzschwierigkeiten bei ihren Elektrofahrzeugen. Der Ford-Betriebsrat fordert neben einer Kaufprämie auch den Ausbau der Ladeinfrastruktur und bezahlbaren Strom, um die Nachfrage nach Elektroautos zu steigern.
Der Besuch von Scholz, der bereits im Juni 2023 zur Eröffnung des „Cologne Electric Vehicle Center“ bei Ford zu Gast war, wird als Zeichen der Solidarität mit den Beschäftigten interpretiert. Die Ford-Arbeitnehmervertreter erhoffen sich politische Impulse zur Stärkung der Elektromobilität. Scholz traf sich mit der Ford-Geschäftsführung und dem Betriebsrat zu einem Gespräch. Im Anschluss sprach er vor Tausenden von Zuhörern auf der Betriebsversammlung.
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