19.10.2024
Zwischen Trauer und Repression: Der Kampf um Nawalnys letzte Ehre
In den letzten Tagen hat sich die Lage um den Tod des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny weiter zugespitzt. Ljudmila Nawalnaja, die Mutter des Verstorbenen, wurde nach langem Warten Zugang zu seinem Leichnam gewährt, jedoch nicht die Erlaubnis, diesen für eine Beerdigung in Empfang zu nehmen. In einem Video, das über soziale Netzwerke verbreitet wurde, äußerte sie sich zu den Umständen und warf den russischen Behörden Erpressung und die Absicht einer geheimen Beerdigung ihres Sohnes vor. Ljudmila Nawalnaja berichtete, dass sie 24 Stunden allein mit Ermittlern und Kriminalbeamten verbracht habe, bevor sie am Mittwochabend in die Leichenhalle in der Stadt Salechard im Norden Russlands gelassen wurde. Die Umstände, unter denen sie den Körper ihres Sohnes zu sehen bekam, sowie die Bedingungen, die ihr für die Beerdigung gestellt wurden, empfindet sie als gesetzeswidrig. Sie fordert die Herausgabe des Leichnams, um ihrem Sohn eine angemessene Beerdigung ermöglichen zu können. Die Umstände des Todes von Alexej Nawalny, der am Freitag der vergangenen Woche im Straflager unter nicht geklärten Bedingungen verstarb, lösen international Bestürzung aus. Die Familie Nawalnys und seine Mitarbeiter wurden erst am Samstag offiziell über seinen Tod informiert. Nawalnys Mutter erklärte, dass sie nun über den Abschluss der medizinischen Untersuchung informiert worden sei, einschließlich der Todesursache. Allerdings wurde diese nicht öffentlich genannt. Laut Angaben von Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch wurde auf dem Todesschein ein natürlicher Tod festgestellt. Nawalnys Frau Julia, sein Team und auch Menschenrechtler machen jedoch die russischen Behörden für den Tod Nawalnys verantwortlich. Nawalny hatte im Jahr 2020 einen Giftanschlag nur knapp überlebt. In Russland und international wächst der Druck auf die russischen Behörden, den Leichnam freizugeben. Rund 800 russisch-orthodoxe Geistliche und Laien forderten die Regierung in Moskau auf, den Leichnam für eine angemessene Beerdigung freizugeben und den Angehörigen die Möglichkeit zu geben, sich von Nawalny zu verabschieden und ihm ein christliches Begräbnis zu bereiten. In ihrem Appell erinnerten sie Präsident Wladimir Putin daran, dass es christliche Regeln für die Beerdigung gäbe und die Angehörigen einen Anspruch darauf hätten. Die russische Opposition und insbesondere die Anhänger Nawalnys sind in tiefer Trauer und Sorge um die Wahrung der Menschenrechte und rechtsstaatlicher Prinzipien in Russland. Nawalnys Tod wird als ein weiteres Zeichen für die zunehmende Repression und Unterdrückung von Kritikern der russischen Regierung gesehen.
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