19.10.2024
Streik bei Discover Airlines: Auswirkungen auf Fluggäste und Tarifkonflikt im Lufthansa-Konzern

Arbeitskampf ab Dienstag: Gewerkschaften bestreiken Lufthansa-Tochter Discover

Ab Dienstag, dem 27. August 2024, wird die Lufthansa-Tochter Discover Airlines von einem viertägigen Streik betroffen sein, der bis einschließlich Freitag, den 30. August, andauern soll. Die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) und Ufo haben die Piloten sowie das Kabinenpersonal zu diesem Arbeitskampf aufgerufen. Fluggäste müssen sich auf zahlreiche Flugausfälle und Verspätungen einstellen, da alle Abflüge aus Deutschland betroffen sind.

Die Airline hat bereits angekündigt, dass sie alles daran setzen wird, die Auswirkungen des Streiks für die Passagiere so gering wie möglich zu halten. Discover Airlines plant, möglichst viele Flüge durchzuführen und empfiehlt den Reisenden, regelmäßig ihren Flugstatus zu überprüfen sowie Kontaktdaten in ihren Buchungen zu hinterlegen. Im Rahmen des Streiks sind rund 270 Flüge auf der Kurz-, Mittel- und Langstrecke ab den Flughäfen Frankfurt und München vorgesehen.

Die genauen Zahlen zu den erwarteten Flugausfällen wurden von der Airline zunächst nicht veröffentlicht. Die Gewerkschaft Ufo geht jedoch davon aus, dass die Lufthansa durch die Umverteilung von Flügen auf andere Tochtergesellschaften die Auswirkungen des Streiks abfedern könnte.

Discover Airlines, die 2021 gegründet wurde, operiert mit einer Flotte von 27 Flugzeugen und bietet Flüge zu verschiedenen Urlaubszielen in Europa und Übersee an. Insgesamt beschäftigt die Airline etwa 1.900 Mitarbeiter, von denen eine unbekannte Anzahl gewerkschaftlich organisiert ist.

Hintergrund des Arbeitskampfs

Der aktuelle Arbeitskampf ist das Ergebnis eines Konflikts mit der Gewerkschaft Verdi, die bei der noch jungen Fluggesellschaft Tarifverträge für die Piloten und das Kabinenpersonal ausgehandelt hat. Die Forderungen der Gewerkschaften Ufo und VC unterscheiden sich inhaltlich kaum von dem bereits abgeschlossenen Vertrag mit Verdi, jedoch streben die Spartengewerkschaften an, eigene Tarifwerke durchzusetzen. Sie kritisieren, dass Verdi im Flugbetrieb nicht genügend Mitglieder hat und vom Lufthansa-Management als Tarifpartner eingesetzt wurde.

Bereits im vergangenen Winter hatten die Piloten der Vereinigung Cockpit in drei Runden gestreikt. Auch die Flugbegleitergewerkschaft Ufo hatte ihre Mitglieder zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, um Verhandlungen mit dem Management zu erzwingen.

Reaktionen der Airline und der Gewerkschaften

Die Airline hat den Streikaufruf der beiden Gewerkschaften scharf kritisiert. Discover Airlines bezeichnete den geplanten Streik als unverantwortlich, insbesondere in der Hauptreisezeit, da mit Verdi bereits Tarifverträge abgeschlossen wurden, die Gehaltserhöhungen von bis zu 38 Prozent für das Kabinenpersonal und rund 16 Prozent für die Piloten garantieren. Das Unternehmen betont, dass die einseitige Eskalation der Spartengewerkschaften nicht im Interesse der Mitarbeiter sei, sondern vielmehr um Macht und Einfluss gehe.

Die Gewerkschaften Ufo und VC hingegen argumentieren, dass sie seit anderthalb Jahren verhandeln und stets auf die Wünsche des Arbeitgebers eingegangen sind. Sie werfen der Airline vor, mit Verdi eine Einigung erzielt zu haben, die nicht die Interessen der Mitarbeiter widerspiegelt. Der Präsident der Vereinigung Cockpit, Dr. Andreas Pinheiro, äußerte, dass die Tarifierung mit Verdi, die keinen Rückhalt in der Belegschaft habe, nicht zu einer nachhaltigen Lösung führen könne.

Auswirkungen auf die Passagiere

Die Auswirkungen des Streiks auf die Flüge von Discover Airlines sind noch unklar, jedoch ist zu erwarten, dass viele Reisende von den Arbeitsniederlegungen betroffen sein werden. Die Airline hat angekündigt, am Montagnachmittag weitere Informationen zu den Flugausfällen bekanntzugeben. Bei einer ersten Streikwelle Anfang des Jahres konnten die Auswirkungen dank Unterstützung aus dem Lufthansa-Netzwerk weitgehend minimiert werden, dennoch führt der aktuelle Arbeitskampf zu steigenden Kosten für die Lufthansa-Gruppe.

Die Lufthansa musste ihr Gewinnziel für dieses Jahr senken, nachdem Streiks von Verdi im Tarifkonflikt für das Bodenpersonal im ersten Halbjahr zu direkten und indirekten Kosten von etwa einer halben Milliarde Euro geführt hatten.

Fazit

Der bevorstehende Streik bei Discover Airlines ist ein weiteres Kapitel im anhaltenden Tarifkonflikt innerhalb des Lufthansa-Konzerns, der in den letzten Jahren immer wieder von Arbeitskämpfen geprägt war. Die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Gewerkschaften und der Airline verdeutlichen die Herausforderungen, die in der Branche bestehen, insbesondere in Zeiten, in denen die Nachfrage nach Flugreisen hoch ist.

Die Passagiere werden aufgefordert, sich über ihre Flüge zu informieren und auf mögliche Änderungen vorbereitet zu sein. Die Situation bleibt angespannt, und es bleibt abzuwarten, wie sich die Verhandlungen zwischen den Gewerkschaften und der Airline entwickeln werden.

Quellen: dpa, Zeit Online, Tagesspiegel, Handelsblatt, F.A.Z.

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