19.10.2024
Steigende Herausforderungen und Lösungsansätze für die Polizei
Arbeitsbelastung bei der Polizei

Arbeitsbelastung: Mehr Polizisten fühlen sich überlastet

Die Arbeitsbelastung bei der Polizei in Schleswig-Holstein hat in den letzten Jahren zugenommen, was sich in einer steigenden Anzahl von Überlastungsanzeigen niederschlägt. Laut einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage des SPD-Innenpolitikers Niclas Dürbrook stieg die Zahl der Überlastungsanzeigen von sechs im Jahr 2022 auf 23 im Jahr 2023. Im laufenden Jahr wurden bereits neun Überlastungsanzeigen registriert, was auf eine besorgniserregende Entwicklung hinweist.

Dürbrook äußerte sich besorgt über die Situation und betonte, dass kein Beamter leichtfertig eine Überlastungsanzeige stelle. Dies zeige, wie angespannt die Lage innerhalb der Polizei sei. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) geht davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch höher liegen, da Überlastungsanzeigen nicht systematisch erfasst würden. GdP-Landesvorsitzender Torsten Jäger stellte klar, dass die genannten Zahlen infrage gestellt werden müssten.

Forderungen nach Entlastung

Die SPD fordert eine Entlastung der Landespolizei, da die aktuelle Situation nicht tragbar sei. Trotz der anhaltend hohen Überstunden von rund 500.000 Stunden pro Jahr und mehr als 200.000 Krankheitstagen sei die Landesregierung bisher nicht bereit gewesen, eine Debatte über notwendige Entlastungsmaßnahmen zu führen. Dürbrook wies darauf hin, dass die großen Fehlzeiten beim wichtigen Einsatztraining ebenfalls alarmierend seien und sofortige Maßnahmen erforderlich seien.

Psychische Belastungen und ihre Folgen

Die psychischen Belastungen, denen Polizeibeamte ausgesetzt sind, sind erheblich. Die ständige Konfrontation mit Gewalt, Unfällen und anderen belastenden Situationen führt häufig zu emotionaler Erschöpfung und kann langfristig zu psychischen Erkrankungen wie Burnout oder posttraumatischen Belastungsstörungen führen. Viele Polizisten berichten von Schlafstörungen, Reizbarkeit und einem allgemeinen Gefühl der Überforderung.

Die Gewerkschaften fordern daher nicht nur eine Aufstockung des Personals, sondern auch ein verbessertes Gesundheitsmanagement innerhalb der Polizei. Eine frühzeitige Erkennung von psychischen Belastungen und die Bereitstellung von Unterstützungsangeboten sind entscheidend, um die Gesundheit der Beamten zu schützen und die Leistungsfähigkeit der Polizei aufrechtzuerhalten.

Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen

Die Herausforderungen für die Polizei nehmen nicht nur in Schleswig-Holstein zu. Auch in anderen Bundesländern, wie beispielsweise in Berlin, ist die Situation ähnlich. Dort klagen Polizeibeamte über eine hohe Anzahl an Überstunden und einen Mangel an Personal. Die Gewerkschaft der Polizei in Berlin berichtet von 2,5 Millionen Überstunden, die nicht abgebaut werden können, was die Belastung der Beamten weiter erhöht.

Zusätzlich zu den alltäglichen Herausforderungen kommen immer wieder neue Einsatzfelder hinzu, die die Polizei zusätzlich beanspruchen. Demonstrationen, Großveranstaltungen und die Bewältigung von Konflikten in der Gesellschaft erfordern eine ständige Einsatzbereitschaft der Polizeikräfte. Die Situation wird durch die gesellschaftlichen Spannungen, die durch Themen wie Migration, Klimaschutz und geopolitische Konflikte entstehen, weiter verschärft.

Schlussfolgerung

Die steigende Arbeitsbelastung und die damit verbundenen Überlastungsanzeigen bei der Polizei sind ein ernstzunehmendes Problem, das dringend angegangen werden muss. Die Forderungen nach einer Entlastung der Beamten und einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind nicht nur notwendig, um die Gesundheit der Polizisten zu schützen, sondern auch um die Sicherheit der Bevölkerung langfristig zu gewährleisten. Es bleibt abzuwarten, ob die Landesregierung und die politischen Entscheidungsträger bereit sind, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Situation zu verbessern.

Quellen: dpa, Zeit Online, Flensburger Tageblatt

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