20.1.2025
Steillagen-Weinbau: Hotspot der Artenvielfalt in Gefahr

Weinbau in Steillagen: Ein Hotspot der Artenvielfalt in Deutschland

Der Weinbau in Steillagen prägt nicht nur das Landschaftsbild vieler deutscher Weinanbaugebiete, sondern spielt auch eine wichtige Rolle für die Artenvielfalt. Wie Untersuchungen zeigen, bieten die steilen Weinberge Lebensraum für eine überraschend große Zahl an Tier- und Pflanzenarten.

Artenreichtum in den Steillagen

Wie das Julius Kühn-Institut berichtet, wurden bei Erhebungen im Steillagen-Weinbau an der Mosel mehr als 170 Wildbienenarten nachgewiesen. Laut Dr. André Krahner vom JKI liegt dies "weniger an den Weinreben selbst als an den kleinteiligen Strukturen und der für Bienen attraktiven Vegetation zwischen den Reben". Auch Schmetterlinge profitieren von den Steillagen - allein im Klotten-Treiser-Moseltal konnten Forschende 58 Tagfalterarten bestimmen.

Besonders bemerkenswert: Ein großer Teil der gefundenen Arten gilt als gefährdet. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, stehen 30 Prozent der nachgewiesenen Wildbienenarten sowie 52 Prozent der Tagfalterarten auf der Roten Liste Deutschlands. "Der Steillagenweinbau, insbesondere wenn er in Querterrassen mit blütenreichen Böschungen angelegt ist, ist ein Refugium für gefährdete Insektenarten", fasst Prof. Dr. Thomas Schmitt vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut die Ergebnisse zusammen.

Bedeutung und Herausforderungen des Steillagenweinbaus

Wie Matthias Dempfle vom Deutschen Weininstitut während der 68. Rheingauer Weinbauwoche erläuterte, fallen rund 15.000 Hektar und damit etwa 14 Prozent der deutschen Rebfläche unter die Definition einer Steillage mit einer Hangneigung von mehr als 30 Prozent. Diese Flächen sind laut Dempfle ein "wissenschaftlich nachgewiesener Hotspot der Artenvielfalt".

Allerdings stellt der Steillagenweinbau die Winzer auch vor große Herausforderungen. Wie die FAZ berichtet, ist der Arbeitsaufwand in steilen Weinbergen um ein Vielfaches höher als in Flachlagen. Während für die Bearbeitung eines Hektars Weinberg in der Ebene nur etwa 200 bis 250 Stunden benötigt werden, sind es in der Steillage je nach Mechanisierungsgrad 800 bis 1.600 Stunden. Dies führt zu deutlich höheren Produktionskosten.

Förderung und Zukunft des Steillagenweinbaus

Um den Erhalt der wertvollen Steillagen zu sichern, gibt es verschiedene Förderprogramme. Wie das Deutsche Weininstitut mitteilt, unterstützen die EU und die Bundesländer die Bewirtschaftung oder Modernisierung von Steillagen finanziell. Zudem fördert der Bund von 2022 bis 2026 Steillagenforschungsprojekte mit 1,5 Millionen Euro.

Trotz der Herausforderungen sehen viele Winzer die Bedeutung der Steillagen. Einige, vor allem junge Betriebsnachfolger, legen gezielt neue Weinberge in Steillagen an, wenn sie dort das besondere Terroir und die damit verbundene Weinqualität erkennen. Dennoch bleibt der demografische Wandel eine Herausforderung für den Erhalt der Steillagen.

Die Forschungsergebnisse unterstreichen die ökologische Bedeutung des Steillagenweinbaus. Sie zeigen, dass diese Form des Weinbaus nicht nur landschaftsprägend und kulturell wertvoll ist, sondern auch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leistet. Die Unterstützung und Weiterentwicklung nachhaltiger Bewirtschaftungsformen in den Steillagen bleibt daher eine wichtige Aufgabe für die Zukunft.

Quellen:

https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/wie-weinbau-in-steillagen-fuer-hotspots-der-artenvielfalt-sorgt-110239151.html

https://www.julius-kuehn.de/pressemitteilungen/pressemeldung/n/pi2022-18-weinbau-steillagen-der-mosel-sind-ein-hotspot-der-artenvielfalt

https://www.deutscheweine.de/news-medien/meldungen/meldung/549/steillagenweinberge-biotope-und-tourismus-magnete

https://www.tagesschau.de/wissen/klima/artenvielfalt-weinberg-101.html

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