Der mögliche Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad stellt einen schweren Schlag für den russischen Präsidenten Wladimir Putin dar und wirft Fragen zur Zukunft Syriens auf. Assad war für Putin nicht nur ein Verbündeter, sondern ein Symbol russischen Einflusses im Nahen Osten und der Fähigkeit, Verbündete zu schützen, wie die F.A.Z. berichtet. Die aktuellen Erfolge der Rebellen, beispielsweise die Einnahme von Aleppo und Hama, gefährden diese Position erheblich.
Russlands Intervention in Syrien begann 2015 mit dem erklärten Ziel, das Assad-Regime zu stützen und die „territoriale Integrität“ Syriens zu wahren. Der Einsatz, der von der russisch-orthodoxen Kirche, bekannt für ihre Nähe zum Kreml, sogar als „heiliger Kampf“ bezeichnet wurde, ermöglichte Assad die Konsolidierung seiner Macht. Putin präsentierte sich laut Friedrich Schmidt in der F.A.Z. dem Westen als effektiver Kämpfer gegen den Terrorismus und betonte die Bedeutung des russischen Engagements für die regionale Stabilität. Der vermeintliche Erfolg in Syrien schien Putins Strategie des entschlossenen und brutalen Auftretens gegenüber dem Westen zu rechtfertigen.
Die aktuelle Entwicklung in Syrien stellt diese Sichtweise jedoch in Frage. Der Vormarsch der Rebellen, die laut t-online von Islamisten dominiert werden, führt zu einem rapiden Zerfall der syrischen Armee. Wie t-online berichtet, desertieren Soldaten massenhaft und lassen Waffen und Ausrüstung zurück. Die Moral der Truppen scheint gebrochen, was auf einen Legitimitätsverlust des Assad-Regimes hindeutet. Selbst die Unterstützung durch Russland und den Iran scheint den Vormarsch der Rebellen nicht mehr aufhalten zu können. Die russische Botschaft in Damaskus hat laut F.A.Z. bereits russische Staatsbürger zur Ausreise aus Syrien aufgerufen.
Die taz analysiert die Situation und fragt nach der Möglichkeit eines freien Syriens. Die dominierende Rebellengruppe HTS präsentiert sich nach außen hin moderat und verspricht den Schutz von Minderheitenrechten. Ob diese Versprechen nach Erreichen der militärischen Ziele eingehalten werden, bleibt abzuwarten. Die taz hebt hervor, dass die HTS in Idlib bereits eine funktionierende Verwaltung etabliert hat und mit internationalen Hilfsorganisationen kooperiert.
Der Spiegel berichtet, dass die Rebellenoffensive auf Aleppo die Schwäche von Assads Verbündeten ausnutzt. Iran und die Hisbollah sind durch israelische Angriffe geschwächt, Russland durch den Krieg in der Ukraine gebunden. Diese Faktoren ermöglichten den Rebellen den Beginn ihrer Offensive und erhebliche Gebietsgewinne. Die Zukunft des Assad-Regimes ist laut Spiegel ungewiss.
Das ZDF berichtet über die zurückhaltende russische Haltung in Syrien und sieht darin eine Folge der veränderten Prioritäten Moskaus. Der Krieg in der Ukraine bindet russische Ressourcen, und der Kreml scheint nicht in der Lage, größere Operationen gleichzeitig in Syrien und der Ukraine durchzuführen. Wie Margarete Klein von der Stiftung Wissenschaft und Politik gegenüber dem ZDF erläutert, konzentriert sich Russland derzeit auf die Sicherung seiner Militärbasen in Syrien und hofft, mit minimaler militärischer Präsenz seine Position im Nahen Osten zu halten.
Die Bild-Zeitung bezeichnet einen möglichen Sturz Assads als Putins „Horror“. Der Verlust seines wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten wäre für Putin ein schwerer Schlag und ein Zeichen der Schwäche. Die Bild berichtet von der Entlassung eines russischen Generals und von Angriffen russischer Bomber auf die Rebellen. Ob diese Maßnahmen ausreichen, um das Assad-Regime zu retten, bleibt offen.
Auch Nachrichten.at berichtet über die prekäre Lage Assads und die Sorge der UNO vor einer erneuten Massenflucht. Ein Fall von Homs könnte laut Nachrichten.at das Ende für Assad bedeuten.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.): https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/assads-sturz-in-syrien-fuer-putin-ein-zeichen-der-schwaeche-110161352.html
- t-online: https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_100547454/assad-flieht-aus-syrien-es-endet-mit-einem-knall.html
- t-online: https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_100547334/krieg-in-syrien-das-regime-stirbt.html
- taz: https://taz.de/Offensive-in-Syrien/!6051182/
- Spiegel Online: https://www.spiegel.de/ausland/syrien-rebellenoffensive-auf-aleppo-ploetzlich-wankt-auch-wieder-das-regime-von-diktator-baschar-al-assad-a-dd2d132d-a07b-49e9-be74-19ac8682b853
- ZDF: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/russland-putin-syrien-rebellen-offensive-100.html
- Bild: https://www.bild.de/politik/ausland-und-internationales/syrien-assads-sturz-durch-rebellen-offensive-waere-putins-horror-674c4bcc6ee5aa76f748eb28
- Nachrichten.at: https://www.nachrichten.at/politik/aussenpolitik/stuerzt-jetzt-syriens-diktator-assad;art391,4006687
