19.10.2024
Tren de Aragua Aufstieg und Einfluss einer venezolanischen Verbrecherbande

Was hat es mit der Verbrecherbande „Tren de Aragua“ auf sich?

Die venezolanische Verbrecherbande „Tren de Aragua“ hat in den letzten Jahren verstärkt internationale Aufmerksamkeit erregt. Ihr Name taucht im Zusammenhang mit Drogenhandel, Menschenhandel, Schutzgelderpressung und brutalen Verbrechen auf. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Namen „Tren de Aragua“ und wie konnte sich diese Bande zu einer der mächtigsten kriminellen Organisationen Südamerikas entwickeln?

Entstehung und Aufstieg im Schatten der Krise

Die Bande entstand Anfang der 2010er Jahre in der venezolanischen Stadt Tocorón, genauer gesagt innerhalb der Mauern des dortigen Gefängnisses. Ursprünglich eine kleine Gruppe von Gefängnisinsassen, die sich durch Schutzgelderpressung und Schmuggel innerhalb des Gefängnisses Vorteile verschafften, wuchs die „Tren de Aragua“ mit dem zunehmenden Chaos und der wirtschaftlichen Misere in Venezuela zu einer einflussreichen Macht im organisierten Verbrechen heran.

Die Krise in Venezuela, die mit Hyperinflation, Lebensmittelknappheit und dem Zusammenbruch staatlicher Strukturen einherging, begünstigte das Entstehen und Gedeihen krimineller Organisationen. Die „Tren de Aragua“ nutzte die allgemeine Perspektivlosigkeit und Anarchie, um ihren Einflussbereich stetig zu erweitern.

Vom Gefängnis in die Welt: Die „Tren de Aragua“ international

Lange Zeit beschränkte sich der Aktionsradius der „Tren de Aragua“ auf Venezuela. Doch mit der Zeit begannen die Kriminellen, ihre Fühler auch über die Landesgrenzen auszustrecken. Die Flucht von Millionen Venezolanern vor der Krise spielte ihnen dabei in die Hände. Die „Tren de Aragua“ infiltrierte die Flüchtlingsströme und rekrutierte neue Mitglieder, baute internationale Schmuggelrouten auf und dehnte ihren Einfluss auf die Nachbarländer aus.

Wie die FAZ berichtet, häufen sich die Hinweise auf eine Zusammenarbeit der „Tren de Aragua“ mit dem brasilianischen PCC, einer der größten Verbrecherorganisationen Brasiliens. Der Norden Brasiliens, insbesondere der Bundesstaat Roraima, der an Venezuela grenzt, hat sich zu einem wichtigen Drogenumschlagplatz entwickelt. Die „Tren de Aragua“ soll dabei eng mit dem PCC kooperieren und den Schmuggel von Kokain aus Kolumbien über Venezuela nach Brasilien organisieren.

Doch nicht nur in Brasilien, auch in anderen Ländern Südamerikas ist die „Tren de Aragua“ mittlerweile aktiv. In Kolumbien, Peru, Ecuador und Chile wurden Mitglieder der Bande verhaftet. Die „Tren de Aragua“ ist zu einem transnationalen kriminellen Netzwerk herangewachsen, das die Sicherheitsbehörden vor große Herausforderungen stellt.

Brutale Methoden und die Angst vor dem „Todeszug“

Die „Tren de Aragua“ ist bekannt für ihre Brutalität und Rücksichtslosigkeit. Entführungen, Erpressungen, Folter und Mord gehören zum Repertoire der Bande. Wer sich der „Tren de Aragua“ in den Weg stellt, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Der Name der Bande, der übersetzt „Zug von Aragua“ bedeutet, ist in vielen Teilen Südamerikas zum Synonym für Angst und Schrecken geworden.

Die venezolanischen Behörden versuchen seit Jahren, der „Tren de Aragua“ Herr zu werden. Doch die Korruption innerhalb der Sicherheitskräfte und des Justizsystems erschwert die Bekämpfung der organisierten Kriminalität enorm. Immer wieder gibt es Berichte über Verbindungen zwischen staatlichen Stellen und kriminellen Banden.

Die „Tren de Aragua“ und die politische Instrumentalisierung

Die „Tren de Aragua“ ist nicht nur ein Sicherheitsproblem, sondern auch ein Politikum. Politiker in aller Welt nutzen die Angst vor der venezolanischen Verbrecherbande, um schärfere Migrationsgesetze zu fordern oder ihre politische Agenda voranzutreiben.

So bezeichnete Donald Trump im US-Wahlkampf 2024 die Stadt Aurora im Bundesstaat Colorado als „Kriegsgebiet“, das von venezolanischen Gangmitgliedern „eingenommen und erobert“ worden sei. Er versprach, die Stadt im Falle seiner Wiederwahl „von den Venezolanern zu befreien“. Obwohl Trumps Aussagen mit Vorsicht zu genießen sind, zeigen sie doch, wie die „Tren de Aragua“ zum Spielball politischer Interessen geworden ist.

Die Zukunft der „Tren de Aragua“

Die „Tren de Aragua“ ist ein Produkt der Krise in Venezuela. Solange die politische und wirtschaftliche Situation in Venezuela ungelöst bleibt, ist es unwahrscheinlich, dass die Bande dauerhaft geschwächt werden kann. Im Gegenteil: Die „Tren de Aragua“ könnte ihren Einflussbereich weiter ausdehnen und zu einer Bedrohung für die gesamte Region werden.

Die Bekämpfung der „Tren de Aragua“ erfordert ein koordiniertes Vorgehen der internationalen Gemeinschaft. Es braucht eine Stärkung der Justizsysteme in den betroffenen Ländern, eine konsequente Verfolgung von Korruption und Geldwäsche sowie eine Bekämpfung der Ursachen von Flucht und Migration. Nur so kann es gelingen, die Macht der „Tren de Aragua“ und anderer krimineller Organisationen einzudämmen.

Quellen:

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